Warten auf die neue Gulliver-Welt

Saarbrücken/Homburg · Die Saarbrücker Stadtverwaltung versucht, Geld zusammenzubekommen, um das Gelände der ehemaligen Gulliver-Welt im Deutsch-Französischen Garten neu nutzbar zu machen. Die Homburger Stadtverwaltung versucht derweil, Geld zu bekommen, um den ehemaligen Exponaten im Maßstab 1:33 eine neue Heimat auf dem Gelände des ehemaligen Freibades zu geben.

Dass eine Unternehmessprecherin begeistert ist von dem, was ihre Firma macht, ist nicht ungewöhnlich. Dass Julia Ruffing, die Öffentlichkleitsarbeiterin der Homburger "Dr. Theiss Naturwaren" GmbH regelrecht euphorisch ist, wenn es "um diese Objekte" geht, liegt daran dass das Unternehmen eine kleine Welt vor dem Untergang bewahrt hat und es viele Menschen gibt, die ihr das hoch anrechnen. Die Firma hat die Miniaturmodelle der 2012 geschlossenen Gulliver-Welt gekauft (die SZ berichtete).

"Seit wir diese Objekte gekauft haben, bekommen wir viele Nachrichten, vor allem Briefe von Menschen, die unheimlich viel damit verbinden", sagt Julia Ruffing. Es sei "sooo schön" zu erleben, wie Menschen an den Sachen hängen, die 36 Jahre lang Teil des Deutsch-Französischen Gartens (DFG), "der Gartenschau, wie viele Saarländer noch sagen, waren. Ein alter Herr zum Beispiel, der früher selbst geholfen hat, die Exponate auszubessern, habe "total gerührt" in der Halle gestanden, in der die Modelle nun wieder hergerichtet werden. Viele Menschen hängen an diesem Stück saarländischer Geschichte - das ist eine der guten Erfahrungen, die Julia Ruffing gerade macht. Die weniger gute: Das Vorhaben, die Exponate wieder der Öffentlichkeit zugängig zu machen, kommt nicht so schnell voran, wie gehofft.

Die Gulliver-Welt GmbH hat die Exponate verkauft, ging dann aber in Insolvenz, so dass die Stadt Saarbrücken auf rund einer Viertelmillion Euro für die Sanierung des Geländes sitzenblieb. Auch in Homburg ist die Neu-Präsentation der Exponate mangels Geld ins Stocken geraten.

Julia Ruffing ist aber zuversichtlich. "Bei dem ein oder anderen Objekt werde es zwar noch etwas dauern, weil es durch die Witterung ziemlich zerstört ist", sagt sie. Aber 33 der rund 60 Objekte seien bereit, wieder ausgestellt zu werden. Man plane sogar, die neue Gulliver-Welt um einige Modelle zu erweitern. Es gebe weltweit wichtige Gebäude, die, als die alte Gulliver-Welt aufgebaut wurde, noch nicht so im Bewusstsein waren - markante Gebäude aus Osteuropa zum Beispiel.

Von Seiten der Theiss-Naturwaren GmbH laufe alles gut. Was das Gelände angeht, "liegt das jetzt am Stadtrat", sagt Julia Ruffing. Sie ist aber sicher: Dass eine neue Gulliver-Welt eröffnet wird, sei sicher - "die Frage ist nur, wann der Startschuss fällt".

In der Stadtratssitzung im vergangenen Herbst war man sich einig: Für die Gulliver-Welt wäre das Gelände des ehemaligen Freibades in Homburg ein guter Standort. Deswegen wurde auch einstimmig beschlossen, diese Stelle dafür anzubieten.

Immer wieder waren im vergangenen Jahr einzelne Sehenswürdigkeiten der Gulliver-Welt in Homburg, aber auch zum Beispiel in Neunkirchen zu sehen. Bis zu einer endgültigen Entscheidung über den festen Standort wird es aber wohl noch etwas dauern. Der erste Ratsbeschluss sei ein Signal gewesen, dass man sich die Gulliver-Welt auf dem Gelände vorstellen könne und zugleich ein Auftrag an die Stadtverwaltung, die Parameter zu erarbeiten, sagt der Homburger Stadt-Pressesprecher Jürgen Kruthoff. Es habe zunächst ein Bauantrag vorgelegen, der nach internen Diskussionen noch verändert worden sei. Diese zweite Version werde nun dem Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) vorgelegt.

Hintergrund sei auch, dass "wir uns in einem ökologisch sensiblen Bereich bewegen", so Kruthoff. Schon im Stadtrat hatte der Homburger Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind darauf hingewiesen, dass das Gelände in der Wasserschutzzone II liege. Das war bereits ein Argument gegen die Fläche als Kombibad-Standort. Das jetzt Geplante sei nicht mit einem Badbetrieb vergleichbar, sagt Kruthoff. Es könne sein, dass das LUA beim Bauantrag noch gewisse Auflagen macht, auch wenn es "aus unserer Sicht dort so passen könnte".

Parallel werde die Stadt einen Förderantrag zwecks Unterstützung des Projekts als touristische Maßnahme ans Saar-Wirtschafsministerium schicken. Eine dazu erforderliche Machbarkeitsstudie sei in Auftrag gegeben. In der Studie werde von einem Fachbüro geklärt, ob das Ganze sinnvoll zu betreiben ist.

Es gehe um mögliche Besucherzahlen und Eintrittspreise. Auch wenn die Stadt die Objekte geschenkt bekommt, klar sei: Bevor in Sachen Gulliver-Welt auf dem ehemaligen Freibadgelände sichtbar etwas passieren kann, muss noch einmal der Stadtrat entscheiden. Dies werde eher nicht mehr vor der Sommerpause passieren, so Kruthoff.

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