Schenker-Ansiedlung „Seit der Sperrung der Talbrücke fahren diese Drecks-Lkw hier vorbei“

Ensheim · Die Ensheimer Bürgerinitiative hat den Niederlassungsleiter von DB Schenker regelrecht gegrillt.

 Proppenvoll war der Saal bei der Podiumsdiskussion. Viele Zuhörer mussten stehen.

Proppenvoll war der Saal bei der Podiumsdiskussion. Viele Zuhörer mussten stehen.

Foto: Heiko Lehmann

Eines muss man Peter Maas lassen: Er hat nicht gekniffen und sich am Mittwochabend der Bürgerversammlung in einem Ensheimer Restaurant gestellt. Dort protestierten über 200 empörte bis aufgebrachte Ensheimer gegen die geplante Ansiedlung von DB Schenker nördlich des Flughafens. Maas ist Niederlassungsleiter von DB Schenker in Saarbrücken. Proppenvoll war der Saal, mehr als die Hälfte der Zuhörer musste stehen, weil es nicht genügend Stühle gab. „Die Bürgerinitiative Schenker“ hatte nun schon zum zweiten Mal zu einer Podiumsdiskussion eingeladen, um über die schwierige Verkehrslage in Ensheim zu diskutieren. Viel zu gewinnen gab es für Maas an diesem Abend nicht. Die Ensheimer nahmen ihn ins Kreuzverhört und haben ihn zeitweise regelrecht mit ihren Fragen gegrillt. Maas blieb gelassen, hob ab und zu die Augenbrauen oder zuckte mit den Schultern. Die Zwischenrufe und Vorwürfe aus dem Publikum hielt er aus.

Unter Beschusss

Viel zu gewinnen gab es für Maas an diesem Abend nicht. Was musste er sich nicht alles anhören: DB Schenker beschäftige vor allem Leih- und Billig-Arbeiter. Die Anzahl der Lkw, die künftig die Heringsmühle passieren könnten, sei viel höher als von ihm angegeben. Lärm und Feinstaubbelastung seien jetzt schon hoch, mit dem Umzug von Schenker nach Ensheim aber regelrecht unzumutbar. Sein Unternehmen bereichere sich auf Kosten der Gesundheit der Ensheimer Bürger. Als Maas versicherte, sein Unternehmen würde nie etwas tun, was gesundheitsgefährdend sei, erntete er schallendes Gelächter. Yve Brück, die Sprecherin der Bürgerinitiative, musste „ihre“ Ensheimer mehrfach ermahnen: „Bitte sachlich bleiben!“

Seit der Sperrung der Fechinger Talbrücke ist alles anders

Einem älteren Herrn aus dem Mandelbachtal fiel es sichtlich schwer, seine Betroffenheit in Worte zu fassen. Stattdessen zeigte er Maas und den anwesenden Kommunalpolitikern aus dem Saarbrücker Stadtrat ein Körbchen mit einem halben Dutzend Äpfeln aus seinem Garten. Die waren teilweise schwarz verfärbt. Früher habe er sie direkt vom Baum essen können, jetzt seien sie verdorben. Angefangen hätten die ganzen Probleme, als die Fechinger Talbrücke wegen statischer Mängel vor zwei Jahren an Ostern von heute auf morgen gesperrt wurde. Die Pfeiler der Brücke drohten der Belastung durch den Auto- und Lkw-Verkehr nicht mehr standzuhalten. Erst am 1. November 2016 wurde sie für den Verkehr wieder freigegeben. Viele der Ensheimer wie Yve Brück haben den Eindruck, dass seitdem viel mehr Lkw über die Heringsmühle fahren. Brück vermutet, dass manch einer dort für sich eine Abkürzung entdeckt habe und daher nun diesen Weg nutze. „Seit der Sperrung der Talbrücke fahren diese Drecks-Lkw durch das Mandelbachtal“, empörte sich einer der Zuhörer.

Weg von der Straße, hin zur Schiene

Der baupolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Saarbrücker Stadtrat, Günther Karcher erinnerte daran, dass die Landeshauptstadt vor einem Jahr einen Verkehrsentwicklungsplan aufgestellt habe, demnach verkehrsintensive Betriebe abseits von Wohngebieten, dafür in der Nähe von Autobahnauffahrten angesiedelt werden sollten. Das wurde vom Publikum einhellig mit Applaus begrüßt. Die Ablehnung der Ensheimer gegen DB Schenker in ihrer Gemeinde war zum Greifen. Als dann im Laufe des Abends klar wurde, dass auch die meisten Fraktionen im Saarbrücker Stadtrat gegen eine Ansiedlung sind, musste Peter Maas erkennen. „Der Standort Schenker hat wohl keine große Zukunft.“

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