Moderne Architektur in Völklingen Wo das Wohnzimmer tanzt

Geislautern · Frank Heintz, Chef eines Geislauterner Handwerksbetriebs, hat  am Hirzeckberg ein neues Haus bezogen – sehr ungewöhnlich gebaut.

 Atemberaubende Aussicht – unverbaubar: Vom Haus Heintz aus überblickt man halb Völklingen, Weltkulturerbe Völklinger Hütte inklusive.

Atemberaubende Aussicht – unverbaubar: Vom Haus Heintz aus überblickt man halb Völklingen, Weltkulturerbe Völklinger Hütte inklusive.

Foto: Doris Döpke

Das Haus am Beaunierweg in Geislautern summt wie ein Bienenstock. Tag der Architektur – Frank Heintz und seine Familie haben daraus einen Tag der offenen Tür im ganz wörtlichen Sinn gemacht. Jedem, der kommt, steht die Haustür offen. Und es kommen viele Gäste an diesem Vormittag. Jeder darf die hölzerne Treppe hinauf und hinab stapfen, alle Zimmertüren stehen offen, jeder darf überall hineinschauen.

Wobei Familie Heintz sich für diesen Tag ganz die entschlossene Modernität zu eigen gemacht hat, die ihr Architekt Alexander Petry beim Bau-Entwurf walten ließ: Entschlossen modern ist selbst das Design der Handtücher in den Badezimmern. Und damit nichts den ästhetisch runden, einheitlichen Eindruck stören kann, hat die Familie penibelst aufgeräumt.

Wie viele Besucher die Besichtigungs-Einladung angezogen hat, das macht dem Bauherrn dann aber doch ein bisschen Angst vor der eigenen Courage. „Bitte keine Fotos vom Haus in der Zeitung“, sagt er. „Keine Fotos?“, fragt Architekt Petry überrascht. „Schade!“

Der Planer, man merkt es, ist stolz auf seinen Entwurf. Und freut sich über das große Besucher-Interesse. Denn er hat hier, im Geislauterner Neubaugebiet Hirzeckberg, etwas Außergewöhnliches gebaut: ein Wohnhaus, bei dem die Blickbeziehung zur Nachbarschaft – die unverbaubare Aussicht aufs Weltkulturerbe Völklinger Hütte und auf die Stadt ist überwältigend! – die zentrale Rolle spielt.

Um ihretwillen, sagt Petry, habe er den Bauherrn überzeugt, statt eines tiefer gelegenen Grundstücks das jetzige ganz oben am Hang zu wählen. Und das Haus ist so gebaut, dass man zur Talseite hin überall, von jedem Raum aus, die Aussicht genießen kann. Damit das auch noch von der ebenerdigen Einliegerwohnung aus klappt, schwebt der Wohnbereich eine Etage höher – auf fünf schräg gesetzten Stützen, die den Baukörper gleichsam tanzen lassen („da ist aber ein dickes Fundament drunter“, fügt Petry lachend  hinzu).

Die einzelnen Bau-Teile sind um einen dunkelgrau geschotterten Innenhof gruppiert, der Baum in dessen Mitte wächst bereits. So ist das Haus längst nicht so groß, wie es von ferne erscheint. Zwar wirkt das Gebäude energisch modern „durchgestylt“, aber  Petry hat keinen kalten Protzklotz geplant; warme Materialien – Holztreppe, Holzböden – stiften Wohnlichkeit. Und was die Kosten angeht, dürfte der Bauherr den Daumen drauf gehalten haben: Um den Innenausbau hat sich Frank Heintz selbst gekümmert – er ist schließlich Chef eines Geislauterner Handwerksbetriebs, der Estriche, Böden, Parkett verlegt.

Die Familie ist erst kürzlich eingezogen, am Gelände rund ums Haus ist noch nichts passiert. Dafür wird Familie Heintz einen guten Landschaftsarchitekten brauchen: Ein Hanggrundstück mit zehn Metern Höhenunterschied in einen „pflegeleichten Garten“ zu verwandeln, wird eine Herausforderung sein.

 Blick nach unten, den Beaunierweg hinab: Die Häuser hier haben allesamt sehr individuelles Gepräge. Aber eines eint sie: Überall haben die Architekten auf klare, moderne Formensprache gesetzt.

Blick nach unten, den Beaunierweg hinab: Die Häuser hier haben allesamt sehr individuelles Gepräge. Aber eines eint sie: Überall haben die Architekten auf klare, moderne Formensprache gesetzt.

Foto: Doris Döpke
 Von unten, vom Tal aus, sieht man die Unterschiedlichkeit der einzelnen Häuser noch deutlicher. In der Mitte das Haus Heintz – der auf Stelzen gestellte  Anbau ist hinterm Grün gerade noch zu erkennen.

Von unten, vom Tal aus, sieht man die Unterschiedlichkeit der einzelnen Häuser noch deutlicher. In der Mitte das Haus Heintz – der auf Stelzen gestellte  Anbau ist hinterm Grün gerade noch zu erkennen.

Foto: Doris Döpke

Herausfordernde Topografie – und konsequent modernes Bauen: Das fällt insgesamt auf, wenn man sich umschaut im Neubaugebiet Hirzeckberg. Langsam, aber sicher füllt es sich mit neuen Häusern. Und Bauherren wie Architekten machen ganz offensichtlich gern Gebrauch von den gestalterischen Freiheiten, die der Bebauungsplan ihnen hier gewährt.  Das Haus Heintz mit seinem tanzenden Aussichts-Wohnzimmer ist dabei – bisher – der auffälligste Solitär.

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