Nach zehn Jahren kam die Liebe

Saarbrücken · Doris Stief ist Wirtin im Gasthaus Zum Elefant, Andreas Thome betreibt den Mainzer Hof. Beide haben ein Bedürfnis nach Ruhe und Grün. Hinter den beiden Kneipen in der Mainzer Straße wurde ihr Wunsch wahr.

 Doris Stief und Andreas Thome im Hof hinter ihren Gaststätten an der Mainzer Straße. Foto: Oliver Dietze

Doris Stief und Andreas Thome im Hof hinter ihren Gaststätten an der Mainzer Straße. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Nur ein paar Schritte abseits der viel befahrenen Kreuzung Mainzer Straße/Paul-Marien-Straße, hinter den Kneipen "Zum Mainzer Hof" und "Zum Elefant", machen sich Ruhe und Grün breit: Der Trubel, der die Frontseite in Atem hält, ist hinten verhallt. Die Sitzgruppe mit Hollywoodschaukel, Tisch, Schwenker, einem zusätzlichen Grill und Stühlen wird gerahmt von unzähligen Blumenkübeln aus denen Bäumchen, Kräuter wie Schnittlauch, Liebstöckel oder Petersilie und Sträucher mit Johannis- und Stachelbeeren wachsen. Überall leuchten bunt Geranien, Rosen, Fuchsien und Trompetenblumen.

Der Hinterhof verbindet die Hausnummern 43 und 45 in der Mainzer Straße gleich im doppelten Sinne miteinander: Die Hausbesitzer Doris Stief (58) und Andreas Thome (44) sind nämlich nicht nur Nachbarn und Kneipenwirte - Thome betreibt den "Mainzer Hof", Steif den "Elefanten " -, sondern auch seit zwei Jahren ein Liebespaar: "Mit der Liebe kam auch die Idee zu unserer Wohlfühl-Oase im Hinterhof: Wo Liebe ist, darf's ruhig blühen", findet Thome. Seine Lebensgefährtin schmunzelt: "Früher parkten hier immer nur Autos. So ist es doch viel schöner und viel bunter", sagt sie zufrieden.

Die Nachmittagssonne lässt die noch grünen Tomaten und Paprika in den großen Blumentöpfen langsam reifen. Ein wenig Geduld und ein paar Sonnenstunden braucht es noch: "Im August sind sie reif", sagt Thome zuversichtlich. Zeit brauchen aber nicht nur Tomaten und Paprika , sondern manchmal auch die Liebe.

"Doris und ich kennen uns schon seit zwölf Jahren. Damals war ich Zusteller und brachte ihr Pakete. Irgendwann mal wurde der Elefant meine Stammkneipe, und Doris zapfte mir mein Feierabendbier. Sympathisch fanden wir uns schon damals. Mehr aber auch nicht." Vor fünf Jahren pachtete er ein paar Schritte weiter dann den "Mainzer Hof" und wurde Berufskollege von Steif.

"Drei Jahre später stand das Haus zur Zwangsversteigerung, und ich hab' zugeschlagen, weil ich schon in die Kneipe investiert hatte und das Geld nicht verlieren wollte", erinnert er sich. Auch Kneipenwirte brauchen manchmal eine Auszeit: "Vor zwei Jahren kamen Doris und ich auf die Idee, gemeinsam in den Urlaub zu fahren. Unseren Kunden sagten wir, dass wir mal Ruhe von ihnen brauchen", sagt er schmunzelnd. Nach fünf Tagen in Tunesien kehrten sie als Liebespaar zurück.

Mittlerweile haben sich nicht nur die Kneipengäste an das Liebespaar gewöhnt, sondern auch die Mieter : "Ja, ja, die Liebe", ruft Mieter Mario Breuer (49) von seinem Balkon runter. Wenig später steht er im Hof und sagt, bevor er sich neben Thome in die Hollywoodschaukel fallen lässt: "Ohne mich gäbe es die Oase gar nicht. Ich hab' hier richtig geschwitzt und mit dir angepackt."

Thome nickt, lacht und sagt: "Stimmt, es ist ja auch ein Gemeinschaftsprojekt. Dafür habt ihr jetzt auch eine Ruhe-Oase." Die Sonne schiebt sich mehr und mehr an den Wolken vorbei: "Was denkst du, sollen wir nachher noch grillen?", fragt Breuer, während sein Blick den Himmel abtastet. "Es sieht nicht nach Regen aus, und ich hab' noch selbst eingelegte Fleischspieße in der Kühltruhe." Thome nickt: "Machen wir!" Ein weiterer Grillabend steht in der Mainzer Straße 43 bis 45 an.

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