Neue Prüfstellen für Grubenwasser – Kontrolle auf PCB wird verschärft

Saarbrücken · Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD) nimmt die Ängste der Bevölkerung vor der Belastung von Flüssen und Bächen mit dem Gift PCB ernst. Deshalb lässt er Messgeräte an Grubenwasser-Einleitern aufbauen.

 Erkundungsfahrt im Gummiboot: 2011 begaben sich zwei Angler des Fischereiverbands (stehend), die Pressesprecherin des Umweltministeriums Sabine Schorr, Fotografin Jennifer Weyland und der grüne Umweltstaatssekretär Klaus Borger (sitzend v. l. n. r.) auf die Jagd nach PCB-belasteten Fischen in der Saar. Archiv-Foto: Heike Theobald

Erkundungsfahrt im Gummiboot: 2011 begaben sich zwei Angler des Fischereiverbands (stehend), die Pressesprecherin des Umweltministeriums Sabine Schorr, Fotografin Jennifer Weyland und der grüne Umweltstaatssekretär Klaus Borger (sitzend v. l. n. r.) auf die Jagd nach PCB-belasteten Fischen in der Saar. Archiv-Foto: Heike Theobald

Foto: Heike Theobald

Ob Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD ) wasserscheu ist, ist nicht erwiesen. Jedenfalls brauchte er gestern keinen Einsatz im Schlauchboot auf der Saar, wie 2011 noch der grüne Umwelt-Staatssekretär Klaus Borger, um auf die Belastung der Fließgewässer mit dem Umwelt-Gift PCB (Polychlorierte Biphenyle) hinzuweisen. "Diese PCB-Belastung ist schneller zurückgegangen, als wir noch vor ein paar Jahren erwartet hätten", sagte Jost. Der Grenzwert von 20 Mikrogramm PCB pro Kilogramm Schwebstoffe im Wasser wurde in den vergangenen zehn Jahren an allen Messpunkten an Saar, Blies und Nied durchgehend unterschritten, so der Minister.

Jost scheute sich jedoch nicht zuzugeben, dass es noch Knackpunkte gibt, die er angehen will. "Wir müssen die Ängste und Bedenken in der Bevölkerung ernst nehmen", betonte Jost. Hintergrund ist die Debatte über den von der RAG geplanten Anstieg des Grubenwassers in den stillgelegten Kohlebergwerken. "Deshalb habe ich die Arbeitsgruppe PCB im Ministerium im Februar reanimiert", erklärte Jost. Deren Ergebnisse führen nun dazu, dass Jost anordnete, an den beiden Einleitungsstellen für Grubenwasser in den Sinnerbach und den Fischbach landeseigene Messgeräte zu installieren, die ab 2016 monatlich PCB-Messwerte übermitteln sollen. Bisher misst dort nur der Kohlekonzern RAG. Wie Josts Wasser-Referatsleiter Hilmar Naumann erklärte, sind die PCB-Einleitungen an diesen Bächen zu hoch. Erst ab 2021 könne man die RAG über einen Bewirtschaftungsplan verpflichten, das PCB vor der Einleitung in die beiden Bäche herauszufiltern. Das sei in den vorhergehenden Verträgen nicht geschehen. Auch das Wasser in den Redener Wassergärten weise eine hohe PCB-Belastung auf. Dennoch: Die PCB-Fracht aus Grubenwasser mache nur knapp ein Prozent der Gesamtbelastung der Saar aus. Deren Herkunft sei weiter ungeklärt. Jost sieht neben der Montan- und Elektro-Industrie auch Mülldeponien als mögliche Verursacher.

Probleme mache neuerdings die Rossel, so Naumann. Dort stiegen die PCB-Belastungen seit 2012 wieder über den Grenzwert an. "Ich werde mit dem Metzer Präfekten kommende Woche über das Thema sprechen", sagte Jost. Denn seine Experten planen die Einrichtung einer neuen Messstelle an der saarländisch-lothringischen Grenze, am liebsten an einer Brücke, die jedoch bereits in Lothringen liegt. "Die Messwerte, die wir vergangene Woche aus Lothringen bekommen haben, können wir nicht verwenden", erklärte Naumann. Die Franzosen hätten nur zwei Mal im Jahr die PCB-Werte erhoben, das sei zu wenig.

Die seit 2009 geltende Warnung vor dem Verzehr von fettreichen Fischen wie Brassen, Aalen oder Welsen aus der Saar bestehe weiter, so Jost. In denen lagere sich das PCB am besten an. Der Minister, ein leidenschaftlicher Schwenker, schüttelte sich bei dem Gedanken. Er wird wohl keine Saarfische auf seinen Rost legen.

Meinung:Vertrauen allein reicht nicht

Von SZ-Redakteur Dietmar Klostermann

Umweltminister Jost kennt offenbar Lenins Credo "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser": Der Sozialdemokrat aus Siersburg lässt jetzt an den Einleitungsstellen, an denen die RAG ihr Grubenwasser in die Bäche pumpt, eigene Messgeräte aufstellen. Bisher musste sich die Landesregierung darauf verlassen, dass der Kohle-Konzern sein Abwasser ordentlich prüft. Doch das ist in Zeiten, in denen die Bürger zu Recht über die Risiken des Grubenwasseranstiegs informiert sein wollen, nicht tragbar. Denn die RAG hat ja Geräte mit Hydrauliköl unter Tage belassen, das das Gift PCB enthält. Dass diese Gegenkontrolle erst jetzt erfolgt, zeigt, wie lange Politik und RAG gemeinsame Sache gemacht haben.

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