Eine Komödie über Rassismus, geht das?

Völklingen. Rund 135 Völklinger Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums, der Erweiterten Realschule Am Sonnenhügel und des Kaufmännischen Berufsbildungszentrums tauschten gestern Vormittag die Schulbank mit den weichen Sesseln des Residenz-Kinos. Die Gymnasiasten und die Realschüler wollen während der Schulkinowoche den Film "Krabat" sehen

 Jörg Litzenburger (rechts) diskutiert im Residenz-Kino mit Völklinger Berufssschülern. Die jungen Leute haben zuvor den Film "Leroy" gesehen, eine Komödie über Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit. Foto: Jenal

Jörg Litzenburger (rechts) diskutiert im Residenz-Kino mit Völklinger Berufssschülern. Die jungen Leute haben zuvor den Film "Leroy" gesehen, eine Komödie über Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit. Foto: Jenal

Völklingen. Rund 135 Völklinger Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums, der Erweiterten Realschule Am Sonnenhügel und des Kaufmännischen Berufsbildungszentrums tauschten gestern Vormittag die Schulbank mit den weichen Sesseln des Residenz-Kinos. Die Gymnasiasten und die Realschüler wollen während der Schulkinowoche den Film "Krabat" sehen. Und ihre Kollegen vom Heidstock freuen sich auf den Streifen "Leroy". Er wird vom Völklinger Sicherheitsbeirat angeboten, einen Euro spendiert das Gremium jedem jugendlichen Besucher auf den Eintrittspreis. Der große Ansturm bleibt jedoch aus, lediglich die etwa 45 Schüler des Berufsbildungszentrums kommen. Horst Reitler vom Sicherheitsbeirat bedauert bei seiner Begrüßung, dass einige Schulen lieber nach Saarbrücken ins Kino gegangen sind. Diejenigen, die sich für Völklingen entschieden haben, kommen auf ihre Kosten. Titelheld Leroy ist ein 15-jähriger dunkelhäutiger Berliner, dessen Freundin dummerweise aus einer Familie mit rechter Gesinnung kommt. Ihre Brüder und Eltern machen es dem netten Schwarzen nicht leicht. Der Film nimmt die etwas einfach gestrickten Neonazis ordentlich auf die Schippe. Das ist lustig. Aber darf man eine Komödie über ein Problem wie den Rechtsextremismus drehen? In der Diskussion mit Filmkritiker Jörg Litzenburger meint eine junge Zuschauerin, dass der Regisseur das ernste Thema ins Lächerliche gezogen habe. "Alle Seiten werden veralbert", hält ein Mitschüler entgegen. Aktuell ist der Film auf jeden Fall. Auch in Völklingen: Ein türkischer Junge berichtet, dass er keine deutsche Freundin haben darf. Und eine Mitschülerin erzählt, dass sie keinen türkischen Partner mit nach Hause bringen soll.Während die Jugendlichen des Berufsbildungszentrums mit dem Medienpädagogen über Vorurteile diskutieren, plaudert Daniel Gottschalk im anderen Kinosaal aus dem Nähkästchen. Er stammt aus Völklingen und stand bei der Verfilmung von Otfried Preußlers Bestseller "Krabat" hinter der Kamera. Erzählt wird die Geschichte eines Zauberlehrlings, der die dunklen Mächte mit Hilfe der Liebe besiegt. Die jungen Kinofreunde erfahren, dass der Computer heutzutage beim Filmemachen eine große Hilfe ist. "Man kann aber nicht alles mit ihm machen", erklärt der erfolgreiche Kameramann. Die Mühle im Film etwa hat wirklich gebrannt. "Wie oft muss eine Szene gedreht werden?", will eine Schülerin wissen. Das kommt darauf an. Zwei bis drei Szenen, so Profi Gottschalk bilden beim Spielfilm das durchschnittliche Tagespensum - das sind gerade mal rund vier Minuten.

HintergrundDas Völklinger Residenz-Kino zeigt anlässlich der Schulkinowoche elf verschiedene Filme in 17 Vorstellungen. Knapp 2000 Kinder und Jugendliche, so Kino-Betreiberin Irene Holbach, haben sich angemeldet. Das entspricht in etwa den Zahlen der vergangenen Jahre. Veranstaltet wird die neunte Schulkinowoche Saarland von der Landeszentrale für politische Bildung und "Vision Kino - Netzwerk für Film- und Medienkompetenz". tan

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