Wochenkolumne Christkindchen statt Weihnachtsmann, oder?

Alle Jahr wieder zur Vorweihnachtszeit ärgere ich mich. Denn ich mag ihn einfach nicht, diesen Hybriden aus Knecht Ruprecht und Nikolaus. Die Rede ist vom Weihnachtsmann.

 Thorsten Grim

Thorsten Grim

Foto: SZ/Robby Lorenz

Ein großer US-amerikanischer Hersteller koffeinhaltiger Limonade hat die vermeintliche Symbolfigur des weihnachtlichen Schenkens einst – wenn nicht selbst erfunden – so doch groß gemacht und für seine Zwecke genutzt (missbraucht?). Heute ist sein Wanst jedenfalls gefüllt mit materiellen Verheißungen: Schenken macht glücklich, also schenkt reichlich. Und was verschenkt wird, muss vorher angeschafft werden. Also kauft, kauft, kauft! Aus Werbespots und Filmen wissen die meisten Kinder, dass der Weihnachtsmann einen Rentierschlitten fährt. Und am 24. Dezember, dem Heiligen Abend, wo Gott den Menschen nach christlichem Glauben vor nunmehr 2019 Jahren das größte Geschenk von allen gemacht hat, nämlich seinen Sohn, erwarten sie den Besuch eines alten Mannes mit weißem Rauschebart, roter Kleidung und vielen Geschenken im Jutesack. Das eigentliche Geschenk, die Geburt des Erlösers, die die Christen an Weihnachten feiern, spielt dabei oftmals nur noch eine untergeordnete Rolle – wenn überhaupt. Bisschen anders ist die Sache beim Christkind, das vor allem in katholisch geprägten Regionen die Weihnachtsgeschenke bringt. Und dazu zählt das Saarland, wo rund 60 Prozent der Christen dem katholischen Glauben anhängen. Dass das Christkind fürs Schenken zuständig ist, verdanken wir allerdings dem Reformator: Es ist wohl nicht ganz 500 Jahre her, dass Martin Luther die Bescherung vom Nikolaustag auf den Heiligen Abend verlegte. Denn Heiligenverehrung ist nicht die Sache der Protestanten. Gabenbringer war daher nun nicht mehr Nikolaus, sondern der Heilige Christ, wie Luther das Jesuskind nannte. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus die Vorstellung – gerade auch bei den Katholiken –, dass Christus jährlich zum Fest auf die Erde herabsteigt, als engelhaftes Wesen mit Krone und Goldlöckchen. So soll es sein. Oder? Wie halten Sie es denn bei sich zuhause? Kommt am Heiligen Abend das Christkind oder der Weihnachtsmann? Oder beide? Oder ist es egal, wer kommt? Schreiben Sie an redwnd@sz-sb.de. Sollten Sie uns reichlich Zuschriften schenken, werden wir eine Sonderseite zu dem Thema veröffentlichen.

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