Mit Einschlaf-Fußball ans Ziel

Bliesen · Bundestrainer sind wir derzeit ja alle ein bisschen. Ist es gut, Miro Klose draußen zu lassen? Sollte Philipp Lahm besser in die Abwehr? Wie aber sehen wirkliche Trainer die Auftritte der DFB-Elf? Um das herauszufinden, schaut ihnen die SZ beim Zugucken über die Schulter. Dieses Mal bei Peter Krämer vom SV Bliesen.

 Noch etwas skeptisch. Bliesens Spielertrainer Peter Krämer (links) schaute sich das deutsche Spiel gegen die USA mit SZ-Mitarbeiter Frank Faber an. Das Halbfinale traut Krämer Deutschland zu, das Endspiel nicht. Foto: B&K

Noch etwas skeptisch. Bliesens Spielertrainer Peter Krämer (links) schaute sich das deutsche Spiel gegen die USA mit SZ-Mitarbeiter Frank Faber an. Das Halbfinale traut Krämer Deutschland zu, das Endspiel nicht. Foto: B&K

Foto: B&K

Abpfiff in Recife. Deutschland hat die fußballerisch biedere USA mit 1:0 besiegt. "Es war nicht das beste Spiel der Deutschen, jedoch ist mit dem Gruppensieg das Ziel erreicht worden. Nur das zählt", lautet die Bilanz von Peter Krämer, dem Spielertrainer des Fußball-Bezirksligisten SV Bliesen. Richtig gut gefallen haben ihm nur die ersten 15 Minuten der DFB-Elf. "Das war variabel, und die Diagonalpässe waren sehr präzise", meint der der 36-Jährige. Deutschland habe aber viel zu früh das Tempo rausgenommen. Als "Einschlaf-Fußball" bezeichnet er das Gekicke ab der 20. Minute. "Die durchdachten Angriffe und Distanzschüsse fehlen. Weil ohne Tempo gespielt wird, kommt die USA immer wieder fast mit allen Spielern hinter den Ball", bemängelt Krämer. Der Auftaktpass beim Spielaufbau müsse nach vorne und nicht quer gespielt werden, würde seine Anweisung an die Kicker lauten. Das flügellahme Ballgeschiebe macht Krämer zudem an zwei Personalien fest. "Benedikt Höwedes ist kein Linksverteidiger und vor ihm hat Lukas Podolski seine Außenposition nicht gehalten oder zu überhastet die Bälle reingeflankt", kritisiert der Übungsleiter. Er würde deswegen für die zweite Hälfte umstellen und mit André Schürrle einen Spieler bringen, der gradlinig und schnell mit dem Ball in die Tiefe gehen könnte.

"Dass Podolski zur Pause raus muss, war klar, die Einwechslung von Miro Klose für ihn ist nachzuvollziehen", sagt Krämer. Groß auf Risiko müsse Deutschland nicht spielen. "Es muss nur mehr Dynamik in die Aktion rein", fordert der Spielertrainer. Dann das 1:0 durch Thomas Müller . Endlich sei mal etwas Unvorhergesehenes passiert, freut sich Krämer. "Die Ecke ist kurz und schnell ausgeführt worden. Damit kam die Verteidigung der USA sofort in große Schwierigkeiten", analysiert er die Entstehung des Siegtreffers. Was ihn wundert: Dass Bundestrainer Jogi Löw den zu behäbig agierenden Mesut Özil erst kurz vor Schluss rausnimmt.

Wie es weitergeht mit der deutschen Mannschaft? "Der Gruppensieg, drei Spiele keine Niederlage, so etwas bringt Ruhe in die Mannschaft rein und gibt den Spieler natürlich Selbstvertrauen", erklärt Krämer. Nun sei das Viertelfinale ein Muss. "Der nächste Gegner Algerien ist doch kein Fußballriese und deshalb geht Deutschland als Favorit in das Achtelfinalspiel", blickt er voraus. Das Halbfinale traut Krämer der DFB-Truppe zu, den Titelgewinn allerdings nicht. "Mein Favorit ist Brasilien. Der Heimvorteil wird wie bei der WM 2006 in Deutschland eine große Rolle spielen", prophezeit der Bliesener.

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