Wie der Zweite Weltkrieg Familien zerriss

Fraulautern · Über fünf Einzelschicksale aus dem Zweiten Weltkrieg berichtet die Ausstellung „Spurensuche“. Ergänzt durch Hintergrundinformationen zeigte sie der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eine Woche lang an der Martin-Luther-King-Schule in Fraulautern.

 Doris Deutsch berichtete Schülern der Martin-Luther-King-Schule in Fraulautern als Zeitzeugin über den Verlust ihres Vaters im Zweiten Weltkrieg. Foto: Johannes A. Bodwing

Doris Deutsch berichtete Schülern der Martin-Luther-King-Schule in Fraulautern als Zeitzeugin über den Verlust ihres Vaters im Zweiten Weltkrieg. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Wie der Krieg Familien zerriss, erfuhren Schülerinnen und Schüler der Martin-Luther-King-Schule in Fraulautern . Dort zeigte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eine Woche lang die Ausstellung "Spurensuche". Am Donnerstag schilderte Zeitzeugin Doris Deutsch aus Wiebelskirchen vor rund 80 Zuhörern ihre persönlichen Eindrücke. Ihr Mann Alex Deutsch hatte bis zu seinem Tod 2011 an Schulen sein Schicksal als jüdischer KZ-Häftling geschildert.

Auf 24 Tafeln stehen die Geschehnisse rund um fünf Familien. "Der Vater war an der Front, oft ohne dass die Familien wussten, wo, und wie es ihm ging", sagte VDK-Landesvorsitzender Werner Hillen. "Kinder zu Hause mussten im Trainingsanzug schlafen, denn wenn Fliegeralarm war, mussten sie schnellstens raus."

Diese Situation fassten Schüler mit Begriffen wie "Hilflosigkeit" und "Verzweiflung" zusammen. "Bei seinem letzten Abschied", berichtete Doris Deutsch über ihren Vater, "kehrte er dreimal um, bevor er losging. Ich glaube, er wusste da schon, dass er nicht mehr zurückkommt". Ein Granaten-Volltreffer tötete ihn im Oktober 1944 in Holland bei der Bergung eines Verwundeten. Erst acht Wochen später erfuhr die Familie über Umwege vom Tod des Vaters, Sohns, Ehemanns. Doris Deutsch war da als siebenjähriges Kind in Esslingen bei Großeltern untergebracht. Eine offizielle Todesnachricht kam erst im April 1946.

Die Ausstellung "Spurensuche" enthält auch das Schicksal einer Frau, die drei Söhne verloren hatte. "Jedes Jahr einer", sagte Hillen, "1941, 1942, 1943." Der vierte Sohn war in Gefangenschaft verschollen. Die Mutter sei daran zerbrochen und gestorben, bevor ihr letzter Sohn 1946 zurückkehrte.

Auf deutschen Soldatenfriedhöfen lägen nicht nur erwachsene Männer, betonte Hillen. Sondern auch 16-Jährige, die in den letzten Kriegsmonaten an die Front kamen. Es sei wichtig, Verantwortung dafür zu übernehmen, dass so etwas nie mehr passiere. "Spurensuche" wurde erstmals im Kreis Saarlouis gezeigt. Interessierte Schulen können sich an den Landesverband Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge wenden.

volksbund.de

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