160 Jahre alte Fichte entwurzelt Kriege überstanden, aber Sabine nicht

Niederlinxweiler · Gerade jetzt fehlt sie Wanderern: Die 160 Jahre alte Fichte, die bis Februar am Weg zwischen Niederlinxweiler und Mainzweiler stand.

 Vom Sturm entwurzelt, gab das fachmännische Zerlegen des Baumes dessen Lebensgeschichte preis: Er zählte stolz 160 Jahre.

Vom Sturm entwurzelt, gab das fachmännische Zerlegen des Baumes dessen Lebensgeschichte preis: Er zählte stolz 160 Jahre.

Foto: Werner Butz

Die Kombination aus schönem Wetter und einem veränderten Corona-Alltag lockt viele Menschen raus in die Natur. Wer dieser Tage über den Verbindungsweg zwischen Mainzweiler und Niederlinxweiler spaziert, der mag sich schmerzlich daran erinnern, dass hier etwas fehlt: die Napoleonsfichte.

So wurde im Volksmund der imposant gewachsene Nadelbaum genannt, der am Rand des Wegs stand. „Früher lud die ,Dick Ficht’ so manchen Wanderer auf halber Strecken zwischen den Orten zum Verweilen ein“, erinnert ein Sprecher des St. Wendeler Umweltamtes. Inzwischen ist sie Geschichte.

Es war Anfang Februar, als Sturmtief Sabine über die Region hinwegfegte. Windböen mit Geschwindigkeiten von 90 Kilometern pro Stunde wurden beispielsweise in Tholey gemessen. Diesen konnten einige Bäume nicht standhalten. Auch im Stadtwald St. Wendel wurden Fichten, Tannen und Laubbäume entwurzelt.

Wie der Sprecher weiter berichtet, fiel die Napoleonsfichte quer auf die Straße. Es sei Revierförster Thomas Müller gewesen, der den Baum entdeckte. Daraufhin habe er ein Unternehmen damit beauftragt, die Fichte fachgerecht zu zerlegen.

„Nun war es erstmals möglich, das Alter der Fichte an dem verbliebenen Wurzelstumpf anhand ihrer Jahresringe zu bestimmen“, so der Sprecher. Jahresringe, so erläutert er, zeigen den Holzzuwachs innerhalb von zwölf Monaten, wobei im Frühjahr großlumige, im Spätjahr englumige Holzgefäße angelegt werden. Bei der Dick Ficht wurden 160 Jahresringe gezählt. „Demnach wurde der Baum in der Zeit rasch zunehmender Industrialisierung im Zuge preußischer Aufforstungsmaßnahmen um das Jahr 1860 gepflanzt und überdauerte neben dem Deutsch-Französischen-Krieg auch die beiden Weltkriege“, resümiert der Sprecher.

1938 wurde der Baum auf Verfügung des damaligen Landrates des Kreises St. Wendel zum Naturdenkmal erklärt. Seitdem war sie auch auf topographischen Karten als solches vermerkt. Der größte Stammdurchmesser der Fichte betrug 1,33 Meter, der Stammumfang am Wurzelstumpf erreichte stattliche 3,86 Meter. „Die Maße wurden zirka 90 Zentimeter über dem Erdboden gemessen“, erläutert der Sprecher. Die Höhe des Baumes lag bei fast 35 Metern.

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