Theater Wenn ein Ehepaar die Rollen tauscht

Theley · Theaterverein Theley präsentierte das Stück „Alles, was das Herz begehrt“.

 Wieder auf der Bühne und gleich in Spiellaune: Stefan Wilhelm (Bildmitte) in einer turbulenten Szene mit Benno Wittler und Bärbel Rausch.

Wieder auf der Bühne und gleich in Spiellaune: Stefan Wilhelm (Bildmitte) in einer turbulenten Szene mit Benno Wittler und Bärbel Rausch.

Foto: Marion Schmidt

Nach wochenlangen Proben war das Ensemble des Theleyer Theatervereins richtig heiß auf das Theaterwochenende. Sie präsentierten zwei Vorstellungen  in der Sport- und Kulturhalle in Theley. Und an beiden Abenden war die Bude voll. Die große Bühne in der Halle war mit vereinten Kräften wieder hergerichtet worden. Der schwere, lange und weinrote Bühnenvorhang zauberte eine Theateratmosphäre in die nüchterne Sporthalle. Mit Requisiten wie einem Wohnschrank, Esstisch und Truhe im Stil Eiche-rustikal, einem Kaminofen und kleinen Pflänzchen verwandelte sich die Bühne in eine gutbürgerliche Stube. Es war die passende Kulisse für die Komödie „Alles, was das Herz begehrt“.

Im Mittelpunkt des Dreiakters aus der Feder von Beate Irmisch steht die Unternehmerfamilie Schmoller. Während sich Heinz Schmoller bemüht, den unrentablen Schreinereibetrieb wieder auf Vordermann zu bringen, managt Gattin Maria Schmoller rund um die Uhr den Haushalt und wird dabei von allen in vollen Zügen ausgenutzt. Die verwöhnte Tochter Betty hat überhaupt keine Zeit und Lust anzupacken, wichtige Termine wie Friseurbesuch und Joggen erlauben das nicht. Auch Opa Schmoller und Oma Kohl haben keine Zeit für den Haushalt. Er genießt mit altklugen Sprüchen sein Rentnerdasein, sie muss zur Yoga-Stunde. Und alle wähnen die Firma in sicherem Fahrwasser. Als Heinz Schmollers Pläne der Neuausrichtung der Firma im Bestattungssektor herauskommen, kracht es gewaltig im Hause Schmoller und endet in einer Wette der Eheleute. Heinz, bis dahin der über allem stehende Chef im Ring, sieht sich plötzlich als Hausmann am Bügelbrett wieder. „Das bisschen Haushalt mache ich doch mit links“, posaunt er siegessicher heraus. Unterdessen schlüpft Ehefrau Maria in die Rolle der Firmenchefin. Zwei Wochen soll sie den Betrieb managen. Über einen kleinen Flirt mit dem altbekannten Glasfabrikanten Kasimir Strunsel steigt sie in das Fenstergeschäft ein. Zur großen Überraschung entwickelt sie in der neuen Rolle wahres Unternehmertalent. Heinz hingegen scheint mit seiner neuen Aufgabe als Hausmann mehr und mehr überfordert zu sein. Und zwischen alle diesen Fronten verschaffen sich immer wieder der Geselle Hannes und die Sekretärin Luise wortwitzig Gehör. Hannes ist es auch, der der verwöhnten Tochter des Hauses mal den Spiegel vorhält. Der Rollentausch stellt nicht nur die Firma auf ein solides Fundament, sondern richtet auch die Familie neu aus. Heinz Schmoller erkennt plötzlich, dass das Hausfrauendasein ein undankbarer Job ist: „Ich hätte nicht gedacht, dass Hausfrauenarbeit so wenig respektiert wird.“

Regisseurin Elisabeth Peter ist es bestens gelungen, die Rollen maßgeschneidert ihren Vereinsmitgliedern zuzuschreiben. Benno Wittler gelang überzeugend und mit Wortwitz der Rollenwechsel vom souveränen Firmenboss zum überforderten Hausmann. Auch Bärbel Rausch zeigte großes Talent in ihrem Rollenwechsel von der braven Hausfrau zur taffen Firmenmanagerin. Mit Bravour meisterte  Joshua Becker seine Premiere auf der Bühne. Er mimte den Gesellen Hannes mit einer trockenen, humorvollen Art, von Aufregung keine Spur. Nach vielen Jahren Bühnenabstinenz wieder in der Truppe war Stefan Wilhelm. Die Rolle des lebensfrohen Glasunternehmers Kasimir Strunsel schien wie für ihn gemacht. Viele Lacher ernteten auch Lothar Peter als Opa Schmoller und Margit Jung als Oma Kohl. Jenny Lauer nahm man ihre Rolle als verwöhnte Tochter  gerne ab. Und Julia Jung bewegte sich bühnensicher in dem ganzen Tohuwabohu als Sekretärin und platzierte vornehm ihre Pointen.

Nach etwa zweieinhalb Stunden fiel der prächtige Bühnenvorhang, und die Zuschauer feierten mit anhaltendem Applaus die Schauspieler, die auch ihren Spaß hatten.

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