Ältere Schüler engagieren sich als Sprachpaten für Jüngere
Völklingen/Kreis Saarlouis. Montagnachmittag am Völklinger Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium (MLK): Auf den Cafeteria-Tischen liegt jeweils ein Blatt mit den Namen eines Wochentags. Die Schüler, zukünftige Sprachpaten und ihre Schützlinge, entscheiden sich für ihren Favoriten und nehmen Platz. Die Frage nach dem günstigsten Tag für die regelmäßigen Treffen wäre schon mal geklärt
Völklingen/Kreis Saarlouis. Montagnachmittag am Völklinger Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium (MLK): Auf den Cafeteria-Tischen liegt jeweils ein Blatt mit den Namen eines Wochentags. Die Schüler, zukünftige Sprachpaten und ihre Schützlinge, entscheiden sich für ihren Favoriten und nehmen Platz. Die Frage nach dem günstigsten Tag für die regelmäßigen Treffen wäre schon mal geklärt. In lockerer Runde, so die Vorgabe von MLK-Projektkoordinatorin Heike Schröter, sollen die Jungs und Mädchen nun ins Gespräch kommen und herausfinden, wer zusammenarbeiten möchte. Ob das funktioniert? Ja, das funktioniert! Schon nach fünf Minuten tragen sich die ersten Paare in die Liste ein. Die Chemie stimmt, und motiviert sind die Schüler sowieso. Schließlich opfern sie wöchentlich eine Stunde ihrer Freizeit. Insgesamt 14 neue Paare bilden sich beim erfolgreichen Startschuss für die nächste MLK-Patenschaftsrunde. Dabei zeigt sich: Die Mädchen sind bei den Paten klar in der Überzahl, einige der Unterstützer haben selbst Migrationshintergrund. Und: Es gibt mehr Förderer als Patenkinder. Zehn Jugendliche müssen in die Warteschleife, sie sollen später Kindern der Grundschule Bergstraße helfen.Seit Ende 2009 beteiligt sich das Gymnasium an dem städtischen Integrationsprojekt "Aktion Patenschaft". Schüler der Klassenstufen zehn und elf greifen Fünft- und Sechstklässlern, die noch Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben, unter die Arme. Sie schreiben kleine Diktate, machen Wortschatzübungen, lesen und diskutieren ein Buch. Oder sie plaudern einfach über Gott und die Welt.
"Beide Seiten profitieren", versichert Sevim Tasci (Foto: bub) den Schülern. Die Jüngeren, erklärt die städtische Integrationsbeauftragte, profitieren vom Wissen der Älteren. Und die Älteren schlüpfen in die Rolle des Lehrers und lernen, wie man Wissen vermittelt. Pädagogische Erfahrungen werden gesammelt, soziale und interkulturelle Kompetenzen gestärkt. "Grammatik ist nicht leicht zu erklären", sagt Meike Recktenwald. Die Elftklässlerin gehört zu den sieben Sprachpaten, die bereits an der Schule wirken. Die Patin erzählt den Neueinsteigern vom "guten Gefühl", wenn man merkt, dass man seinem Schützling etwas beigebracht hat. Hilal, elfjähriges Patenkind von Meike, berichtet ohne Scheu von ihren Fortschritten bei der Grammatik und den Aufsätzen. Die Kinder, stellt Lehrerin Heike Schröter fest, "haben nicht nur viel gelernt, sie sind auch selbstsicher geworden."
Und warum engagieren sich die jungen Leute? Die kleine Aufwandsentschädigung spielt wohl keine große Rolle. Matthias Olscher, 15 Jahre, bringt seine Motivation auf den Punkt: "Ich will Kindern mit Migrationshintergrund die Gelegenheit geben, Deutsch zu sprechen und so ihre Zukunftschancen zu verbessern."
Hintergrund
In diesem Schuljahr hat die Stadt begonnen, das Projekt Patenschaft auszuweiten. Nun können auch außerschulische Paten, etwa Studenten oder pensionierte Lehrer, Völklinger Schüler fördern. Sieben solcher außerschulischen Paten gibt es zurzeit.
Am Warndt-Gymnasium in Geislautern, wo das Integrationsprojekt zu Beginn des Schuljahrs 2007/08 gestartet wurde, wirken 24 Sprachpaten. tan
