Trio protestiert mit Modern Jazz

Saarbrücken. Wer hierzulande Kultur schaffen oder genießen will, der muss sich warm anziehen. Den Eindruck hätte man wirklich haben können beim Konzert- und Kunstabend zum zweiten "Tag des Kulturverlusts" - so bitterkalt war's am Dienstag in der Michaelskirche. Der erste Tag des kreativen Protests fand im Juli vergangenen Jahres statt

Saarbrücken. Wer hierzulande Kultur schaffen oder genießen will, der muss sich warm anziehen. Den Eindruck hätte man wirklich haben können beim Konzert- und Kunstabend zum zweiten "Tag des Kulturverlusts" - so bitterkalt war's am Dienstag in der Michaelskirche. Der erste Tag des kreativen Protests fand im Juli vergangenen Jahres statt. Nun hatten Studenten der Hochschule für Musik (HfM), der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) und der Universität des Saarlandes (UdS) in das Gotteshaus am Echelmeyerpark eingeladen, um wiederholt anzumahnen, welche Auswirkungen auf das Kulturschaffen die Studiengebühren haben können, die im Saarland seit einem Jahr erhoben werden. Dem dafür Verantwortlichen briet man hier ironisch eins über: Als Höhepunkt des Abends wurde ein roter Teppich ausgerollt und symbolisch eine rostige "Kulturkrone" an den nicht anwesenden, "hochgeschwätzten" Ex-Kultusminister Jürgen Schreier verliehen, der mit seinen "innovativen Ideen" und seinem "jahrelangen Vollblut-Einsatz" das Saarland zu einem "Kultur-Mekka" gemacht habe.

"Was wird aus dem Reich des Zwecklosen, Wahrgenommenen, Schönen, wenn nur noch zählt, was sich auszahlt?", fragte Kai Horstmann, Pfarrer der Evangelischen Studentengemeinde. Mit dem Hinweis, dass der Kirchenraum auch ein "Genussraum" sei , wünschte er einen erfahrungs- und geistreichen Abend. Den hatte man dank des abwechslungsreichen Angebots: Alexander Karle, Katharina Sattler und Katharina Sossong stellten eigene Werke aus; Karle malte gar live vorm Taufbecken. Ein Trio aus Schlagzeuger Martial Frenzel, Kontrabassist Felix Hubert und Gitarrist Luis Cardoso begeisterte mit Modern Jazz und Latin, und auch die ernste Muse verschaffte sich beeindruckend Gehör: HfM-Dozent Jörg Abbing (Orgel), Kathrin Denner (Trompete), Julia Lichtenthal (Klarinette), Isabel Gehweiler (Cello) und Thorsten Hansen (Orgel) unterhielten mit Noten von Francis Poulenc oder freien Improvisationen. Und Hyun Ju Do zeigte eine traditionelle japanische Tee-Zeremonie. Besucht war's leider dünn, überwiegend von jungen Leuten im Studentenalter; immerhin schaute auch Kulturdezernent Erik Schrader vorbei. Doch die Organisatorinnen Rebecca Gralher und Steffi Westermayer zeigten sich "froh, dass überhaupt jemand gekommen ist."

Trost gab's von HfM-Sprecherzieherin Margit Reinhard-Hesedenz, die es als Skandal bezeichnete, dass an der Saar-Uni mit Studiengebühren in Zukunft Fortbildungen für Professoren finanziert werden sollen: Die würden ohnehin so gut entlohnt, dass sie das gefälligst selbst bezahlen könnten.

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