Online-Vereinsdialog der SPD in Saarlouis Saarlouiser Vereine bangen um Existenz

Saarlouis · Beim SPD-Online-Vereinsdialog standen OB Peter Demmer und die Landtagsabgeordnete Petra Berg den Vereinen Rede und Antwort.

 Ein Beispiel von vielen Dingen, die in Vereinen nicht möglich waren, sind Kappensitzungen und alle Arten von Aufführungen. Das sorgt für Frust und für große Lücken in den Vereinsetats. Unser Bild stammt von der Sitzung der Faasendrebellen im Februar 2020 in der Steinrauschhalle.

Ein Beispiel von vielen Dingen, die in Vereinen nicht möglich waren, sind Kappensitzungen und alle Arten von Aufführungen. Das sorgt für Frust und für große Lücken in den Vereinsetats. Unser Bild stammt von der Sitzung der Faasendrebellen im Februar 2020 in der Steinrauschhalle.

Foto: lx

Wie geht es den Saarlouiser Vereinen in der Krise? Wie kann man konkret helfen? Das wollte die Saarlouiser SPD direkt von den Vereinsvertretern selbst wissen und lud am Sonntagvormittag zum Online-Vereinsdialog per Zoom. Fast 40 Vertreter von Saarlouiser Vereinen folgten der Einladung und schalteten sich zum virtuellen Frühschoppen dazu, an dem auch die Landtagsabgeordnete und Ausschussvorsitzende für Inneres und Sport, Petra Berg, sowie Oberbürgermeister Peter Demmer (beide SPD) teilnahmen. An sie konnten die Vereine Fragen stellen und Wünsche äußern. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Saarlouiser SPD-Vorsitzenden Florian Schäfer.

In der Folge wurden sowohl sehr konkrete als auch allgemeine Bedenken und Wünsche von den Vereinsvertretern geäußert, die in diesem Rahmen nur angerissen werden können. Alle gemeinsam aber transportierten die Angst davor, dass viele Vereine die Krise gar nicht oder nur arg dezimiert überstehen könnten. Ängste, die sowohl Demmer als auch Berg zumindest teilweise lindern konnten.

Unklarheit herrschte bei allen Vereinsvertretern in Sachen Teststrategie. Dazu merkte Berg an, dass es derzeit auf Landesebene noch keine Teststrategie gebe. „Das wird derzeit erarbeitet und ich hoffe, dass wir da nächste Woche weiter kommen.“ Dabei sei für sie klar, dass man die Kosten für die Tests nicht auf die Vereine übertragen dürfe. Außerdem seien Schnelltests vor jeder Veranstaltung von den Vereinen logistisch nicht machbar. Juristin Berg warnte ausdrücklich aus Gründen der Haftung davor, dass Ehrenamtliche Testungen für die Vereine selbst durchführen. Sie empfahl entweder Selbsttests oder offizielle Tests durch medizinisches Personal. Ängste um Trainingsangebote nur für Geimpfte konnte Berg zerstreuen: „Das halte ich für schlecht!“

Michael Schleich von den Faasend-Rebellen Steinrausch stellte fest, dass Veranstaltungskonzepte mit stark verringerten Besucherzahlen für die Vereine betriebswirtschaftlich nicht zu meistern seien. Hier wünsche er sich eine entsprechende finanzielle Unterstützung. Es seien klare Konzepte notwendig, die eventuell auch ohne Tests nur mit Hygiene, Abstand und Mundschutz umsetzbar seien. „Wir müssen die Vereine am Laufen halten. Dafür brauchen wir Lösungen“, so Schleich.

OB Demmer stellte heraus, dass die Verordnungen vom Land und vom Bund kommen: „Ich muss das umsetzen.“ Zwar seien die Möglichkeiten der Stadt begrenzt, aber man helfe, wo man könne. So müsse er derzeit die Halle in den Fliesen als Notkrankenhaus vorhalten. Die Stadtgartenhalle zusätzlich noch als Landestestzentrum zur Verfügung zu stellen, habe er deshalb abgelehnt. Das Testzentrum komme jetzt nach Ensdorf. Er appellierte an die Vereinsvertreter, nicht genutzte Zeiten bei der Hallenbelegung an die Stadt zurückzumelden, um sie für andere Vereine zur Verfügung stellen zu können. Frank Block vom 1. SC Roden habe derzeit schon viele Abmeldungen zu beklagen. Es wäre verheerend, wenn die Jugend wegbleibe. „Wie viele kommen noch, wenn das Training wieder losgeht?“, fragt Block.

Auch die finanzielle Belastung durch Hallenpachten und ähnliches mache den Vereinen große Angst. Friederike Dorscheid von den Triathlon-Freunden Saarlouis wollte ganz konkret wissen, wann die Bäder in Saarlouis wieder öffnen. Hier konnte OB Demmer keine konkreten Angaben machen: „Die Bäder sind eine wichtige Frage, dazu kann ich allerdings wenig sagen, außer dass es im Moment nicht erlaubt ist. Sobald wir dürfen, werden wir aber Möglichkeiten anbieten.“ Berg dazu: „Die Bäder stehen noch nicht auf dem Tableau.“ Das werde wohl gemeinsam mit den Hallen behandelt werden.

Einen wichtigen Punkt sprach Hans Jörg Opp vom Judo-Club Ford Saarlouis an. Man dürfe nicht vergessen, „dass alle Vereine vertretungsberechtigte Vorstände haben, die für alles haften.“ Auch für die Hygienebedingungen vor Ort, was bei den Vorständen für große Bedenken sorge, da sie Angst vor eventuellen Haftungsansprüchen hätten, falls etwas passiere. Eine wichtige Anregung, so Petra Berg, die sie – wie alle geäußerten Bedenken und Anliegen – mit nach Saarbrücken nehmen werde.

Konkret helfen konnte OB Demmer bei der Frage zu den derzeit anstehenden Mitgliederversammlungen. Die Stadt können helfen, indem sie nicht nur gebührenfrei Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, sondern auch die Kosten für die Hygienemaßnahmen übernehmen könne, sodass die Vereine in Präsenz oder per Video tagen könnten.

Auch die Frage von Mitgliedsbeiträgen wurde diskutiert: Einige Vereine verzichteten zum Teil auf die Beiträge, andere könnten darauf nicht verzichten. Petra Berg konnte hier konkret einen Tipp an die Vereine geben: Diejenigen, die derzeit auf Beiträge verzichteten, sollten dies, um Rechtssicherheit zu gewährleisten, in ihrer Satzung entsprechend ergänzen. Egal, ob Kultur- oder Sportverein, die Vereine müssten finanziell unterstützt werden. Gerade um kleinere Veranstaltungen überhaupt möglich zu machen. „Das werde ich so weitergeben und ich unterstütze das auch“, so Berg. Für die Chöre gab es derweil keine guten Nachrichten: „Öffnung für Gesang ist im Moment leider kein Thema“, sagte Berg auf Nachfrage.

Einig waren sich alle Beteiligten nach knapp zwei Stunden darüber, dass die Saarlouiser Vereine noch enger zusammenrücken wollen, um die Krise gemeinsam zu meistern. OB Demmer versprach, dass er und seine Verwaltung immer ein offenes Ohr für die Vereine habe und tue, was möglich sei, um zu helfen. Unterm Strich gingen die Vereine mit einem positiven Gefühl aus der Veranstaltung. Faasend-Rebell Michael Schleich fasste es so zusammen: „Das war eine Top-Veranstaltung. Ich fühle mich verstanden.“

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