Neue Regenbogenschule in Emmersweiler „Wir fühlen uns hier total wohl“

Großrosseln · Im Großrosseler Ortsteil Emmersweiler hat dieses Jahr eine Förderschule neu eröffnet. In der Regenbogenschule werden Kinder und Jugendliche auf ein selbstbestimmtes Leben vorbereitet.

 Die Leiterin der Regenbogenschule in Großrosseln, Daniela Krämer, zusammen mit Schülern.

Die Leiterin der Regenbogenschule in Großrosseln, Daniela Krämer, zusammen mit Schülern.

Foto: BeckerBredel

Ende August wurden die neuen Schüler Luca, Nouri, Georghi, Hannes, Gabriel, Luca-Taylor und Domenik mit einem Lied in der Regenbogenschule im Großrosseler Ortsteil Emmersweiler begrüßt. „Freunde machen stark in dieser Welt. Freunde sind mehr wert als Geld“, sangen die Kinder bei der Einschulungsfeier. Offiziell nahm die Förderschule geistige Entwicklung bereits zu Beginn des Schuljahres 2020/21 die Arbeit auf, in Emmersweiler wird aber erst seit 1. März 2021 unterrichtet.

Die ehemalige Gemeinschaftsschule, die seit Sommer 2017 leerstand, musste umfangreich saniert werden. Dabei kam es zu Verzögerungen. Bis zum Wechsel in die Warndt-Gemeinde wurden die Schüler an ihren alten Standorten in Heusweiler und Dudweiler unterrichtet.

Aktuell werden in der Regenbogenschule 55 Kinder und Jugendliche in sieben Klassen gefördert. Einige haben das Down-Syndrom, andere sind autistisch veranlagt, bei manchen ist die Ursache der geistigen Einschränkung unbekannt. Die Schüler werden auf eine möglichst selbständige Lebensführung, die Teilhabe an der Gesellschaft und auf eine berufliche Tätigkeit im Rahmen ihrer Möglichkeiten vorbereitet. „Wir wollen sie fit machen für das Leben nach und außerhalb der Schule“, sagt Schulleiterin Daniela Krämer.

Die Schule will auch vermitteln, wie man den Alltag meistert. Jede Klasse hat eine Küchenzeile. Die Schüler bereiten das gemeinsame Frühstück zu, sie decken den Tisch und waschen ab. Montags bis mittwochs endet der Unterricht um 14.30 Uhr, an den anderen Tagen etwas früher. „Wir sind eine in Ganztagesform geführte Förderschule“, erläutert Krämer. Ihre Schützlinge sind sechs bis 18 Jahre alt und können die Schule von der ersten bis zur 12. Klasse besuchen. Danach wechseln viele in eine Werkstatt für behinderte Menschen.

 Schüler, Lehrer und Betreuer der Regenbogenschule in Großrosseln zusammen mit Schulleiterin Daniela Krämer (Mitte).

Schüler, Lehrer und Betreuer der Regenbogenschule in Großrosseln zusammen mit Schulleiterin Daniela Krämer (Mitte).

Foto: BeckerBredel

Neben zehn Lehrkräften, drei Lehramtsanwärterinnen und einer Sozialarbeiterin gehören fünf Eingliederungshelfer zum Team. Sie kümmern sich um Schülerinnen und Schüler, die besonders viel Aufmerksamkeit benötigen. Für fünf weitere Kinder mit erhöhtem Unterstützungsbedarf wurden bisher keine Eingliederungshelfer gefunden. Krämer hofft, dass sich bald Interessenten melden. „Das Gehalt orientiert sich am Mindestlohn“, erklärt die Schulleiterin.

Die Lehrenden und Betreuenden helfen den Schülerinnen und Schülern beim Essen, beim Zähne putzen oder beim Toilettengang. In jeder Etage ist ein Pflegebad. Im therapeutischen Bereich arbeitet die Schule mit externen Fachleuten zusammen: Ergotherapie, Physiotherapie, Autismustherapie und Logopädie werden angeboten. Auch medial sei die Schule gut ausgestattet, versichert Krämer. Jede Klasse hat eine digitale Tafel. Die Förderschulrektorin hofft, dass bald in allen Sälen WLAN verfügbar ist.

Zwar werden keine Noten vergeben und keine Arbeiten geschrieben,  die Kulturtechniken stehen aber auch in der Förderschule auf dem Stundenplan. Manche Kinder lernen lesen und schreiben, andere schaffen es nicht. Die Lehrenden kennen die Stärken und die Grenzen ihrer Schützlinge und erarbeiten individuelle Förderpläne. Beim projektorientierten Lernen wählen sie die Themen so aus, dass die Schülerinnen und Schüler im Rahmen ihrer Möglichkeiten Sachverhalte beobachten und Probleme selbständig oder mit Anleitung lösen können. Die Kinder finden heraus, was zum gesunden Frühstück gehört, sie bestaunen die Verwandlung einer Raupe in einen Schmetterling oder suchen Frühblüher in der Natur.

„Wir sind dankbar, dass alle wieder die Schule besuchen dürfen“, betont Krämer mit Blick auf die Einschränkungen während der Pandemie. Vor allem die schwächeren Kinder seien mit Homeschooling nur schwer zu erreichen gewesen. „Sie brauchen das Lernen vor Ort“, so die Schulleiterin.

Bis zur offiziellen Eröffnungsfeier im Oktober sollen auch alle Arbeiten auf dem Außengelände der Schule abgeschlossen sein. Dann dürfen die Jungen und Mädchen endlich auf dem Spielplatz toben. Im Ort wurden Pädagogen und Kinder gut aufgenommen: Die Fußballer des SV Emmersweiler haben etwa für die Lehrer gegrillt und werden Flyer verteilen, auch der Festausschuss St. Nikolaus war schon zu Besuch und Ortsvorsteher Norbert Herth ist Beisitzer im Förderverein. „Wir fühlen uns hier total wohl“, sagt Krämer.

Träger der Regenbogenschule ist der Regionalverband Saarbrücken. Zum Einzugsgebiet gehören die Kommunen Großrosseln, Völklingen und Kleinblittersdorf sowie die Folsterhöhe in Saarbrücken. Im Regionalverband gibt es drei weitere Förderschulen geistige Entwicklung: Die Friedrich-Joachim-Stengel-Schule in Saarbrücken, die Schule Winterbachsroth in Dudweiler und die Johann-Wolfgang-von-Goethe-Schule in Heusweiler.

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