Warum ich das ausgerechnet jetzt sage? Weil, als dieser Tage noch ordentlich morgendlicher Raureif über den Vorgärten lag, ein kleiner Junge zu seiner Mutter etwas von „Schnee“ sagte. Schnee??? Das soll Schnee sein?  Damals, bei meinen Großeltern in Garmisch, DAS war Schnee. Und seitlich am Haus in der Zugspitzstraße gab es diesen kleinen Platz, auf dem der Schneepflugfahrer immer einen kleinen Berg aufhäufte – da bekamen wir den Grundstock für eine Schneeburg frei Haus geliefert, in der wir uns dann abwechselnd für legendäre Schneeballschlachten verschanzten. Oder wir gruben uns eine Höhle in den Schneeberg. Warum? Na ja, weil er nun mal da war. Und an der Eisenstange am Gartentor konnte man wissenschaftlich überprüfen, ob da die Zunge tatsächlich festfriert, wenn man sie dran hält (es stimmte – auch die Verifizierung im Folgejahr war erfolgreich). Und über die Straßen rasselten locker-flockig Fahrzeuge mit Schneeketten, während hier schon die Panik bei der ersten Flocke ausbricht und Autos stehen bleiben, wo mein Garmischer Opa noch mit dem Holzvergaser hoch fahren würde – und der ist über 30 Jahre tot.

Ob der kleine Junge, der Raureif mit Schnee verwechselt hat, wohl jemals das befriedigende Gefühl haben wird, durchgeschwitzt, müde und mit eisigen Fingern wieder ins warme Wohnzimmer zu kommen, wo dann die Tasse warmer Kakao wartet, die Holzdielen knarzen und das Ticken der alten Standuhr zum Träumen einlädt? Immerhin halten die schneefreien Saar-Winter auch einen Trost bereit: weniger Heizkosten – und auf Schneeschippen als Freizeitbeschäftigung kann man ja auch ganz gerne verzichten.