Fast hätte es mit Grönemeyer geklappt

Dillingen · Dillingens Bürgermeister Franz-Josef Berg wird heute 60: Ein Gespräch über viel mehr Höhen als Tiefen.

60 - was ist das für eine Zahl? Was bedeutet sie Ihnen?

Franz-Josef Berg Ach, das ist eigentlich kein großer Schritt. Jedes Mal, wenn man rundet, guckt man natürlich so ein bisschen zurück und nach vorne, aber das belastet mich nicht.

Geboren in Dillingen, er ist und bleibt womöglich hier: Warum hat es Sie nie in die große weite Welt gezogen?

Berg Wie viele Saarländer liebe ich meine Heimat. Ich komme aus Pachten, war und bin in Dillingen immer eingebunden. Deswegen bin ich auch nicht in Nordhessen bei der Bundeswehr geblieben. Und auch bei meinem beruflichen halben Jahr in Baden-Württemberg habe ich gemerkt, wie gut es mir hier gefällt, wie fest die Bindungen hierher sind.

Noch einmal zum Alter: 2019, zur Kommunalwahl, die auch Bürgermeisterwahl in Dillingen sein wird, werden Sie 62 Jahre alt sein. Was heißt das für Ihre berufliche Zukunft?

Berg Wenn ich gesund bleibe, möchte ich dann noch einmal antreten und das, was ich bisher erreicht habe, weiterentwickeln. Dann könnte ich weitere fünf Jahre auf diese erfreuliche Weise mit Kollegen, Rat und Verwaltung zusammenarbeiten.

Wie sieht es dann oder nach dem Ende der Bürgermeister-Amtszeit mit Saarbrücken aus? Es soll ja Kollegen gegeben haben …

Berg 67 und dann? Das ist noch ziemlich weit weg. Also, ich möchte 2019 noch einmal wiedergewählt werden. Aber man denkt jetzt auch schon mal daran, danach nicht noch weiter politisch aktiv sein zu müssen.

Zurück zum Bürgermeister Berg. Im Rückblick auf 13 Jahre Amt und Würde: Was waren die schwersten Enttäuschungen, …

Berg Schwer zu sagen. Aber es gab da einen enttäuschenden Moment: Ich bin ein großer Fan von Herbert Grönemeyer, und es schien so, als könnten wir ihn nach Dillingen ins Parkstadion holen. Er hätte hier geprobt und die Vorpremiere zu seiner Tour hier gegeben. Das ging dann leider nach Leipzig, aber es war kurz davor. Ja, und schade ist es, dass es mit dem Hundertwasser-Park nicht geklappt hat, aber das war kein Moment der Enttäuschung, denn das Projekt ging ja ohnehin eher schleichend.

… was die größten Überraschungen …

Berg Ganz ehrlich: Die Mitarbeiter bei meinem Einstieg. Entgegen allen Klischees waren und sind sie beweglich und hoch motiviert. Überraschend fand ich auch, wie viel sich in allen Stadtteilen hat bewegen lassen. Und nicht zuletzt der Erfolg des Firmenlaufs. Ich weiß noch, wie wir 2005 hier an diesem Tisch gesessen und gesponnen haben, wie toll ein Lauf über das Hüttengelände wäre. Zwei, dreihundert Leute würden mitmachen, haben wir gedacht. 1200 waren es dann gleich beim ersten Mal, und es folgte die Explosion mit um die 15 000 Teilnehmern.

… und die wichtigsten Erfolge?

Berg Das sind natürlich die großen Projekte wie die Ortskernsanierung Pachten, das Dieffler Gemeindehaus, vieles in der Innenstadt und natürlich der Lokschuppen, weil ich schon als Kind da war. Die vertikalen Gärten, Kultur mit der Kulturbühne Innenstadt, Vereine, die Tafel, und dass wir eine soziale Stadt sind - es gibt vieles, auf das ich stolz bin.

Was sollen die Dillinger später mal über ihren dann Altbürgermeister sagen?

Berg Das war einer, der uns zugehört hat, der locker war, viele Veranstaltungen besucht hat. Einer, der neue, zukunftsorientierte Dinge gemacht hat, der Stadt ein neues Gesicht gegeben hat. Und es würde mich freuen, wenn sie sagen: Einer von uns.

Zum Abschluss was Privates: Was wollen Sie unbedingt noch tun und erleben, was Sie bis heute nicht geschafft oder angepackt haben?

Berg Erstens Fernreisen. Bisher geht es nach Italien oder Frankreich, aber mich reizen auch der Ferne Osten und der amerikanische Kontinent. Und zweitens habe ich mal davon geträumt, mich hinzusetzen und was zu schreiben. Nicht nur Biographie, sondern vielleicht was Kreatives.

Die Fragen stellte Mathias Winters.

Zum Thema:

Franz-Josef Berg wurde am 20. April 1957 in Dillingen geboren. Nach Abitur und Wehrdienst studierte er von 1977 bis 1982 katholische Theologie, Geschichte und Erziehungswissenschaften. Nach dem zweiten Staatsexamen war er von 1984 bis 1987 als Bildungsreferent in den Diözesen Trier und Speyer tätig. Bergs politische Karriere begann als Landesgeschäftsführer der Jungen Union, 1987 bis 1990. Danach war er Mitarbeiter der Landes-CDU und 1999 bis 2004 Landtagsabgeordneter. Bürgermeister von Dillingen wurde er 2004 (gewählt 2003). 2011 wurde er per Direktwahl im Amt bestätigt. Die Amtszeit endet am 30. September 2019.

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