Rundgang durch die Geschichte Völklinger Kinder lernen ihre Stadt kennen

Völklingen · Führungen für Schulklassen gab es schon. Nun begleitete Historiker Christian Müller erstmals eine Kindergruppe.

 Stadtrundgang für Kinder: Christian Müller mit der Gruppe am Völklinger Platz beim Weltkulturerbe. l

Stadtrundgang für Kinder: Christian Müller mit der Gruppe am Völklinger Platz beim Weltkulturerbe. l

Foto: BeckerBredel

Ob Theresia, Zoë, Merlin und Tobias wussten, dass sie die allerersten Kinder waren, die an einer auf die Jüngsten zugeschnittenen Stadtführung teilgenommen haben? Nun: Stadtführer Christian Müller, freiberuflicher Historiker bei der Stadt und dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte, hat das betont. Die Mienen der Kinder verrieten, dass sie das im Moment vor lauter Spannung auf all das, was in der nächsten guten Stunde auf sie zukommen würde, nicht begriffen.

Schulklassen hat Müller bereits durch die Stadt und deren Geschichte geführt, und so fühlt er sich gut gerüstet für diese Premiere. „Was zum Anfassen ist für Kinder ganz wichtig“, weiß er und flitzt unmittelbar vor dem Start noch einmal von dannen, um entsprechendes Material zu holen. Das muss aber zunächst noch ein Weilchen in der Studententasche bleiben – zu weit liegen die Anfänge Völklingens in der Vergangenheit.

Müller beginnt nämlich vor mehr als 10 00 Jahren in Ludweiler: Dort hätten bereits Steinzeitmenschen erste Werkzeuge für die Nachwelt hinterlassen. Ebenso dann Kelten und Römer Siedlungen. Auch auf dem Gebiet des heutigen Völklingen, berichtet Müller, lagen wohl Etappenziele der Römerstraße zwischen Metz und Trier.

Gerade als Müller die Aufmerksamkeit seiner jungen Begleiter zu verlieren scheint, kommt eine erste große Überraschung: „Dann ging Völklingen für einige Zeit verloren.“ Erst zur Merowingerzeit hätten am heutigen Alten Brühl lebende Siedler eine Kirche erbaut. Ludwig der Fromme habe zu der Zeit geherrscht, so ums Jahr 822. Belegt durch ein Dokument, das einem Förster Privilegien in einem riesigen Waldstück zusichert. Und dann noch eine Gänsehautgeschichte: „Dass es hier einen Galgenberg gibt, belegt, dass dort verurteilte Schwerverbrecher hingerichtet wurden.“ Eine Tatsache, die bei Schulklassen oft für Aufregung sorgt. Die kleine Gruppe, zu der neben den Kindern die Mütter Svenja Hecktor und Nina Pohl-Forse gehören, nimmt das eher so hin.

Schließlich ist das Rad der Geschichte bei Wilhelm-Heinrich zu Nassau-Saarbrücken angekommen und damit bei den ersten Kohlengruben der Region. Und endlich kommen die Anfass-Stücke zum Einsatz. Was sollte das anderes sein als Eisenerze, Roheisen und Koks? Gierig nehmen die Kinder die Stücke auf. Lange hat es gedauert, bis auch andere Sinne als vor allem das Ohr angesprochen werden. Noch ein paar Informationen zu dem, was man vom Völklinger Platz aus noch vom Alten Eisenwerk sehen kann, dann geht es zum Alten Bahnhof.

„Da gibt es ja Bilder und Texte zur Hütte“, bemerkt die Gruppe. Aber auch, dass diese ziemlich dunkel und verdreckt sind und mutmaßlich keinen Touristen mehr locken, diese Informationen über die ehemaligen Hüttenarbeiter aufzunehmen. Fotos zeigen, wie belebt es hier zu Hoch-Zeiten der Eisenhütte zuging. Dass hinten auf den Gleisen in diesem Moment gerade ein Zug mit zigarrenförmigen Waggons glühendes Roheisen in Richtung Stahlwerk transportiert, entgeht dem Anführer der Gruppe.

Nächste Station ist die Rathaus­straße mit einst wichtigen Gebäuden wie dem früheren Casino und der ehemaligen Röchling-Bank. Einblicke in die Eligiuskirche und das Alte Rathaus sind auch Teil der Route. Aber alles in allem wirkt das noch etwas trocken. Bei der nächsten Stadtführung dieser Reihe besteht Hoffnung, dass es tatsächlich eine spannende Führung für Kinder wird.

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