Saarbrücker Initiative Stolperstein für den Pazifisten und Nazi-Gegner Wilhelm Frisch

Saarbrücken · In einem Brief an Oberbürgermeister Uwe Conradt hat die „Rosa Luxemburg Stiftung/Peter Imandt Gesellschaft“ angekündigt, für das einstige Mitglied des ehemaligen saarländischen Landesrats – heute etwa vergleichbar mit dem Landtag – Wilhelm Frisch einen Stolperstein stiften zu wollen.

 Wilhelm Frisch.

Wilhelm Frisch.

Foto: Sammlung Luitwin Bies beim Stadtarchiv Völklingen

Das teilt die „Rosa Luxemburg Stiftung/Peter Imandt Gesellschaft“ mit. Anlass ist Frischs 130. Geburtstag am 29. März.

Die „Rosa Luxemburg Stiftung/Peter Imandt Gesellschaft“ erläutert: Der 1891 in Wemmetsweiler geborene und in armen Verhältnissen aufgewachsene Wilhelm Frisch war Hilfsarbeiter und Bergmann. Als Soldat im Ersten Weltkrieg geriet er von 1915 bis 1918 in russische Gefangenschaft, bevor er nach dem Krieg wieder als Bergmann arbeitete. Vermutlich haben die Erfahrungen des Krieges Frisch politisiert und zum Kriegsgegner werden lassen. So trat Frisch Mitte der 20er Jahre der Kommunistischen Partei bei und übernahm dort zahlreiche Funktionen. 1932 wurde er in den letzten Landesrat des Saargebietes gewählt und galt als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Dies belegen seine Reden, die zu den wenigen erhaltenen persönlichen Hinterlassenschaften von Frisch gehören. Eine Auswahl wurde von dem Saarbrücker Schauspieler und Kabarettisten Peter Tiefenbrunnner gesprochen und ins Internet gestellt.

Nach der Saarabstimmung 1935 floh Frisch nach Frankreich, von wo er versuchte, Widerstand zu organisieren. Unmittelbar nach der Besetzung Frankreichs durch die Wehrmacht 1940 gelang es der Gestapo, Wilhelm Frisch zu verhaften. Trotz pausenloser Verhöre verriet Frisch niemanden – am 20. Oktober 1940 setzte er seinem Leben im Alexander-Gefängnis, das einst an der Keplerstraße/Stengelstraße stand, ein Ende. Die „Rosa Luxemburg Stiftung/Peter Imandt Gesellschaft“ meint, der Stolperstein sollte vor Frischs letztem „Arbeitsplatz“ verlegt werden – amTagungsort des ehemaligen Landesrats, also vor dem Rathaus St. Johann.

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