Wahlkampf CDU warnt vor Gefahr für „Leib und Leben“

Saarbrücken · Fraktion im Bezirksrat Mitte glaubt, dass die Stadtverwaltung ihre Bäume nicht intensiv genug auf Standsicherheit untersuchen lässt.

 Dieses Auto geriet am 21. Februar im Meerwiesertalweg unter die Krone einer stürzenden Buche. Die Fahrerin kam verletzt in eine Klinik.

Dieses Auto geriet am 21. Februar im Meerwiesertalweg unter die Krone einer stürzenden Buche. Die Fahrerin kam verletzt in eine Klinik.

Foto: BeckerBredel

Vor Gefahr für „Leib und Leben der Bürgerinnen und Bürger in der Landeshauptstadt“ warnt Hermann-Josef Anton, Fraktionschef der CDU im Bezirksrat Mitte, in einer E-Mail an die SZ. Gefahrenquelle ist Anton zufolge, „dass die Verwaltung das Thema Baumkontrolle nicht ausreichend im Fokus hat und es sich hier zu leicht macht“. Anton sieht – neben Grünamtschefin Carmen Dams – auch Oberbürgermeisterin Charlotte Britz in der Pflicht, „sich persönlich zu kümmern, die bestehenden Strukturen zu hinterfragen und für mehr Sicherheit zu sorgen“.

Seine Vorwürfe stützt Anton auf mehrere Unfälle, bei denen umstürzende Bäume oder herabfallende Äste Autos beschädigten – und bei denen nur durch glückliche Fügung keine Menschen ums Leben kamen oder verletzt wurden.

Zum aktuellen Anlass seiner Mail schreibt Anton: „Heute Morgen ist wieder einmal ein Baumteil im Stadtteil St. Johann auf ein Auto gefallen – dieses Mal im Meerwiesertalweg. Auch heute gab es nur durch Glück keine schwer verletzen Personen.“

Gemeint ist ein Vorfall vom Donnerstag, 21. Februar. Dabei stürzte am frühen Morgen eine rund 20 Meter hohe Buche schräg über Radweg und Straße. Der Baum gehörte zum Stadtwald St. Johann und stand etwa 15 Meter vom Meerwiesertalweg entfernt unterhalb der Mehrzweckhalle des Landessportverbandes. Seine Krone traf einen Kleinwagen, der Richtung City fuhr. Der Baum schlug schräg über Beifahrersitz und Rückbank auf das Wagendach und drückte es bis auf die Rückbanklehne.

Wäre der Baum Sekundenbruchteile früher aufgeschlagen, dann hätte er das Auto über dem Fahrersitz getroffen und womöglich die Fahrerin getötet. So überlebte sie glücklicherweise und wurde verletzt ins Krankenhaus gebracht (die SZ berichtete).

Laut Anton war das nicht das erste Unglück dieser Art in Saarbrücken: „Ähnliche Vorfälle hatte es in letzter Zeit schon mehrfach gegeben. Im vergangenen Jahr gleich an zwei Stellen in der Straße Am Homburg.“ Deshalb hatte Antons Fraktion Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) und Bezirksbürgermeisterin Christa Piper (SPD) gefragt, wie sie die „Gefährdungslage“ einschätzen und was die Stadt dagegen tun will.

In der CDU-Anfrage von 2018 heißt es: „In der vergangenen Woche ist im unteren Teil der Straße Am Homburg kurz nach der Einmündung in den Meerwiesertalweg ein großer Baum im Morgenverkehr quer über die Straße gefallen und hat ein Auto beschädigt. Man kann von großem Glück sprechen, dass es dabei keine Verletzten oder Toten gegeben hat.“

Die Anwohner seien besorgt, weil sie fürchten, „dass an der betroffenen Böschung noch mehr Bäume stehen, die nur schlecht verwurzelt sein könnten“. Die Anwohner hätten außerdem berichtet, „dass dort in den letzten Jahren schon mehrfach große Äste auf die Straße gefallen“ seien.

Also bat die CDU, „sehr zeitnah eine Überprüfung“ der Bäume „zu veranlassen und zu klären, wie hier eine Sicherung der Verkehrswege erreicht werden kann“. Außerdem wollte die CDU wissen, „wer für die Verkehrswegesicherung verantwortlich ist (z.B. durch Fällen von unsicher stehenden Bäumen) und wer im Schadensfall haftet“.

Für die Stadt antwortete damals Grünamtsleiterin Carmen Dams. Sie versicherte, dass die Stadt ihre Bäume „mindestens einmal im Jahr“ mittels „anerkannter Verfahren auf Standsicherheit“ überprüft. Drei Baumkontrolleure seien „ständig im Stadtgebiet unterwegs“. Über den Baum, der Am Homburg umgestürzt war, berichtete Dams: „Der Baum, es handelt sich um eine Hainbuche, war gesund und hatte keine äußerlichen Anzeichen einer Schädigung. Umsturzursache war extrem durchnässtes Erdreich nach vorausgegangenen heftigen Niederschlägen und Sturmböen.“

Die Stadt habe alle Nachbar-Bäume überprüft und auch an ihnen „keine äußerlichen Anzeichen einer Erkrankung“ gefunden. „Schrägstand alleine führt nicht zwangsläufig zur Umsturzgefahr. Die Bäume haben sich über Jahre im Laufe ihres Wachstums durch entsprechende Wurzelausbildung der Situation angepasst.“

Laut Dams ist „grundsätzlich“ die Stadt „verantwortlich für die Verkehrssicherheit“ der städtischen Bäume – und die Grünamtschefin versicherte: „Sie können sicher sein, dass diese Aufgabe von meinen Mitarbeitern sehr ernst genommen wird. Schließlich haften die Mitarbeiter u.U. persönlich. Im Zweifelsfalle geht die Sicherheit der Menschen immer vor, und Bäume müssen gefällt werden.“

Zum jüngsten Unglück aus dem Meerwiesertalweg hatte Stadt-Pressesprecher Thomas Blug erklärt: „Wir bedauern den Unfall sehr. Wir wünschen der verletzten Frau eine schnelle Genesung.“ Der umgestürzte Baum, eine rund 100-jährige Buche, gehöre der Stadt. Er sei – wie alle Bäume entlang der Straßen – „regelmäßig“ kontrolliert worden, „zuletzt vor 17 Monaten“ – und er sei auch am Tag seines Sturzes noch kerngesund gewesen. Die Stadt wolle nun abwarten, was die Polizei feststellt, „um dann auch die rechtlichen Fragen klären zu können“.

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