Die Bürger haben entschieden Der St. Wendeler Stadtrat wird in Zukunft bunter sein

St. Wendel · Während andere ein solches Ergebnis vermutlich mit knallenden Sektkorken feiern würden, herrschte bei der CDU St. Wendel am Sonntagabend ein klein wenig Katerstimmung. Zwar stand am Ende der Stadtratswahl eine absolute Mehrheit von 54,2 Prozent für die CDU zu Buche.

Jedoch drückte das Minus von 8,6 Prozent auf die Stimmung. „Es tut ein bisschen weh“, gestand Peter Schunath, amtierender Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion. „Jede Stimme, die man verliert, tut weh, weil uns ja die Menschen am Herzen liegen. Und bei allen, die uns nicht mehr gewählt haben, müssen wir uns fragen, wieso.“ Wenngleich die CDU von einem sehr hohen Niveau komme.

Am Montagabend wollte sich die CDU zusammensetzen „und das Ergebnis nüchtern analysieren“. Wenngleich man jetzt nicht im Tal der Tränen sei. „Wir haben nach wie vor die absolute Mehrheit.“ Und auch wenn der Stadtrat bunter werde „werden wir weiter die Politik machen, die zum Wohl der St. Wendeler Bürger ist“.

Positiv sieht Schunath die hohe Wahlbeteiligung im Saarland allgemein und speziell auch in St. Wendel (Europawahl 71,5 Prozent, Stadtratswahl: 70,7 Prozent). „Wenn ich sehe, dass wir deutschlandweit bei der Europawahl die höchste Wahlbeteiligung haben und bei der Kommunalwahl ja auch nicht schlecht liegen, ist das für mich ein positiver demokratischer Hinweis.“ Der führte dazu, dass 22 der insgesamt 39 Sitze im St. Wendeler Stadtrat an die CDU gehen. Die erzielte ihr bestes Ergebnis mit 64,9 Prozent in Urweiler, am schwächsten war die Union in Osterbrücken, wo lediglich 37,3 Prozent der Wähler ihr die Stimme gaben.

Auch die SPD, die zweitstärkste Kraft im Gremium der Kreisstadt bleibt, musste Verluste hinnehmen. 3196 St. Wendeler machten am Wahlsonntag ihr Kreuz bei den Sozialdemokraten. Das sind 21,5 Prozent der abgegebenen Stimmen und 4,6 weniger als 2014. Geschuldet ist der Rückgang dem Bundestrend, lautet die Analyse von SPD-Spitzenkandidat Torsten Lang. „Wir haben das im Vorfeld schon gemerkt.“ Und zwar an den Haustüren. „Ich habe viele Hausbesuche im Wahlkampf gemacht, viel mit den Menschen gesprochen, und da hat man einfach gemerkt, dass es einen Anti-Groko-Trend gibt.“ Diese äußerst negative Stimmung habe sich bis nach St. Wendel durchgeschlagen. „Es gibt bei der klassischen SPD-Klientel eine große Unzufriedenheit“, sagt Lang. „Da kämpft man irgendwo gegen Windmühlen.“

Wobei die St. Wendeler SPD im Vergleich zum Bundestrend ja noch eher sanft abgeschmiert ist. Das wertet Lang positiv. „Und auch, dass unsere Ortsvorsteher alle ihr Amt verteidigt haben. Das ist, denke ich, auch ein Erfolg.“ Ebenso, dass die SPD in der Kernstadt, in Winterbach und in Remmesweiler Ortsratssitze hinzugewonnen habe. „Wir haben an machen Stellen richtig gute Ergebnisse erzielt.“ So beispielsweise in Osterbrücken. Dort erreichte die SPD 43,3 Prozent und wurde stärkste Kraft vor der CDU. Besonders schlecht schnitten die Sozialdemokraten dagegen in Urweiler ab. Hier machten lediglich 13,1 Prozent der Wahlberechtigten ihr Kreuzchen bei der SPD.

Auf die Frage, welche Konsequenzen das Ergebnis nun für die Arbeit im Stadtrat hat, antwortete Lang: „Das große Ziel der 37 anderen Stadtratsmitglieder muss es sein, gemeinsam mit ihrer Arbeit dafür Sorge zu tragen, dass die zwei AfD-ler, die es in den Stadtrat geschafft haben, in fünf Jahren nicht mehr dem Gremium angehören werden.“ Ansonsten werde man dort weitermachen, woran man schon vor der Wahl gearbeitet habe, „nämlich darauf hinzuweisen, dass die Verwaltungsspitze und die Mehrheitsfraktion viele Dinge in St. Wendel und in den Dörfern im Argen liegen lassen“.

Wie bei der SPD spiegelt auch das Ergebnis der Grünen den Bundestrend wider: 5,1 Prozent gewann die Partei hinzu und landete bei 9,2 Prozent. Das beste Ergebnis fuhren die Grünen in der Kernstadt ein, wo sie bezirksübergreifend auf 11,9 Prozent kamen. Das schwächste Resultat gab es in Osterbrücken. Hier votierten nur 4,8 Prozent für die bundesweiten Überflieger.

Ganz leichte Verluste musste die Linkspartei hinnehmen. Ein Minus von 0,3 Prozent stand nach der Auszählung aller Stimmen für Die Linke zu Buche. Wobei das Top-Ergebnis mit 8,2 Prozent in Niederkirchen erreicht wurde. Ein Flop hingegen war die Stadtratswahl aus Linke-Sicht in Winterbach, wo sie lediglich 3,7 Prozent erreichte. Dennoch kann die Partei links der SPD zwei Vertreter in den St. Wendeler Rat entsenden.

Gewinner der Stadtratswahl sind neben den Grünen die AfD sowie die FDP. Die AfD fuhr aus dem Stand 6,1 Prozent der Stimmen ein und ist künftig mit zwei Mitgliedern im Stadtrat vertreten. Ihr bestes Ergebnis errang die Alternative im Bereich Werschweiler, wo sie 10,6 Prozent der Wählerstimmen erhielt. Noch stärker war sie im Bezirk Saal-Bubach, der zum Bereich Niederkirchen zählt. Hier wählten sogar 11,1 Prozent der Wähler die AfD. Dafür kam sie sowohl in Urweiler als auch im Bereich der Kernstadt lediglich auf 5,3 Prozent.

 Stadtrat_St._Wendel

Stadtrat_St._Wendel

Foto: SZ/Müller, Astrid

Einen Sitz im Stadtrat hat die FDP erobert, die insgesamt um 2,3 Prozentpunkte zulegte und in der Endabrechnung auf 4,1 Prozent kam. Ihr bestes Resultat, nämlich 7,5 Prozent, erzielten die Liberalen im Bereich Werschweiler – das schlechteste in Osterbrücken (1,7).

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