"In Deutschland fühle ich mich zuhause"

Burbach. An ihre Kindheit kann sich Mariam Hanoun (29) kaum noch erinnern: "Ich war sechs, als wir wegen des Bürgerkriegs aus dem Libanon flüchteten." Aber sie erinnert sich, dass sie mit ihren fünf Geschwistern auf den Straßen Beiruts spielte, dass es abends meist keinen Strom gab und die Familie im Hochhaus bei flackerndem Kerzenlicht beisammensaß

 Mariam Hanoun und Sohn Dani fühlen sich wohl. Foto: Maurer

Mariam Hanoun und Sohn Dani fühlen sich wohl. Foto: Maurer

Burbach. An ihre Kindheit kann sich Mariam Hanoun (29) kaum noch erinnern: "Ich war sechs, als wir wegen des Bürgerkriegs aus dem Libanon flüchteten." Aber sie erinnert sich, dass sie mit ihren fünf Geschwistern auf den Straßen Beiruts spielte, dass es abends meist keinen Strom gab und die Familie im Hochhaus bei flackerndem Kerzenlicht beisammensaß.

Auch die Erinnerung an die Anfangszeit in Deutschland im Auffanglager für Flüchtlinge in Lebach ist verblasst. "Wir haben ein, zwei Jahre dort gelebt", sagt sie nüchtern.

Heute ist sie selbst Mutter eines Sohnes (7) und einer Tochter (6), glücklich verheiratet und lebt mit ihrer Familie in Burbach. Sie kümmert sich um Kinder und Haushalt. Seit wenigen Wochen ist sie Doppelstaatlerin. "Mir bedeutet die deutsche Staatsbürgerschaft sehr viel. Ich lebe hier, kenne mich hier aus, bin hier aufgewachsen und zuhause."

Als sie zur Einbürgerungsfeier ins Rathaus St. Johann geladen wurde, entschied sie sich, allein hinzugehen. "Ich habe niemandem davon erzählt." Ihr Mann Mohamad Hamoud (33) schüttelt den Kopf. "Ich wäre gern dabei gewesen und wollte mir sogar frei nehmen, aber sie hat mir den Termin nicht verraten", sagt der Paketzusteller und Pizzafahrer.

"Wir müssen bei der Einbürgerungsfeier einen Schwur aufs Grundgesetz aufsagen. Ich habe den Schwur im Bus auswendig gelernt. Ich war total nervös und wollte niemanden dabeihaben, der mich auslacht, wenn ich etwas Falsches sage", erklärt Mariam Hanoun und schenkt ihrem Mann einen liebevollen Blick. "So ist meine Frau. Sie hat ihren eigenen Kopf", schmunzelt der 33-Jährige. Dann lacht auch seine Frau und schildert, dass sie schon als Kind wusste, dass sie ihren Mann heiraten würde. "Unsere Familien in Beirut stehen sich sehr nahe. Ich kannte ihn schon als kleines Mädchen, und ich wusste, dass ich ihn heiraten würde. Er ahnte damals nichts." Die Familien halten Kontakt. Mariam sieht Mohamad danach nur auf Fotos und Videokassetten, die seine Familie nach Deutschland schickt. Die Liebe aber bleibt. Mit 19 Jahren macht sie ihm während eines Heimatbesuchs einen Heiratsantrag. "Ja und ich habe angenommen", sagt Mohamad. Seit 2003 lebt auch er in Deutschland.

In ihrem Wohnzimmer steht ein Weihnachtsbaum aus Plastik mit vielen bunten Kugeln. Die junge Frau strahlt: "Ich habe den letztes Jahr einfach nicht abgebaut. Unseren Kindern gefällt er." Der Weihnachtsbaum ist aber nicht nur Schmuck: "Ich will, dass meine Kinder wie ihre Schulfreunde aufwachsen. Weihnachten gehört dazu." Ob sie sich ein Leben in der alten Heimat vorstellen könne? "Nein. Hier in Deutschland fühle ich mich zuhause. Meine Kinder können in Sicherheit aufwachsen." ceg

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