Internet-Handel Wann Internethandel ins Geld gehen kann

Saarbrücken/Neunkirchen/Saarlouis/St.Wendel/Merzig/Homburg · Gebührenfreies, schnelles Handeln von Wertpapieren per Tablet oder Smartphone: Das versprechen diverse Neo-Broker. Doch die beliebten Trading-Apps, warnt die Verbraucherzentrale des Saarlandes, bergen viele Risiken.

 Der schnelle Internethandel per Smartphone oder Tablet verleitet so manchen auch zum Zocken. Zudem locken oft vermeintlich kostenlose Angebote.

Der schnelle Internethandel per Smartphone oder Tablet verleitet so manchen auch zum Zocken. Zudem locken oft vermeintlich kostenlose Angebote.

Foto: dpa/Fabian Sommer

Überall und rund um die Uhr mit Wertpapieren handeln und das mit einem Klick oder Wisch auf dem PC oder Smartphone – damit werben so genannte Neo-Broker. „Investiere provisionsfrei“ und „gebührenfreies Handeln“, locken die Portale und Apps mit vermeintlichen Gratisangeboten.

Die Verbraucherzentrale (VZ) des Saarlandes warnt jedoch vor den Kosten und Risiken des schnellen Wertpapierhandels: „Was auch immer Händler versprechen: Kein Angebot ist wirklich kostenlos. Meist verdienen die Broker an Provisionen.“ In der Regel würden diese bei rund drei Euro pro Kundenorder liegen, könnten sich aber, abhängig von Handelsumsatzgrößen, auch auf mehr als 17 Euro belaufen. Auf alle Fälle müssten die Markler ihre Provisionen den Kunden gegenüber offenlegen.

Trading-Programme auf für  Computer oder Smartphone gibt es übrigens bereits seit Ende der 90er Jahre, als die ersten Discount-Broker am Markt aktiv wurden. Neu ist dagegen, dass die Markler nun nur noch über derartige Apps via Smartphones erreichbar seien, weiß die VZ Saar. Viele Anbieter möchten die Nutzer zu ständigem Agieren animieren: „Je aktiver der Anleger handelt, desto ertragreicher wird das Geschäftsmodell, erklärt VZ-Saar-Berater Thomas Beutler und ergänzt: „Hier ist ein klarer Interessenkonflikt zu erkennen. Denn eine hohe Aktivität führt in aller Regel langfristig zu Verlusten. Nicht umsonst sagt man ‚Hin und her macht Taschen leer‘.“

Die Stiftung Warentest hat indes mehrere Smartphone-Broker über Monate hinweg ausprobiert. Das Ergebnis: Der Handel habe weit­gehend reibungs­los funktioniert. Die Befürchtung, dass die Gebührenfreiheit mit einer größeren Handels­spanne beim Kauf und Verkauf einhergeht, habe sich als unbegründet erwiesen. Allerdings gebe es Einschränkungen bei den Handels­plätzen. „Das Angebot an Wert­papieren ist somit geringer als bei den meisten Direkt­banken, dürfte den meisten Anlegern aber ausreichen“, sagen die Tester.

Für Thomas Beutler von der VZ Saar steht indes fest: „Gegen günstige Gebühren ist nichts zu sagen. Irgendwo müssen Anbieter aber auch Geld verdienen. Hier sollte man unbedingt genauer hinschauen, so dass es nicht zu Interessenkonflikten kommt.“

Zu den weiteren Risiken des schnellen Wertpapierhandels gehöre, dass Trading-Apps sogar zum „Zocken“ verführen könnten, warnen die Experten. Schnelle Gewinne sind jedoch nur bei hoch riskanten Anlagen möglich. Und schließlich schränken einige Neo-Broker den Wertpapierhandel ein, indem sie Kauf- und Verkaufsaufträge nicht an allen Börsen zulassen. Grund dafür sind exklusive Vertriebsvereinbarungen. Dabei seien Trading-Portale oder -Apps für langfristige Anlageentscheidungen gar nicht notwendig.

„Handeln Sie nur zu den regulären Börsenöffnungszeiten“, lautet ein weiterer Tipp der VZ Saarland. Ansonsten könnten die Transaktionskosten besonders hoch sein. Zudem sollten Anleger An- und Verkaufskurse an verschiedenen Handelsplätzen vergleichen. Darüber hinaus sollen so genannte „Klumpenrisiken“ vermieden werden. Also niemals alles in eine einzige Anlage stecken.

Nicht zuletzt warnen die Experten vor unseriösen Handels-Plattformen, die ausdrücklich von den Smartphone-Brokern zu trennen sind. So liegen den Verbraucherzentralen Fälle vor, bei denen die Betroffenen regelrecht über den Tisch gezogen wurden. „Unseriöse Online-Handel-Plattformen ködern im Internet mit lukrativen Anlagegeschäften und Kursspekulationen“, heißt es weiter. Nach anfänglichen Erfolgen würden viele Anleger nur noch Verluste beklagen. Und bei Gewinnen verzögerten oder verweigerten die Anbieter die Auszahlung oder würden gar nicht mehr reagieren.

Oft würden diese Plattformen mit aufwändigen Internetseiten, die persönliche Erfolgsgeschichten erzählen, prominenten Namen oder durch die Verwendung von Logos bekannter Medien Seriosität vortäuschen. Da etliche dieser Anbieter im Ausland registriert sind, haben Verbraucher kaum eine Chance, an ihr Geld zu kommen.

Um unseriöse Online-Handel-Plattformen zu erkennen, sollten die Anleger zunächst prüfen, ob der Anbieter eine EU-Lizenz besitzt, empfiehlt die VZ Saarland. Auf der Internetseite der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ist hierzu eine Übersicht zu finden. Zudem sollte nur Geld bei Plattformen angelegt werden, die ein Impressum besitzen. Dort müssten auch die Kontaktdaten wie die Anschrift, ein Vertretungsberechtigter und eine E-Mail-Adresse angegeben sein und es muss einen Verweis auf das Handelsregister mit entsprechender Nummer geben.

Beim Registrieren auf unseriösen Plattformen müssten die Nutzer meistens eine Telefonnummer angeben und man erhalte dann zeitnah einen Anruf von einem angeblichen Broker – oft über Rufnummern aus dem Ausland, die in der Regel nicht zurückgerufen werden können, weiß die VZ Saar. Schließlich rät sie denjenigen, die einem Betrug aufgesessen sind, Anzeige zu erstatten.

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