Wehrhaftigkeit und Schnelligkeit sind alles

Saarlouis · Kasernen sind Soldatenhäuser. In früheren Festungen sollten sie helfen, die kämpfenden Truppen schnell an Mauern, Wälle und Gräben heranzuschaffen. Funktion, Entwicklung und Nutzung dieser Gebäude waren Themen beim gut besuchten Saarlouiser Festungsforum „Intra muros“.

 Historiker Eberhardt Kettlitz von der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung in Leipzig. Foto: Johannes A. Bodwing

Historiker Eberhardt Kettlitz von der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung in Leipzig. Foto: Johannes A. Bodwing

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Mit einem Irrtum räumte Dr. Eberhardt Kettlitz am Samstag gleich zu Beginn des Saarlouiser Festungsforums "Intra muros" auf. Die Wälle, Gräben und Mauern einer Festung dienten nicht vorrangig zum Schutz der Gebäude im Innern, sagte der Historiker von der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung in Leipzig. Vielmehr sei alles funktional auf den Zweck der Festung ausgerichtet gewesen, die größtmögliche Wehrfähigkeit.

Kasernen waren Teil eines Komplexes aus Gebäuden, Gerätschaften, Abläufen und verfügbarer Besatzung. Und Kasernen sollten innerhalb kurzer Zeit möglichst viele Soldaten verfügbar machen. "Deshalb liegen Kasernen nah an den Wällen und Mauern", verdeutlichte Kettlitz. Für die Funktion der Kasernen waren weitere Gebäude wichtig. Dazu gehörten beispielsweise Zeughäuser, Arsenale, Latrinen, Pulvermagazine und Lazarett. Aber auch Einrichtungen zur Versorgung mit Nahrung und Wasser. "Kasernen sind Soldatenhäuser", sagte Kettlitz. Dort wurden die Truppen zusammengehalten, und sie waren unter der Kontrolle von Vorgesetzten. Erste Kasernen habe es im römischen Reich gegeben, nach dessen Untergang gab es vielfach keine stehenden Heere mehr. Soldaten seien in Feldlagern untergebracht worden oder in Bürgerhäusern einquartiert. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts machte der Festungsbaumeister Vauban Kasernen zum festen Bestandteil von Festungen.

Gegen 9.15 Uhr hatte Oberbürgermeister Roland Henz rund 50 Zuhörer aus dem Saar-Lor-Lux-Raum in Victors Residenz-Hotel zum Festungsforum begrüßt. Er erinnerte dabei an das Jahr 2007. Damals war das grenzüberschreitende Netzwerk der Vauban'schen Festungsstädte entstanden. Letztlich habe dies "das Bewusstsein für die historischen Wurzeln geweckt".

Neun Vorträge

In neun Vorträgen erhielten die Zuhörer einen Überblick über das breite Themenfeld. Darunter die Probleme der Wasserversorgung, das Elend von Bürgern, wenn ihre Häuser zum Soldaten-Quartier wurden, und die Schwierigkeiten von Stadtverwaltungen, leer stehende Kasernen zu nutzen. Die Vortragsreihe sei eine Plattform, um Forschungsergebnisse vorzustellen und zu diskutieren, sagte Benedikt Loew, der Leiter des Saarlouiser Stadtmuseums. Sie soll aber auch Anregungen geben für neue Themenbereiche. Loew referierte über französische und preußische Kasernen in Saarlouis.

< weiterer Bericht folgt

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