Tonbandgerät spielt heute Abend in der Garage seine Hits ab

Saarbrücken · Inspiriert von dem Lied „Rec & Play“ (zu Deutsch: „Aufnehmen und abspielen“) von I'm From Barcelona tauften einige Hamburger Schüler ihre Indiepop-Band Tonbandgerät. Das war 2007. Seitdem ist viel passiert: „New Music Award“, Vertrag bei einer großen Plattenfirma und USA-Tournee. SZ-Mitarbeiter Kai Florian Becker sprach mit Sänger und Keyboarder Ole Specht.

 Tonbandgerät ist an diesem Dienstag in Saarbrücken. Foto: Alex Bach

Tonbandgerät ist an diesem Dienstag in Saarbrücken. Foto: Alex Bach

Foto: Alex Bach

Als Ihre Band den "New Music Award" gewann, was hatten Sie gehofft, würde danach passieren? Und sind diese Erwartungen in Erfüllung gegangen?

Ole Specht: Dieser Preis ist mit der Erwartung verbunden, dass einen die jungen ARD-Radiowellen zur Kenntnis nehmen und ab und an spielen. Genau das trat ein, wenn auch in unterschiedlichem Maße. In Norddeutschland und im Osten wurden wir von den jungen Sendern sehr oft gespielt; im Süden eher weniger. Außer im Saarland, da kamen wir sehr gut an. Insofern waren wir sehr glücklich, was nach der Preisverleihung passierte.

Hat Sie dieser Preis unter Druck gesetzt, eine gewisse Leistung zu erbringen?

Ole Specht: Nein, gar nicht. Damals hatten wir noch nicht unser erstes Album veröffentlicht und uns in der Folge mit dessen Fertigstellung ziemlich viel Zeit gelassen. Der Preis war eher ein Anreiz, uns anzustrengen. Wir gingen davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, im Radio zu laufen, wenn wir mehrere gute Songs haben.

Im letzten Jahr bereisten Sie auf Einladung des Goethe-Instituts die USA. Welche Eindrücke haben Sie von dort mitgebracht?

Ole Specht: Das war das Größte, was wir als Band bisher machen durften. Wir sind einen Monat lang in einem großen Nightliner von Seattle nach Boston gefahren. Unterwegs gaben wir etwa zehn Konzerte. Irre! Allein die Strecken. Wir waren teils 20 Stunden im Bus unterwegs und sahen nichts außer Steppe. Als deutsche Band in den USA vor Menschen aufzutreten, die deine Texte mitsingen können, war unbeschreiblich. Durch diese Erfahrung konnten wir uns besser kennenlernen und einiges über die dortige Kultur erfahren.

Woher kannten die Konzertbesucher Ihre Texte?

Ole Specht: Das waren Amerikaner, die gerade Deutsch gelernt hatten. Das Goethe-Institut hatte den Schulklassen unsere Texte zukommen gelassen, anhand derer sie unsere Sprache erlernten. Das klappte nachweislich sehr gut, denn in manch einer Stadt war die Begeisterung im Publikum größer als bei uns in Deutschland. Da standen teils tausend Amerikaner, die unsere Texte brüllten. Das war sehr surreal.

"New Music Award", Majorvertrag, USA-Tour... Mit alledem hatten Sie sicherlich kaum gerechnet. Wo sehen Sie sich heute im Musikgeschäft? Haben Sie das Gefühl, dass Sie Ihren Platz gefunden haben?

Ole Specht: Ich sehe unsere Karriere als einen Prozess, mit dem wir sehr zufrieden sind. Immerhin hatten wir vor acht Jahren als Schülerband angefangen. Wir hatten uns von Beginn an - auf gut Deutsch - den Arsch abgespielt und das Gefühl, dass mit jedem Mal mehr Leute vor der Bühne standen. Wir sahen, dass es funktionierte, und das gab uns ein gutes Gefühl.

Wenn alles scheinbar so reibungslos verläuft, wie gelingt es Ihnen, nicht abzuheben?

Ole Specht: Den gerade angesprochenen Prozess kann man gut nachverfolgen und nachvollziehen. Wir haben uns alles über Jahre erarbeitet. Uns fiel der Erfolg ja nicht in den Schoß. Und wir wissen es sehr zu schätzen, dass wir bei uns in Hamburg in einem kleinen Club vor 30 Leuten angefangen haben und heute vor 1000 oder 2000 Leuten auftreten können.

Nehmen Sie Ihre Musik eigentlich mit einem Tonbandgerät auf?

Ole Specht: Haha, das haben wir teilweise tatsächlich gemacht. Das Gerät hatte unser Produzent bei sich herumstehen. Es war natürlich der Oberwitz, das auch einzusetzen. Es klang aber auch richtig gut.

Konzert: Heute, Dienstag, 19 Uhr, Garage, Saarbrücken.

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HintergrundTonbandgerät, eine Hamburger Indiepop-Band, existiert seit 2007. Doch erst in den letzten Jahren kam ihre Karriere richtig ins Rollen. Der Startschuss fiel 2012 mit dem Gewinn des "New Music Award". Mittlerweile steht sie bei einer großen Plattenfirma unter Vertrag (Vertigo/Universal) und tourte in den USA. Ihr Debütalbum "Heute ist für immer" (2013) schlitterte mit Platz 31 knapp an der Top 30 vorbei. Mit "Wenn das Feuerwerk landet" schaffte sie dieses Jahr Platz elf. kfb musikvomband.de

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