Junge Net-Leute und Influencer helfen auf die Sprünge Wie man bei Hass-Tiraden cool bleibt

Völklingen · An der Völklinger Gemeinschaftsschule Sonnenhügel war „Doppeleinhorntag“: Junge Net-Leute und Influencer waren da und erklärten, wie man soziale Netzwerke nutzen kann als Mittel gegen Hass und Rassismus.

  Bekannte YouTuber im Dialog mit den Schülern über das Thema „Hate Speech“: Musiker und Produzent Eric Philippi (links) und Georg Maier.

 Bekannte YouTuber im Dialog mit den Schülern über das Thema „Hate Speech“: Musiker und Produzent Eric Philippi (links) und Georg Maier.

Foto: BeckerBredel

So macht den Jugendlichen der Völklinger Gemeinschafsschule am Sonnenhügel die Schule richtig Spaß: Während des Unterrichts lehren wenig ältere Helden aus den sozialen-Internet-Medien, wie die jungen Leute ihren Alltag im Netz an besten meistern und in den Pausen gibt es mitreißende Live-Musik auf dem Schulhof.

„Es läuft ganz cool“, singt Eric Philippi da zum Beispiel. Pascal Kappes kommt da gerade aus seiner Klasse, vor der er eben noch referiert hat, die Treppe hinunter auf den Pausenhof. Singt mit: „Bei mir läuft es ganz cool!“ Und steckt die Umstehenden mit guter Laune an. Pascal war schon Mister Saarland und ist einer derer, denen Jüngere und Gleichaltrige auf den Internetplattformen folgen, der sie beeinflusst. So sind Bezeichnungen wie Follower und Influencer längst gängige und verbreitete Titel für Pascal und Co. Den nächsten Song stimmt Georg Maier mit der Gitarre an. „Ein Hoch auf uns“, erkennen viele Schüler sofort, singen mit, tanzen dazu.

Dieser begeisternde Schultag steht im Zeichen des Doppeleinhorns, wie auch die Aufstellfahne hinter der Bühne zeigt. Projekt-Mitarbeiterin Karolina Kowol: „Das Projekt ,#DoppelEinhorn‘ (red: # steht für Hashtag oder Folgezeichen) wirbt in den sozialen Medien und im öffentlichen Raum für Demokratie und Meinungsfreiheit und setzt gleichzeitig ein Zeichen gegen Hass und Hetze. Träger des Projekts ist der Verein MedienNetzwerk SaarLorLux, welcher somit für die inhaltliche Ausgestaltung der Kampagne verantwortlich ist.“

Zum Projekt gibt es auch ein Lied, zu dem dann auch noch Rapper Esra einsteigt. Der spielt auch in der folgenden Unterrichtsstunde mit Dennis Keller, besser bekannt „De Schorsch“ aus seinem Projekt „Ungekocht genießbar“. Als solcher kommentiert er meist heiter das Weltgeschehen aus saarländischer Sicht. Am Tag des Doppeleinhorns an der Gemeinschaftschule am Sonnenhügel referiert er zum Thema „Hass-Sprache“, die jungen Leute nennen das „Hate-Speech“.

Wie sollen die Schüler dem begegnen, wenn sie im Internet dumm angemacht, gemobbt, gedizzed, provoziert, beleidigt werden? Rapper Esra weiß, dass man meist ganz anderes im Schilde führte, als andere dumm anzumachen, als man selbst zum Ziel der gemeinschaftlichen Anmache wird.

„Video-Battle-Turnier“ heißt die Disziplin, an der auch er sich als Rapper beteiligt hat. Eigentlich mit sportlichem Hintergrund geht es im Duell darum, den gegnerischen Rapper niederzumachen. Im Wechsel werden dazu Videos mit den entsprechenden Raps im Internet hochgeladen. Oft läuft der Sport dann aber auch aus dem Ruder. Etwa, wenn die Anmache unter die Gürtellinie geht oder Fans des Gegners sich einmischen, sogar Schläge oder noch mehr androhen und dabei sogar die Familie des Wettkampf-Rappers nicht außen vor lassen.

„Gut nur, dass es bei Drohungen geblieben ist, weil sich viele in der Anonymität des Internets verstecken“, so Esra. Dennis hat in den Stunden zuvor bereits Grundlagen gegen Hass und Gegenhass im Internet gelegt. Hat vom Tunnelblick gesprochen, den die sozialen Medien mit ihren Algorythmen bewirken: „Zum Beispiel Facebook zeigt Euch, was es glaubt, was Euch interessieren könnte.“ Komme es dann zu schriftlichen Beleidigungen, sei Ironie ein gutes Mittel zu reagieren: „Selbstverständlich ohne selbst zu beleidigen.“ Oder Behauptungen mit Argumenten zu entkräften.

Manchmal helfe auch, dem Gegenüber Bilder in den Kopf zu setzen. Was er selbst einfach demonstriert: „Denkt jetzt nicht an den Eiffelturm – und merkt Ihr? Ihr denkt alle an den Eiffelturm.“ Ab einen bestimmten Punkt sollten dann auch unbedingt Lehrer und Eltern eingeschaltet werden. In ähnlichen Arbeitsgruppen beschäftigten sich die Beeinflusser Kappes und Rouven Christ mit dem Thema.

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