Weltspitze zum Anfassen

Schmelz · Es ist das wohl stärkste Vorbereitungsturnier im deutschen Frauenhandball. Und trotzdem hat sich der Ladies-Cup in Schmelz seine ganz eigene Atmosphäre bewahrt. Auch im Interesse des Nachwuchses.

Annika Birringer steht im Eingang der Primshalle in Schmelz und lächelt. Es ist ein erschöpftes, aber zufriedenes Lächeln. Und eigentlich hat die 15-jährige Rückraumspielerin vom TB St. Johann auch allen Grund dazu. Zum einen ist das ja irgendwie auch "ihre" Halle. Hier hat sie mit dem Handball-Spielen beim HC Schmelz angefangen, hier in Schmelz lebt sie auch immer noch. Und so wäre es an sich schon etwas "Besonderes" gewesen, dass sie in dieser Halle für die Auswahl des Handball-Verbandes Saar aufläuft: "Aber wenn ich dann überlege, dass wir am Morgen dort gespielt haben, wo jetzt die ganz Großen spielen, dann ist das schon cool."

Und das war auch ganz bewusst so gewählt, den Girls-Cup parallel zum großen Ladies-Cup ablaufen zu lassen. "Da schaut man sich schon das eine oder andere ab und versucht, es umzusetzen", sagt Birringer. Vielleicht lässt es sich auch so erklären, dass sich die Saar-Auswahl im Verlauf des Turniers immer mehr steigerte und die beiden Spiele um Platz fünf gegen den VTV Mundenheim erst knapp (22:20) und dann richtig deutlich (30:20) gewinnen konnte. "Damit hätten wir eigentlich gar nicht gerechnet. Es ist besser gelaufen als erwartet", sagt Birringer. Zumal das Saarland zwar wie zu erwarten in der Gruppenphase ausgeschieden war, aber sowohl gegen den Thüringer HC (27:29) als auch gegen die Schweiz (28:31) lange mithalten konnte. "Es war immer ein Kindheitstraum, hier mitspielen zu können", sagt Birringer. Direkt neben den ganz Großen des deutschen und europäischen Handballs. Der deutsche Meister und Pokalsieger Thüringer HC, der TSV Bayer Leverkusen, der französische Double-Gewinner und Europapokal-Finalist Metz Handball oder der rumänische Meisterschaftsfavorit HCM Baia Mare. Sie alle waren nach Schmelz gekommen - wieder einmal. "Das ist einfach immer ein sehr starkes Turnier. Hier sind immer Champions-League-Mannschaften", sagt THC-Trainer Herbert Müller. Doch es ist nicht nur das Niveau, das sie nach Schmelz bringt, es ist auch die familiäre Atmosphäre. "Wir sind hier bei Familien untergebracht. Da kann man zwischen den Spielen kurz nach Hause und sich erholen - auch wenn es abends öfter mal etwas später wird", sagt Rückraumspielerin Sonja Frey mit einem Lächeln. Und Müller ergänzt: "Jeder freut sich auf seine Ein-Wochen-Familie. Und das, obwohl wir ein anstrengendes Trainingslager haben."

Wobei selbst beim Stammgast aus Thüringen die Laune spätestens nach dem deutlichen 29:18-Finalsieg gegen Baia Mare so gut wie nie war. Fünf Mal hatten sie es hier versucht, dieses Mal konnten sie endlich mal gewinnen. "Wir haben wie aus einem Guss gespielt. Darauf lässt sich aufbauen", findet Müller. Es dürfte auch ein erstes, frühes Zeichen an die europäische Konkurrenz gewesen sein. Der Ladies-Cup ist längst ein Heimspiel vor insgesamt 2000 Zuschauern für den THC geworden. Und so konnte am Ende auch HVS-Präsident Eugen Roth zufrieden sein: "Das ist für das Saarland ungewohnt hohes Niveau. Das ist Anschauungsunterricht für unseren Nachwuchs." Oder wie Birringer sagt: "Ich habe auf jeden Fall was mitgenommen."

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