Konzert Coole Musiker auf dem roten Teppich

Völklingen · So manch anderen würden unvorhergesehene Pannen wie eine gerissene Saite aus der Ruhe bringen. Nicht so das Trio Dreist. Im Völklinger Alten Bahnhof wurde die Saite einfach während des Songs gewechselt.

 Die Musiker von Dreist bei ihrem dienstäglichen Auftritt im Alten Bahnhof in Völklingen.

Die Musiker von Dreist bei ihrem dienstäglichen Auftritt im Alten Bahnhof in Völklingen.

Foto: BeckerBredel

Gleich zu Beginn gibt es Altbekanntes, als sich die Deutschrocker von Dreist im Rahmen der Reihe Tuesday-Station-Music am Alten Bahnhof Völklingen vorstellen. Sozusagen zum Eingrooven auf das weitere Programm mit Gitarrist Thomas Blug, Sänger und Bassist Piet Eifel und Schlagzeuger Micky Meier.

„Come together“ lassen die Musiker vom Stapel, doch keine Angst: Da kommt keine bluesige Kopie des Beatles-Hits. Höchstens in der ersten Strophe klingt das wie gewohnt, denn bereits im Refrain beginnt Piet, sich den Welthit anzueignen und streut schon mal eine in der Kopfstimme gesungene Zeile ein. Oder trägt eine Strophe des Liedes mit fast schon psychedelischem Tonfall vor.

Es folgen freche eigene Texte, die, wie der Blues selbst, aus dem prallen Leben kommen. „Wir lügen“, gesteht Piet singend und beschreibt sich wenig später mit Psychosen, als Couch-Boy im Dialog mit seinem Psychiater. Und dann geht es um das Thema überhaupt: „Sex!“

„Gulli“ Rudi Spiller, einer der Organisatoren der neuen Tuesday-Station-Music, gibt sich dieses Mal mit seiner Rolle als Beschaller zufrieden. „Der Saal selbst klingt überhaupt nicht schlecht“, urteilt er. Nur die Bühne mache Probleme. Die mit rotem Teppich beschlagene Holzkonstruktion bildet einen großen Hohlraum über der Bahnhofstreppe – ein Albtraum für den Beschaller. Der humorig behauptet, noch eine weitere Rolle auszufüllen: „Ich mache heute die Blues-Polizei und werde genau auf jeden Fehler der Herren achten und diese melden.“ Ein Spaß, denn bei Könnern wie Fender-Stratocaster-Europameister Thomas Blug und seinen Mitstreitern hat ein Polizist wohl genau so wenig zu ahnden wie der Bediener einer Radarfalle auf freier Autobahnstrecke.

Noch nicht einmal unvorhergesehene Pannen können das Trio stoppen. So ersetzt Blug quasi fliegend eine gerissene Saite seiner Gitarre. Zügig und doch mit einer Seelenruhe, wie das typische Lächeln auf seinen Lippen verrät. Die Bandkollegen halten mit Bass und Schlagzeug derweil den Beat am Leben. Den Song für den Saitenwechsel unterbrechen? Niemals!

Während „Gulli“ Spiller in den sozialen Netzwerken neidische Kommentare erntet – nach dem Motto: „Bei euch da unten ist immer was los mit Musik und so, schade, dass ich nicht in der Nähe wohne“ –, wünscht er sich für die Konzerte mehr Publikum. „Ich glaube, die Qualität, die wir bieten, würde dies rechtfertigen“, sagt er unmittelbar vor Konzertbeginn.

Dass der Zuspruch zu Beginn noch mäßig war, könnte aber auch damit zusammenhängen, dass unterschiedliche Anfangszeiten verbreitet wurden. So kamen etliche Musikfreunde erst nach Konzertbeginn. Wer die zukünftigen dienstäglichen Konzerte im Alten Bahnhof erleben möchte, sollte sich 19.30 Uhr als offizielle Startzeit merken.

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