Närrischer Machtkampf tobt um die Rathäuser

Saarbrücken/Kleinblittersdorf · Charlotte Britz gibt sich noch nicht geschlagen. Ihr Kollege Stephan Strichertz musste dagegen bereits dem Ansturm der Karnevalisten weichen. Morgen soll das Saarbrücker Rathaus in Narrenhand fallen.

 Das Gerangel um den Rathausschlüssel ist für Oberbürgermeisterin Charlotte Britz noch nicht ausgestanden. Hier ringt sie mit Achim Pitz von der „Mir sin do“ um ihr Macht-Symbol. Mit im Bild: die Rathausgardisten Werner Jungfleisch (links) und Adolf Jungfleisch (rechts). Foto: Becker&Bredel

Das Gerangel um den Rathausschlüssel ist für Oberbürgermeisterin Charlotte Britz noch nicht ausgestanden. Hier ringt sie mit Achim Pitz von der „Mir sin do“ um ihr Macht-Symbol. Mit im Bild: die Rathausgardisten Werner Jungfleisch (links) und Adolf Jungfleisch (rechts). Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel
 Fastnacht und Geburtstag: Gleich zwei Gründe für ein Küsschen hatte Schornsteinfegermeister Uwe Meyer. Er gratulierte Oberbürgermeisterin Charlotte Britz zum 56. Foto: Becker&Bredel

Fastnacht und Geburtstag: Gleich zwei Gründe für ein Küsschen hatte Schornsteinfegermeister Uwe Meyer. Er gratulierte Oberbürgermeisterin Charlotte Britz zum 56. Foto: Becker&Bredel

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 Gefasst ging der besiegte Kleinblittersdorfer Bürgermeister Stephan Strichertz in die Zwangspause von der Macht. Foto: h. lehmann

Gefasst ging der besiegte Kleinblittersdorfer Bürgermeister Stephan Strichertz in die Zwangspause von der Macht. Foto: h. lehmann

Foto: h. lehmann

Das Geburtstagsständchen für Oberbürgermeisterin Charlotte Britz aus gut 100 Karnevalistenkehlen kam von Herzen. "Ich bin gerührt", seufzte Britz, wohl wissend, dass dies an den Machtgelüsten der Eindringlinge nichts ändert.

Selbst das Fußball-WM-Kostüm der Rathaus-Regentin brachte die Invasoren nicht von ihrem Ziel ab, die Stammbesatzung schon am Fetten Donnerstag zu schassen. Dazu angetreten waren die Saarbrücker Karnevalsvereine, allen voran der Burbacher Chef-Aufwiegler von der "Mir sin do". Pitz stichelte: "Da gibt's zum Beispiel einen Watz, genannt der große Schulden-Latz, Wandel-Hoefer passt net uff, jetzt steht an jeder Eck e Puff. Uns Narren wird das besser gelingen, mit Schunkeln, Lachen und mit Singen."

Britz entgegnete kess: "Ihr geht mir ganz schön uff de Appel, mit dem Hin- und Her-Gezappel, Achim - hast du dich gerennt, bewundernswert dein Temperament. Doch auch du musst es kapieren, die Narren werden nie regieren."

Die aber zeigten, was sie als Rathaus-Herrscher bieten könnten. Mariechen Natascha Hanauer von der Rußhütter "Eule" wirbelte akrobatisch durch den Rathausfestsaal. Ebenso wie Saskia und Daryl Roebruck von der Narrengilde. Die Bübinger Holzäppel brachten die Tanzmariechen Anna-Lena Hoffmann und Lena Rothe mit. Doch die Hausherrin wich nicht einmal vor dem Großaufgebot der Molschder Narrekäpp zurück. Darob erzürnt, greift Pitz jetzt durch und noch mal an.

Wer den Narren zur Macht verhelfen will, der versammle sich am Samstag ab 10 Uhr am St. Johanner Markt. Dort kommt es bereits zu einem ersten Disput mit Bürgermeister Ralf Latz, die Latzegallis machen die Musik dazu. Gegen 11 Uhr folgt der Umzug in Richtung Rathaustreppe.

Bereits entschieden ist der Machtkampf in Kleinblittersdorf. Die Fastnachtsvereine von der Oberen Saar und eine Abordnung aus Großblittersdorf stürmten den Regierungssitz von Stephan Strichertz, klauten den Rathausschlüssel und setzten Strichertz zu guter Letzt vor die Tür.

Dabei präsentierten sich die Narren in diesem Jahr besonders eifrig. Nach Stimmungsmusik, Büttenreden und Schunklern vor dem Rathaus lieferte sich Florian Quack, der Elferratspräsident der Kleinblittersdorfer Rebläuse, mit dem Bürgermeister das traditionelle Wortgefecht. Nicht mal nach der Hälfte des Wortduells fiel das erste "Alleh hopp!", und die Narren stürmten los. Damit fand der Kampf ein abruptes Ende, aber umso lustiger. "Ich habe das gar nicht gemerkt. Plötzlich stand die ganze Meute hinter mir und nahm mich gefangen", sagte der lachende Bürgermeister. Den etwa 200 Narren vor dem Rathaus gefiel das nicht ganz so geplante Umsturz-Schauspiel. Die Party in Kleinblittersdorf dauerte anschließend noch weit bis in die Abendstunden.

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