Urlaub mit Abenteuer

Püttlingen/Kanada. Eigentlich wollten Mardeen Davis und ihr 13-jähriger Enkel Jordan Madgett aus dem kanadischen Bundesstaat Ontario nur zehn Tage in Püttlingen bleiben. Doch "dank" der isländischen Vulkanasche im Luftraum über Europa sind nun 19 Tage daraus geworden. Mardeen Davis besucht in Deutschland ihre langjährige Freundin Roxanne Schmidt

Püttlingen/Kanada. Eigentlich wollten Mardeen Davis und ihr 13-jähriger Enkel Jordan Madgett aus dem kanadischen Bundesstaat Ontario nur zehn Tage in Püttlingen bleiben. Doch "dank" der isländischen Vulkanasche im Luftraum über Europa sind nun 19 Tage daraus geworden. Mardeen Davis besucht in Deutschland ihre langjährige Freundin Roxanne Schmidt. Die gebürtige Kanadierin ist in Püttlingen seit zehn Jahren mit Jürgen Schmidt verheiratet, Tochter Cassandra, 9, feierte jetzt Kommunion - und das war auch der Grund für den Besuch aus dem fernen Kanada, denn Mardeen Davis ist die Patin von Cassandra.

Eigentlich war der Rückflug für Samstag vor einer Woche vorgesehen. Am Abend zuvor besuchte man noch gemeinsam Jürgen Schmidts Eltern an deren Pferdekoppel. Auf dem Rückweg hörte man im Radio irgend etwas von einem "Streik" an Flughäfen und scherzte, dass Mardeen und Jordan nun wohl länger bleiben müssten. - Aus dem Scherz wurde sehr schnell Ernst, als man erst vom Großvater, dann über das Internet erfuhr: Nichts geht mehr, alle Flüge sind gestrichen. Zum deutschen Büro der Fluggesellschaft war kein Durchkommen, schildert Jürgen Schmidt. Über die Tochter von Mardeen in Kanada ergatterte man dann noch einen Flug am vorigen Sonntag - der ebenfalls abgesagt wurde.

In diesem Moment war die Kanadierin schon etwas geknickt. Zu Hause warten ihr 19 Jahre alter Adoptivsohn und ihre Arbeit. Als Tagesmutter betreut sie drei Kinder.

Doch die beiden fröhlichen Familien ließen sich nicht unterkriegen und nutzten die zusätzliche Zeit für Besichtigungen - sogar ein Tag in Paris stand auf dem Programm. "Da wurde ich allerdings fast überfahren", erinnert sich Mardeen Davis, die jedoch im Rückblick schon darüber lachen kann, dass unter den Autos, die sie beinahe auf einem Zebrastreifen überrollten, auch ein Polizeiwagen war.

Doch das war bei weitem nicht ihr aufregendstes Erlebnis: Am Montag, 19. April, waren die beiden Frauen genau zu jenem Zeitpunkt im Püttlinger Mode-Discounter KiK, als der von einem halb vermummten Täter überfallen wurde (wir berichteten). Roxanne Schmidt schildert: "Ich hörte etwas, drehte mich um. Da war dieser maskierte Mann. Dann zog er ein Messer. Erst als ich jemanden schreien hörte, hab' ich gedacht: Das ist ja real, das passiert wirklich." Vom rückwärtigen Teil des Laden aus konnten sie nicht am Täter vorbei, also versteckten sich die beiden Frauen geistesgegenwärtig unter an einem Kleiderständer hängenden Kleidungsstücken, "von da an haben wir nur noch vorbeilaufende Füße gesehen". Mardeen Davis musste unterdessen an ihren Enkel denken: "Wenn jetzt etwas passiert, dann ist er ganz alleine hier." Doch glücklicherweise gab der Räuber schließlich entnervt auf und suchte das Weite.

Jedenfalls hat Jordan einiges zu schreiben, wenn er wieder in seine Schule kommt ("Ob sie ihm das überhaupt glauben?", scherzt seine Großmutter), und schreiben muss er: Er war eigens für den Besuch in Deutschland freigestellt worden, "die Lehrer haben gesagt, auf so einer Reise kann ich mehr lernen als in der Schule". Er hatte aber auch die Aufgabe mit auf den Weg bekommen, Besichtigungen zu machen und einen Aufsatz über seine Reise zu schreiben. Und nun ist eben die zusätzliche schulfreie Zeit noch etwas länger geworden. Ob der Aufsatz jetzt auch länger wird…?

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