Nachgeschaut Wenn sie dürfen, machen sie sofort die Tür auf

Saarbrücken · Was passiert eigentlich im Museum, wenn gar keine Besucher kommen dürfen? Bleiben dann alle Mitarbeiter zuhause? Das haben wir erst uns und dann die Leute im Saarlandmuseum gefragt und viel gelernt.

 Die  Kunst ist da, die Museumschefin Dr. Andrea Jahn (rechts) und ihre Stellvertreterin Dr. Kathrin Elvers-Švamberk auch. Nur die Besucher fehlen. Das Saarlandmuseum bleibt wegen der Corona-Beschränkungen geschlossen. Trotzdem ist hinter den Kulissen viel zu tun.

Die  Kunst ist da, die Museumschefin Dr. Andrea Jahn (rechts) und ihre Stellvertreterin Dr. Kathrin Elvers-Švamberk auch. Nur die Besucher fehlen. Das Saarlandmuseum bleibt wegen der Corona-Beschränkungen geschlossen. Trotzdem ist hinter den Kulissen viel zu tun.

Foto: Iris Maria Maurer

Eigentlich sollte die Ausstellung „Welt – Bühne – Traum. Die ‚Brücke’ im Atelier“ in der Modernen Galerie schon seit gut zwei Wochen eröffnet sein. Doch seit Anfang November ist das Museum wegen des „Lockdowns light“ geschlossen.

„Es ist ein Jammer. Wie wenn man einen Weihnachtsbaum kauft, aufstellt und schmückt, aber keiner darf ihn sehen“, fasst Dr. Andrea Jahn, Direktorin des Saarlandmuseums, die Gemütslage ihrer Mitarbeiter zusammen. Denn die fertige Ausstellung wartet auf ihre Eröffnung und auf ihre Besucher, die sicherlich gerne zahlreich erscheinen würden.

„Ganz fertig ist die Ausstellung nicht“, erklärt Dr. Kathrin Elvers-Švamberk, stellvertretende Leiterin des Saarlandmuseums und Kuratorin der Ausstellung dann aber. „Denn es sollten noch acht Blätter aus dem Kupferstichkabinett in Berlin kommen“, fügt sie hinzu. Aber zwei Tage vor deren Ankunft wurde der Transport verschoben, die zuständigen Mitarbeiter erhielten wegen des Lockdowns keine Genehmigung zur Fahrt. Daher hängen jetzt in dem abgedunkelten Saarbrücker Ausstellungspavillon nur 104 von 112 Exponaten, teilweise mit großen Stellpappen und Seidenpapier zusätzlich vor Licht geschützt.

„Es ist eine sehr surreale Atmosphäre“, fasst Dr. Kathrin Elvers-Švamberk die Situation zusammen. Denn niemand weiß, wann die Ausstellung und das Museum wieder geöffnet werden können. Auch ist nicht geklärt, ob die Ausstellung, die bis zum 7. März 2021 angekündigt war, verlängert werden kann. „Das würde alle unsere Folgeprojekte verschieben“, erläutert Dr. Andrea Jahn.

Denn die Begleitprogramme, der Transport und die Versicherung der Werke seien festgelegt. „Wir sind die ganze Zeit am Organisieren, Planen und Umplanen“, erklärt sie weiter.

Das Team der Modernen Galerie arbeitet derzeit in einer Kohortenlösung, die Hälfte ist vor Ort, die andere zuhause im Homeoffice, und alle zwei Tage wird gewechselt. Denn, obwohl die Türen geschlossen sind, und keine Besucher das Museum betreten dürfen, haben die Mitarbeiter jede Menge zu tun.

Nicht nur, was eine eventuelle Verlängerung der Brücke-Ausstellung betrifft. „Wir arbeiten an einer Lovis Corinth-Ausstellung im Winter 21. Bei dieser Ausstellung sind wir Kooperationspartner des Museums Belvedere in Wien. Aber wegen Corona gibt es dort auch schon Abweichungen, was die ursprüngliche Werkauswahl angeht“, erklärt Dr. Kathrin Elvers-Švamberk.

Auch in der Kunstvermittlung werden Programme erarbeitet, auch wenn sie erstmal nicht umgesetzt werden können. „Die Programme zur Brücke-Ausstellung sind fertig, können aber nicht genutzt werden. Aber immerhin haben wir zwei Projekte mit der Hochschule für Musik Saar, die umgesetzt werden konnten. Die werden wir jetzt wohl im Internet streamen“, berichtet Stephanie Noll, zuständig für die Kunstvermittlung.

Überhaupt seien derzeit alle digitalen Angebote enorm wichtig, auch um die neuen Termine zu kommunizieren. Sie müssen immer auf dem neusten Stand sein – so gut es eben geht, und auch wenn es doppelt so viel Arbeit macht.

Im Museum selbst wurde in den letzten Wochen noch mehr vorbereitet. Eigentlich soll am 20. Dezember im Kreisständehaus am Schlossplatz die Ausstellung „Sabine Groß – Show Time – Eine Archäologie der Zukunft“ eröffnet werden. Auch diese Ausstellung wird wie geplant aufgebaut.

Und in der Dauerausstellung wird derzeit eine Sonderschau zu Albert Weisgerber vorbereitet. Neben den hochrangigen Werken aus eigenem Bestand werden auch Meisterwerke aus der Albert-Weisgerber-Stiftung einbezogen, die in den nächsten Tagen aus St. Ingbert angeliefert werden. Die Eröffnung war für den 11. Dezember geplant.

Daneben wird auch der Abtransport der großen Penone-Ausstellung vorbereitet, die am 10. Januar endet. Aber wann genau diese Termine tatsächlich stattfinden und wann die sehnlichst vermissten Besucher endlich wieder kommen dürfen, ist nach wie vor ungewiss.

Auf diesen Moment ist das Team um Dr. Andrea Jahn und Dr. Kathrin Elvers-Švamberk aber bestens vorbereitet. „Wenn wir dürfen, können wir sofort und jederzeit die Türen zum Museum und den Ausstellungen öffnen“, sagt Dr. Andrea Jahn. Das wäre ein wunderschönes Geschenk  nicht nur für die Besucher.
www.kulturbesitz.de

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