Wehrden. Gospel - mit diesem Chorgesang suchten unterdrückte Menschen mit dunkler Hautfarbe ein Ventil gegen Unrecht, Unerdrückung und Hoffnungslosigkeit. Klassische Beispiele waren die Sklaverei auf dem amerikanischen Kontinent und die Apartheid in Südafrika. Diese ursprünglich schwarze Musik, die nicht nur viel Leid und Schwermut transportieren, sondern auch begeistern kann, singen inzwischen auch europäische Chöre. Wie der Gospelchor Saarbrücken am Freitagabend in der fast voll besetzten Kulturhalle in Wehrden bewies.Der Saarbrücker Studentenpfarrer Otto Wilhelm Deutsch (Foto: isi), der den Chor 1986 gegründet hat, leitet ihn auch heute noch. Deutsch hat mehrere Jahre als Universitätsdozent in Swaziland, einem kleinen Staat innerhalb Südafrikas, gearbeitet und von dort eine Sammlung von Liedern mitgebracht. So bilden die bekannten Spirituals nur einen kleinen Teil des Konzertes. Zum Start singt der Chor Lieder aus dem Alltag, es geht um die Liebe. "Wenn man in Südafrika heiratet, heiratet häufig eine Familie die andere", erläutert Deutsch. Also ist das fröhliche Lied, dessen Titel übersetzt "Wir haben eine Braut bekommen" heißt, typisch für diese Gegend.Auch der Sieg über die Apartheid ist ein Thema - wie im Lied "Unser Gott wird siegen". In "Good News", einem begeisternden Beitrag aus dem Teil mit den Spirituals, geht es um die Frohe Botschaft. Spätestens hier springt der Funke auf das Publikum über, das jetzt im Rhythmus mitklatscht. Die Zuhörer dürfen auch mitsingen - wie bei "Kumbaya My Lord". "Wenn ich mich zu Ihnen umdrehe, sind Sie dran", sagt Deutsch. Die Zeit - das Konzert dauert gut anderthalb Stunden - vergeht zu schnell. Und als Deutsch mit seinem Chor singend aus der Halle zieht, braut sich draußen der erste Schnee des Winters zusammen.