Kein Lammfell, kein Pelz, kein Bommel!

Als ich vor vielen Jahren meine kleine badische Heimatstadt verließ, um in Saarbrücken zu studieren, mutmaßte ich die ersten Wochen, dass englische Wachsjacken mit kariertem Innenfutter zur Uni-Uniform gehören: Fast jeder, egal ob Mann oder Frau, trug die Jacke. Mal in Grün, mal in Dunkelblau oder Beige.

Ich vermutete weiter, dass man die Uniform erst ab dem zweiten Semester angeboten bekäme, weil mir keiner auf dem Campus eine Wachsjacke verkaufen wollte. Irgendwann aber war mir klar, dass alle BWLer und Juristen freiwillig viel Geld ausgaben, um sich gleich anzuziehen. Seitdem weiß ich, dass der Mensch in der Stadt gerne aussieht wie sein Gegenüber. Das ist prinzipiell, glaube ich zumindest, nichts Schlimmes. Es zeigt lediglich, dass man dazugehören will.

Doch auch wenn's nicht schlecht ist, kann's doch langweilen: An all den unförmigen Lammfellstiefeln, die Frauenbeine aussehen lassen, als hätte man ihnen einen Gips verpasst, habe ich mich lange sattgesehen.

Irgendwann ist jeder Trend totgelaufen, vor allem dann, wenn Schuhe ohne festen Schaft daherkommen und den Gang irgendwann in X-Form pressen.

Und muss man die Treter, liebe Frauen und Mädchen, immer mit Fellkapuzen-Anorak und Wollmütze mit Pelzbommel in Pastell kombinieren?

Meinen modischen Frust hellt im Januar immer eine Woche auf: Ab dem 20. Januar startet zum 35. Mal das Filmfestival "Max Ophüls Preis". Natürlich kann man sich dann tagelang in dunklen Kinos rumtreiben und das Saarbrücker Stadtleben dank der vielen Geschichten junger deutschsprachiger Filmemacher ausknipsen, doch dann verpasst man die angereisten Filmfans. Ich könnte den ganzen Tag im Café sitzen und mir die flanierenden Filmfreunde angucken. Sie bringen für eine Woche echtes Großstadtflair in die Stadt.

Einige von ihnen fallen auf wie bunte Hunde, obwohl sie - wie die meisten Kulturliebhaber - von Kopf bis Fuß Schwarz tragen. Mir gefallen vor allem die Frauen. Viele von ihnen tragen akkurat geschnittene Frisuren, oft mit kurzem Pony, dazu rote Lippen und schwingende Mäntel. Kein Lammfell, kein Pelz, kein Bommel! Das einzige Lamm, das ich mir während des Festivals gerne gefallen lasse, serviert das Café Kostbar: Lammhaxe à la Max Ophüls - das Leibgericht des Regisseurs.

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