Wochenkolumne Empörung am richtigen Platz

Wer stört sich an was? „Die AfD bereitet sich aufs Regieren vor“ lässt sich zum Beispiel nach dem Parteitag der Rechtsaußen als nüchterne Nachricht verstehen. Oder aber als schlecht gemacht, weil es zu normal klingt.

Mathias Winters zum Kampf gegen Rechtsradikalismus
Foto: SZ/Robby Lorenz

Denn fehlt da nicht Distanzierung von einem Landesvorsitzenden Björn Höcke, der laut Gerichtsbeschluss „Faschist“ genannt werden darf? Und dürfen wir einem neu gewählten Bundesvorsitzenden dieser Gruppierung, Tino Chrupalla, wirklich nachsehen, dass er den eindeutig nationalsozialistischen Kampfbegriff der „Umvolkung“ gern im Munde führt, ohne sich zu schämen?

Empörend sind selbstverständlich nicht nur diese beiden, sondern viele weitere ihrer Partei­freunde. Und alle, die auch nur darüber nachdenken, mit denen zu regieren, müssen für Empörung sorgen.

Das bringt uns in unseren Kreis: Hier gab es in dieser Woche in Wallerfangen die bundesweit beachtete Aktion des „Zentrums für politische Schönheit“. Die Botschaft dieser Gruppe grob zusammengefasst: Geschichte darf sich nicht wiederholen. Deutschlands Konservative dürfen nicht noch einmal Nazis zur Macht verhelfen. Auch wenn die Parallele 1930er Jahre zu 2019 zu ziehen, zumindest diskussionswürdig ist, der Appell ist durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt.

Aber das ändert nichts. Egal, ob die historische Person Franz von Papen das richtige Beispiel für die drohende Gefahr ist. Dafür eine Grabstätte zu zerstören, ist genau dies: empörend.

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