Ein Finne auf den Spuren seines Saarbrücker Vaters

Saarbrücken/Pori · Als der Saarländer Peter Müller während des Zweiten Weltkriegs in Finnland stationiert war, verliebte er sich in Maj-Mirjam Lindroos. Die Finnin wurde schwanger, doch seinen Sohn sollte Peter Müller erst zwölf Jahre später kennen lernen.

LauriLindroos

LauriLindroos

1942 verlobten sich Peter Müller und Maj-Mirjam Lindroos im finnischen Pori. Doch zur Hochzeit kam es nie. Fotos: privat

1942 verlobten sich Peter Müller und Maj-Mirjam Lindroos im finnischen Pori. Doch zur Hochzeit kam es nie. Fotos: privat

Lauri Lindroos ist Finne, und doch hat er manchmal Sehnsucht nach dem Saarland, der Heimat seines Vaters - den er allerdings kaum gekannt hat. Lindroos' Vater Peter Müller, 1905 in Saarbrücken geboren, war während des Zweiten Weltkriegs von 1942 bis 1944 im finnischen Pori stationiert. Am Theater von Pori lernte er Maj-Mirjam Lindroos kennen, eine junge Frau von 24 Jahren, die Gesang studierte und kleine Rollen übernahm. Die beiden verliebten sich, im April 1942 folgte die Verlobung. Zur Hochzeit kam es jedoch nie. Müller bekam keine Heiratserlaubnis aus Deutschland. Im September 1944 musste er Finnland schließlich verlassen. "Die erzwungene Abreise kam völlig überraschend und hat alle Zukunftspläne zerstört", sagt Lauri Lindroos.

Maj-Mirjam blieb allein zurück - schwanger und völlig ahnungslos, was mit dem Vater des Kindes geschehen würde. "Jegliche Korrespondenz zwischen Deutschen und Finnen wurde wegen der Kriegshandlungen unterbrochen", erzählt Lindroos. Lauri kam somit im Dezember 1944 als uneheliches Kind eines deutschen Soldaten auf die Welt. "Das war natürlich ein Problem damals", sagt er. "Bräuten und Kindern deutscher Soldaten drohte die Festnahme, ja sogar Lagerhaft." Deshalb blieb im Kirchenbuch von Pori bei der Frage nach dem Vater ein weißer Fleck. Eine Gefälligkeit des Pfarrers, der ein guter Freund der Familie war.

Peter Müller war 1945 in Norwegen in Gefangenschaft geraten, 1947 kehrte er nach Saarbrücken zurück, wo er in der Bahnhofstraße 2 einen kleinen Feinkostladen eröffnete. Maj-Mirjam Lindroos lernte nach Kriegsende einen anderen Mann kennen und heiratete. Doch 1956 begab sie sich auf die Suche nach dem leiblichen Vater ihres Kindes. Über die finnische Heilsarmee bekam sie schließlich seine Adresse heraus. Ein Jahr später machte sich der 12-jährige Lauri gemeinsam mit seinem Großvater - denn er sprach kein Wort Deutsch - auf den Weg nach Saarbrücken. Noch heute habe er Tränen in den Augen, wenn er sich an die erste Begegnung erinnere, sagt Lindroos: "Ich habe nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass er mein Vater ist."

Einen ganzen Sommer verbrachte Lauri bei seinem Vater, half ihm im Laden, ging baden und spazierte durch die Altstadt Saarbrückens. "Ich hatte einen fantastischen Sommer. Ich habe heute noch Sehnsucht nach Saarbrücken", schwärmt er. Doch Reibereien blieben nicht aus. "Mein Vater und ich waren uns sehr ähnlich, beide jähzornig und dickköpfig." Ein Streit ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: Sein Vater wollte ihm kurze Lederhosen kaufen, wie sich das in seinen Augen für Jungen gehörte, der junge Lauri bestand auf Jeans. Im September kehrte Lauri nach Finnland zurück, das neue Schuljahr begann. Danach sah er seinen Vater nie wieder. "Die Zeit ist einfach davon gelaufen." Lindroos heiratete jung, Kinder und Karriere gingen vor, und als er Ende der 60er Jahre wieder den Kontakt suchte, war es zu spät. Peter Müller war 1967 in Saarbrücken gestorben.

Heute, mit fast 70 Jahren, lassen ihm seine saarländischen Wurzeln keine Ruhe. Er will mehr erfahren über den Vater, den er kaum kannte. Doch da er nie als dessen leiblicher Sohn anerkannt worden war, gestalten sich seine Nachforschungen schwierig. Nun hofft er, über die SZ Freunde oder Verwandte von Peter Müller zu finden. Lindroos erinnert sich, dass sein Vater im Sommer 1957 mit Katharina Wilhelmine Müller, geborene Klein, zusammenlebte. Katharina Müller hatte auch eine Schwester, außerdem eine Nichte von etwa zehn Jahren und einen Neffen im Alter von 13 Jahren, der möglicherweise Bertil hieß.

Wenn Sie Hinweise zu Peter Müller geben können, schicken Sie eine E-Mail an k.gerstner@sz-sb.de oder rufen Sie an unter Tel. (06 81) 5 02 20 41.

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