Und alle geben ihren Senf dazu

Saarbrücken · Wie kommt es, dass ein Theater aus Mecklenburg-Vorpommern gleich zwei Uraufführungen im Saarbrücker Theater Überzwerg macht? Am 14. Februar spielen Les Voisins ihr Stück „Ohrenbetäubend & mucksmäuschenstill“. Fünf Wochen später hat „Bonjour la nuit! Gute Nacht, lieber Tag“ Uraufführung. Das hat uns neugierig gemacht.

 Das Theater Les Voisins arbeitet mit Figuren-Theater-Elementen und Zeichenstift. Unser Foto entstand für die Produktion „Ohrenbetäubend und mucksmäuschenstill“, die am Sonntag Premiere hat. Foto: Eva Noell

Das Theater Les Voisins arbeitet mit Figuren-Theater-Elementen und Zeichenstift. Unser Foto entstand für die Produktion „Ohrenbetäubend und mucksmäuschenstill“, die am Sonntag Premiere hat. Foto: Eva Noell

Foto: Eva Noell

Der Prinz ist ein Sonnenkind. Bei ihm ist es hell und warm, er ist sportlich - und er spricht nur Französisch. Die Prinzessin nebenan lebt im Reich der Nacht, trinkt gern gekühlten Sirup - und sie spricht nur Deutsch. Als beide ein Loch in die hohe Mauer bohren, die ihre so unterschiedlichen Reiche trennt, verstehen sie sich in gleich mehrfacher Hinsicht erstmal nicht.

"Das Nicht-Verstehen ist Thema des Stücks", sagt Christoph Dewes, Dramaturg des Theaters Überzwerg. Kinder ab vier Jahren können "Bonjour la nuit! Gute Nacht, lieber Tag" ab 20. März dort sehen. Später soll das Stück auch in Frankreich und Luxembourg touren. Geschrieben und inszeniert wird es von Eva und Paul Schmidtchen von der Compagnie Les Voisins. Aber gespielt wird es von Überzwerg-Schauspielern. Eine intensive Theater-Cooperation zwischen Saarbrücken und Meck-Pomm.

"Bonjour la nuit. . . " ist nicht die erste Zusammenarbeit von Überzwergen und Voisins. An diesem Sonntag, 14. Februar, bereits feiern die Voisins bei den Überzwergen die Uraufführung ihres neuen Kinderstücks um ein kleines Geräusch auf der Suche nach seiner Herkunft: "Ohrenbetäubend & mucksmäuschenstill".

Woher kommt diese Theater-Freundschaft? "Wir liegen ziemlich auf einer Wellenlänge, was Humor und die Einfachheit der künstlerischen Mittel betrifft", sagt Dewes. Kennengelernt hat man sich vor 15 Jahren bei einem Autorenforum zur Bilderbuchbearbeitung für Theater. Ein paar Jahre später reisten Les Voisins erstmals mit ihrem weltweit gespielten Stück "Die Königin der Farben" zum Gastspiel an. Man kam ins Gespräch, erfuhr, dass die Schmidtchens genau wie die Überzwerge, ihre Stücke gern in der Schluss-Probenphase vor geladenen Kindern erproben. "Für ihr Stück Huh suchten sie seinerzeit noch ein Theater für die Uraufführung und die Endproben mit Kindern", erzählt Dewes. Die Überzwerge waren gastfreundlich wie immer - "und da kam dann schon die Idee auf, was gemeinsam zu machen".

Die Überzwerge pflegen überhaupt gern enge Freundschaften mit anderen Theatern, schauen gern über den saarländischen Tellerrand. Das Cottbuser Piccolo Theater etwa ist fast schon eine Art Patenkind-Theater - immerhin waren die Überzwerge hier Geburtshelfer bei der Gründung. Ebenfalls gute Kontakt pflegt man zum Theater Mundwerk aus Graz, dessen Leiter, Martin Brachvogel hat auch schon mehrfach in Saarbrücken Regie geführt. Und jetzt also Les Voisins. Gerade sind sie für die "Ohrenbetäubend . . . "-Proben angereist. "Da geben dann wir unseren Senf dazu, die Kinder geben ihren Senf dazu. Und dann mal sehen", sagt Dewes.

Fünf Wochen sind danach für die Erarbeitung von "Bonjour la nuit" angesetzt. "Das ist alles, was ich bisher habe", sagt Dewes beim SZ-Gespräch und zeigt auf sieben Seiten mit ein paar Dialog-Ideen und der Geschichte. Alles andere wird ab nächster Woche gemeinsam erarbeitet. Und dann vor Kindern erprobt.

Dass die Probleme mit der jeweils fremden Sprache haben könnten, ist übrigens nicht zu erwarten, meint Dewes "Kinder tun sich generell leichter damit, auf der Bühne etwas nicht zu verstehen." Sie schließen ja auch schnell Freundschaften - genau wie die Überzwerge . . .

Uraufführung "Ohrenbetäubend . . .", Sonntag, 14. Februar, 15 Uhr. Uraufführung "Bonjour la nuit . . ." am 20. März. Karten: (06 81) 9 58 28 30.

 Eva und Paul Schmidtchen nebst Hund im Bühnenbild ihres Stückes „Buh“, das ebenfalls in Saarbrücken zu sehen war. Foto: Lutz Edelhoff

Eva und Paul Schmidtchen nebst Hund im Bühnenbild ihres Stückes „Buh“, das ebenfalls in Saarbrücken zu sehen war. Foto: Lutz Edelhoff

Foto: Lutz Edelhoff

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HintergrundLes Voisins sind die beiden Puppen- und Schauspieler Eva und Paul Schmidtchen. Sie haben beide an der Ernst-Busch-Schule studiert und gemeinsam das Erfreuliche Theater Erfurt gegründet. Später nannten sie sich Les Voisins und lebten und arbeiteten längere Zeit in der Bretagne. Seit ein paar Monaten sind die Schmidtchens wieder zurück in Deutschland. Sie haben sich ein Anwesen mit großem Garten und Scheune (zum Proben) in Mecklenburg-Vorpommern gekauft. Im Überzwerg waren sie bisher mit ihren Produktionen "Buh", "Königin der Farben" und "Adieu Benjamin" zu Gast. red

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