Konfliktlösung setzt bei Bedürfnissen an

Saarbrücken · Christine Wanjura aus Dudweiler ist von der Konfliktlösungsstrategie des Amerikaners Marshall Rosenberg überzeugt. Sie veranstaltet Seminare unter anderem im Auftrag des Bildungsministeriums.

. "Was soll mir ‚gewaltlose Kommunikation' bringen, ich schlag doch keinen!" Diesen Satz hört Christine Wanjura aus Dudweiler immer wieder. Und doch ist sie überzeugt, dass dieses Konzept hilft, Konflikte friedlich zu lösen. Damit scheint sie in eine Marktlücke gestoßen zu sein. Das Bildungsministerium bucht die Lehrerin für Seminare, auch die katholische und evangelische Familienbildungsstätte oder die Justizvollzugsanstalt Zweibrücken.

Nach eigenen Angaben ist sie die einzige im Regionalverband, die das Konzept der "gewaltfreien Kommunikation" des US-Amerikaners Marshall Rosenberg lehrt. Danach lassen sich Konflikte viel leichter lösen, wenn man die Bedürfnisse des anderen in Betracht zieht und zuhört, welche Bedürfnisse der andere hat, sagt Wanjura. Menschen verstünden dann auch besser, warum sie so und nicht anders reagiert haben. Wanjura erklärt das anhand eines Beispiels: Ein Mädchen habe ein anderes in der Schule gemobbt. Verweise und Ermahnungen hätten sie nicht gestoppt. Als die Lehrerin ihr nicht drohte, sondern zuhörte und ins Gespräch kam, habe sich herausgestellt, dass die "Täterin" die andere dazu bringen wollte, sich zu wehren und sich endlich selbst zu behaupten. Als das "Opfer" dies begriffen habe, sei die Spannung zwischen den Mädchen verflogen. Wanjura erklärt: "Der Schlüssel war, die unter dem Konflikt liegenden Bedürfnisse der Mädchen zu erkennen. So konnten die Mädchen wieder zusammenkommen." Auch Straftäter hätten Bedürfnisse, wenn sie Geld stehlen, weil sie sich amüsieren wollen. "Ich akzeptiere das Bedürfnis, rechtfertige die Tat aber nicht." Die Strategie, die Bedürfnisse "Spaß" und "Entspannung" zu befriedigen, also der Diebstahl, sei nicht richtig gewesen. Auch während des Seminars mit Insassen der Justizvollzugsanstalt Zweibrücken habe sie Konflikte lösen können, indem sie ihnen zugehört und Verständnis für ihre Probleme in der Haft gezeigt habe - auch wenn Wanjura die Probleme nicht lösen kann. So hätten am Ende alle mitgemacht. Auch beim Bildungsministerium gehe es in den Seminaren um Konfliktlösung: Teilnehmer waren hier Mitarbeiter in der Nachmittagsbetreuung. Wie ist der Erfolg des Konzepts messbar? Sie erhalte immer wieder positive Rückmeldungen in den Seminaren, sagt Wanjura. Sie erlebe auch oft den "Aha-Effekt" bei Seminarteilnehmern, wenn sie die Bedürfnisse jeder Konfliktpartei ansprach. Dazu komme das große Interesse an ihren Kursen. Wanjura ist überzeugt, dass das Konzept Rosenbergs jedem im Alltag helfen kann.

Wer mehr über das Konzept erfahren will, kann sich im Internet informieren.

gewaltfrei-saarbruecken.de

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