Filmvorführung „Bittersüße Reise“ im Neuen Rathaus Pflege als Auftakt-Thema bei Interkultureller Woche

Völklingen · Zugewanderte in deutschen Pflegeheimen: Das ist sowohl für die alten Menschen als auch für Pflegerinnen und Pfleger eine besondere Herausforderung – womöglich aber auch eine Bereicherung.

 Ganz eigene Herausforderungen kann es mit sich bringen, wenn zugewanderte Menschen in Senioren- oder Pflegeheime kommen.

Ganz eigene Herausforderungen kann es mit sich bringen, wenn zugewanderte Menschen in Senioren- oder Pflegeheime kommen.

Foto: dpa/Jana Bauch

Alt werden ist schon unter normalen Umständen „nichts für Weicheier“, wie es Joachim Fuchsberger mal sagte. Doch wie ist das fern der Heimat? Zum Auftakt der Interkulturellen Woche in Völklingen gab’s am Montag eine Filmvorführung mit Diskussion im großen Saal des Neuen Rathauses. In dem Dokumentarfilm „Bittersüße Reise“ geht es um das Älterwerden und die Pflege von „Gastarbeitern“ in Deutschland. Viele haben sich Sprache und Kultur ihrer alten Heimat bewahrt und wollen das auch, wenn sie jetzt auf die Hilfe von Pflegekräften angewiesen sind.

Diplom-Psychologe Nilgün Tasman und Filmemacher Dr. Paul Schwarz sind in der 45-minütigen Doku der Frage nachgegangen, wie die sogenannte „Kultursensible Pflege“ funktioniert. Diese ist für deutsche Pflegeheime, die oft überlastet sind, eine ganz neue Herausforderung. Je älter Menschen werden, desto mehr fallen sie auf alte Gewohnheiten zurück. Viele pflegebedürftige Migrantinnen und Migranten haben deshalb bei Sprache (Demenz lässt die Erkrankten häufig auf ihre Muttersprache zurückfallen), Essen, Umgang, Musik und Fernsehen spezielle Anforderungen, die Pflegeheime und -Dienste noch nicht ausfüllen können. Trotz allem fordert eine Pflegerin im Film, kultursensible Pflege als Chance zu sehen und prognostiziert: „Es wird bunter werden in der Altenpflege.“

Zur Filmvorführung eingeladen hatten der Seniorenbeirat, der Integrationsbeirat und Dr. Sennur Agirbasli von der AWO. Im Publikum saßen alte und junge, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, die nach dem Film ihre eigenen Erfahrungen mit kultursensibler Pflege teilten. Ein Pfleger berichtete, wie schwer es sei, beim aktuellen Fachkräftemangel kultursensibel zu pflegen. Es gebe immer noch zu wenig Nachwuchs aus dem islamischen Raum mit türkischen und arabischen Sprachkenntnissen. Eine Frau erzählte auf Türkisch, dass sie für ihre pflegebedürftige Schwiegermutter verantwortlich sei, da es in ihrer Familie noch große Vorbehalte gegenüber Pflege durch Fremde gebe. Sie hätte sich nun aber entschieden, eine Kurzzeitpflege in Anspruch zu nehmen und spüre dadurch große Entlastung. Zum Schluss erinnerte der Vorsitzende des Seniorenbeirats an die Arbeit des Pflegestützpunkts, der Angehörigen schnell helfen könne.

Die Interkulturelle Woche in Völklingen bietet noch bis 4. Oktober auf Veranstaltungen die Möglichkeit, neue Perspektiven kennenzulernen, sich besser in der Stadt zurechtzufinden und miteinander ins Gespräch zu kommen. Das Programm ist im Alten und Neuen Rathaus ausgelegt oder online zu finden unter: www.voelklingen.de/gesundheit-soziales/integration.

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