Betriebssystem ist schon bald zu haben Diese Neuerungen bringt Windows 11

Redmond · Android-Nutzer können sich auf ein Schmankerl gefasst machen. Neuerungen gibt es auch bei der Videokonferenz-Software Teams.

 Das Startmenü befindet sich bei Windows 11 erstmals in der Mitte des Desktops. Weitere Neuerung: Microsoft öffnet sein Betriebssystem für Android-Anwendungen. Bezogen werden können die zum Beispiel über den Appstore von Amazon.

Das Startmenü befindet sich bei Windows 11 erstmals in der Mitte des Desktops. Weitere Neuerung: Microsoft öffnet sein Betriebssystem für Android-Anwendungen. Bezogen werden können die zum Beispiel über den Appstore von Amazon.

Foto: dpa-tmn/Microsoft

Microsoft hat mit Windows 11 nach sechs Jahren eine neue Generation seines PC-Betriebssystems vorgestellt. Zu den Neuerungen gehört, dass auch Apps für Android-Smartphones auf den Computern genutzt werden können. Möglich wird das, weil Amazons Plattform zum Download von Android-Anwendungen in den neuen Windows Store integriert wird. Die Apps sind zwar für Smartphone-Chips auf Basis von Technologie des britischen Chipdesigners Arm entwickelt worden. Doch Microsoft will sie mit Software von Intel auch auf Notebooks und Laptops mit Windows 11 laufen lassen.

Teams wird integriert

Microsoft traut sich auch wieder verstärkt, eigene Programme mit dem Betriebssystem zu bündeln. So wird die Software Teams für Videokonferenzen in Windows integriert, samt eigenem Icon in der Taskleiste. Eingebaut wird über eine neue Xbox-App auch das hauseigene Spiele-Abo Games Pass.

Mit Windows 11 werden auch verschiedene Bedienelemente neu entworfen. Seit Microsoft mit Windows 95 den Start-Button einführte, war er unten links in der Ecke der Taskleiste zu finden – jedenfalls wenn Microsoft nicht versuchte, ihn loszuwerden, wie bei Windows 8. Nun zieht er in die Mitte um. Nutzer können das aber auch ändern.

„Snap-Layouts“ und „Snap-Groups“

Im Start-Menü öffnet sich jetzt statt der mit Windows 8 gekommenen „Live Tiles“-Kacheln eine Auswahl mit Programm-Symbolen und relevanten Dokumenten. Mit „Snap-Layouts“ kann man den Bildschirm in vorgefertigte Bereiche für verschiedene Apps teilen. Mit „Snap-Groups“ kann sich das neue Windows verschiedene App-Kombinationen merken.

Die Systemanforderungen von Windows 11 sollen laut Microsoft minimal bleiben. Das neue Betriebssystem braucht demnach mindestens 4 Gigabyte Arbeitsspeicher, 64 GB Platz auf der Festplatte sowie einen Prozessor mit mindestens zwei Kernen und einer Taktfrequenz von einem Gigahertz. „Viele PCs, die weniger als vier Jahre alt sind, können auf Windows 11 aktualisiert werden“, schrieb Microsoft dazu.

Windows 10 ist sechs Jahres alt

Derzeit laufen weltweit die meisten Laptops und Desktop-Computer mit Windows. Das Mitte 2015 veröffentlichte Windows 10 hat inzwischen ältere Versionen weitgehend verdrängt und läuft laut Marktforschern auf 80 Prozent der Windows-Computer.

 Windows 11 erscheint in neuem Design.

Windows 11 erscheint in neuem Design.

Foto: dpa/Microsoft

Das Marktforschungsunternehmen Forrester Research verwies darauf, dass das neue Windows in einer Ära des hybriden Arbeitens in Büro und Homeoffice auf den Markt kommt. Ein Sprecher begrüßte es, dass der grundlegende Software-Code noch von Windows 10 stamme – das mindere das Risiko, dass bisherige Programme und Geräte-Treiber wie einst bei Windows Vista nicht mehr funktionierten.

Geräte per Tastatur oder Touchscreen bedienen

Anders als Apple hält Microsoft daran fest, Windows-Geräte sowohl mit Tastatur als auch über Touchscreens bedienen zu lassen. Apple verzichtet bei seinen Mac-Computern konsequent darauf, die Steuerung per Bildschirm zu erlauben. App-Entwickler können unter Windows ihre eigenen Bezahlwege integrieren, erklärte der Konzern. Microsoft werde keine Abgabe dafür erheben. Diese Befreiung der Entwickler gilt allerdings nicht für Spiele, wie Microsoft später dem Technologieblog The Verge bestätigte.

„Die Welt braucht heute eine offenere Plattform“

Microsoft-Chef Satya Nadella setzte bei der Präsentation in einem Schlusswort große Ziele für das neue Windows. „Die Welt braucht heute eine offenere Plattform. Eine, die es Apps erlaubt, selbst zu Plattformen zu werden“, sagte er. Microsofts Anspruch sei, dass Windows 11 zur Basis für das nächste Web oder eine neue Software-Kategorie werde.

Nadellas Aufrufe zu mehr Offenheit und Auswahl haben Bedeutung in der aktuellen Debatte um das Geschäftsmodell von Apple und Google rund um Apps – mit Vorwürfen unfairen Wettbewerbs gegen beide Konzerne.

Als Entwickler der beiden Smartphone-Plattformen iOS und Android nehmen Apple und Google eine Abgabe von 15 bis 30 Prozent auf digitale App-Erlöse. Der Spieleanbieter Epic Games, der einen eigenen App Store auf dem iPhone betreiben will, zog dagegen vor Gericht. Ein Urteil steht nach dem jüngst abgeschlossenen Prozess in Kalifornien noch aus. Epic hatte in dem Verfahren Schützenhilfe von Microsoft bekommen.

Konkurrenz zu anderen Anbietern

Zugleich öffnet Microsoft mit der Integration der Videokonferenzsoftware Teams selbst eine Flanke für Kritik von konkurrierenden Anbietern. Schließlich beschwerte sich der Rivale Slack schon vor einem Jahr bei der EU-Kommission über die Bündelung von Teams mit Office-Büroprogrammen. Mit der Einbettung ins Betriebssystem geht Microsoft nun noch einen Schritt weiter.

Microsoft-Manager Yusuf Mehdi erklärte in einem Interview des Finanzdienstes Bloomberg, dass Konkurrenzdienste wie Slack oder Zoom von allen neuen Windows-11-Funktionen ebenfalls profitieren würden.

Kostenloses Update für Windows 10

Ein Erscheinungstermin für Windows 11 wurde nicht genannt – gerechnet wird damit ab Herbst, zusammen mit neuen Geräten von PC-Herstellern, auf denen das Betriebssystem vorinstalliert ist.

Neben neuen Geräten mit bereits vorinstalliertem Windows 11 wird Microsoft auch ein kostenloses Upgrade für Nutzer von Windows 10 anbieten. Der Updateplan für Geräte mit installiertem Windows 10 wird derzeit erstellt. Anfang 2022 könnte es losgehen.

(dpa)
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