Taucher untersucht Klärschlamm in 18 Metern Tiefe

Wehrden · Wegen einer Betriebsstörung ist gestern ein Industrietaucher in die Kläranlage in Wehrden hinabgestiegen. Proben, die er dabei einsammelte, sollen dem Entsorgungsverband (EVS) Aufschluss über die Störung geben.

 18 Meter in die Tiefe kroch gestern Industrietaucher Gerd Siemon in den Faulturm der Völklinger Kläranlage in Wehrden. Mit Luft versorgt wurde er dabei über einen Pressluftschlauch. Foto: Rolf Ruppenthal

18 Meter in die Tiefe kroch gestern Industrietaucher Gerd Siemon in den Faulturm der Völklinger Kläranlage in Wehrden. Mit Luft versorgt wurde er dabei über einen Pressluftschlauch. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Es gibt Jobs, die sind wichtig und erfordern einen ganzen Mann. Und da gibt es Männer, mit denen man dabei beim besten Willen nicht tauschen möchte.

Schlammig braun und ausgesprochen übel riechend präsentierte sich die Masse im Faulturm der Völklinger Kläranlage, in die Industrietaucher Gerd Siemon, 48, aus Trier da am Dienstagmorgen hineintauchen musste. "Hier wird der anfallende Klärschlamm weitestgehend ummineralisiert," erklärte Manfred Siersdorfer, der zuständige Bereichsleiter des Entsorgungsverbandes (EVS) die Abläufe in dem Faulbehälter. "Die organischen Verbindungen werden abgebaut und in ihre Bestandteile zerlegt," erklärt der Experte weiter. Als fleißige Helfer arbeiten hier im Rahmen einer Methangärung anaerobe Bakterien, die bei Temperaturen von 36 bis 38 Grad Celsius innerhalb von 20 Tagen diese wichtige Arbeit verrichten.

"Die Sicht da unten ist gleich null," ergänzt Björn Schu, seines Zeichens Abwassermeister und Elektriker, seit rund eineinhalb Jahren zudem Leiter der Kläranlage in Wehrden . Gerd Siemon ist diesbezüglich "Kummer" gewohnt: "Schön warm, und unterwegs trifft man jede Menge alte Bekannte," spaßt er, nachdem er wieder oben aufgetaucht ist und über eine Leiter aus dem 18 Meter tiefen Faulturm herausgestiegen ist. "Gründlich abspritzen," weist er energisch seine beiden Mitarbeiter an, bevor diese seinen "Helm" öffnen und ihn aus seinem Schutzanzug befreien.

Über einen Pressluftschlauch wurde er bei seinem Gang in die "Unterwelt" des Wehrdener Faulturms mit Luft versorgt. Eine Telefonverbindung sorgte zudem für den notwendigen Sprechkontakt. Und für den Fall der Fälle stand oben ein Retter mit einem kompletten Ersatzanzug bereit.

Sehen konnte Gerd Siemon zwar nichts, dafür aber fühlen. Jede Menge Ablagerungen stellte er dabei fest und brachte Proben davon nach oben. Diese müssen nun von den EVS-Chemikern schnellstmöglich auf ihre Bestandteile untersucht werden. Am Donnerstag wissen Manfred Siersdorfer und Björn Schu dann, was sie zu tun haben. Derzeit hoffen sie, dass sie diese Ablagerungen mit entsprechenden Zusatzstoffen wieder auflösen und damit die Störung beseitigen können. Läuft es jedoch schlecht, müssen in einem kostenaufwändigen Akt der Faulturm geleert und die Ablagerungen abgesaugt werden.

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