Im E-Werk musiziert die rechte Grauzone

Saarbrücken · Sie sind nicht verboten, distanzieren sich öffentlich von rechtem Gedankengut und bekommen wegen ihrer Songs und Konzerte trotzdem immer wieder Kritik von Szene-Kennern. Die Band Krawallbrüder tritt im städtischen E-Werk auf. Die Stadt sieht keine Handhabe, der Band den Zutritt zu verwehren.

 Der saarländischen Band Krawallbrüder wird immer wieder vorgeworfen, sie würde sich nicht genug von der rechten Szene distanzieren. Die Musiker treten jetzt in einer Halle der Stadt auf. Foto: mawi-concert

Der saarländischen Band Krawallbrüder wird immer wieder vorgeworfen, sie würde sich nicht genug von der rechten Szene distanzieren. Die Musiker treten jetzt in einer Halle der Stadt auf. Foto: mawi-concert

Foto: mawi-concert

Was macht man mit einer Band, die immer wieder mit der rechten Szene in Verbindung gebracht wird, aber die sich juristisch nichts zuschulden kommen ließ? Man muss sie spielen lassen. Dieses Fazit zieht die Saarbrücker Stadtverwaltung, und so spielt am 7. März die saarländische Band Krawallbrüder im Burbacher E-Werk.

Die Musiker der Band stehen seit Jahren in der Kritik , "rechtsoffen" zu sein. Der Vorwurf: Bei Konzerten tauchen immer wieder Nazis auf, die Band macht ähnlich wie die umstrittene Band Freiwild Texte mit nationalistischer Färbung.

Fragliche GesinnungIn der Tat gibt es viele Gründe, die Gesinnung der Bandmitglieder infrage zu stellen: Es bleibt zum Beispiel ungeklärt, ob es Zufall oder Absicht ist, warum einer ihrer Songs "Morgen die Welt" heißt. Schließlich hieß es in einem Marschlied der SA (der paramilitärischen Kampforganisation der NSDAP ): "Wir werden weiter marschieren, wenn alles in Scherben fällt. Denn heute da hört uns Deutschland und morgen die ganze Welt."Auch spielt die Band immer wieder mit Gruppen zusammen, denen eine rechtsradikale Gesinnung vorgeworfen wird. Unter ihrem Label Krawallbrüder Records laufen Bands, die wie Gerbenok fremdenfeindliches Gedankengut transportieren. So heißt es in einem Lied von Gerbenok: "Das soll jetzt nicht rassistisch klingen, doch es ist nun einmal so. Irgendwelche Asylanten dealen auf dem Bahnhofsklo. Mit langem Haar und schöner Bräune stehn sie an der Litfaßsäule. Schicken Kinder auf den Strich, doch das interessiert euch nicht."

Und es gibt weitere Beispiele: Im Onlineshop der Krawallbrüder werden Erkennungszeichen der rechten Szene verkauft. Die Marke Lonsdale wird zum Beispiel seit Jahrzehnten von Rechtsradikalen vereinnahmt, weil von dem Namen unter einer geöffneten Jacke die ersten und letzten Buchstaben verdeckt werden. Zu sehen sind dann nur noch die Buchstaben "nsda". So können Nazis ihre Sympathien zur nationalsozialistischen NSDAP zeigen, ohne strafrechtlich für das Tragen verfassungsfeindlicher Symbole belangt zu werden.

Band weist Vorwürfe von sichDie Band distanziert sich ausdrücklich und öffentlich von rechtem Gedankengut: "Die Krawallbrüder sind eine sozialkritische, aber nicht politisch extreme Band, die sich ganz klar gegen jede Art von Faschismus ausspricht", schrieb die Band 2012 dem Verein "Laut gegen Nazis". Der Verein, der Initiativen unterstützt und eine breite Aufklärung zum Thema Rechtsextremismus fördert, hatte eine Spende der Band mit der Begründung abgelehnt: "Die Krawallbrüder mögen keine Nazis sein. Die Nähe zu etwaigen Nazibands oder auch zu Händlern, die Nazimusik vertreiben, haben uns damals zu der Entscheidung geführt, eine Spende nicht annehmen zu wollen."Die Krawallbrüder selbst ordnen sich der sogenannten "Oi!"-Szene zu. Die ist politisch schwer zu fassen und wird von Beobachtern als "Grauzone" bezeichnet. In diesem diffus-unpolitischen Spektrum tummeln sich Punks, Skinheads Hooligans und Nazis.

Der Saarbrücker Paul L. hatte der Stadt und den Verantwortlichen im E-Werk bereits Mitte Februar einen Brief geschrieben, in dem er auf den problematischen Hintergrund der Band hinwies. Weil er das Umfeld der Band für gefährlich hält, soll sein vollständiger Name nicht in der Zeitung stehen.

Stadt kann nichts unternehmenIm Brief an die Stadt schreibt er, es sei erschreckend, dass die Stadt der Band das E-Werk zur Verfügung stellt. Er wünscht sich, dass es möglich sei, das Konzert noch abzusagen, "damit in Saarbrücken kein Konzert dieser Band, die bereits seit Jahren für Nazis Musik macht, Nazibands unterstützt, zu ihnen Kontakte pflegt und Nazis einen Treffpunkt anbietet, stattfinden wird."Die Stadt sagt, ihr fehlten dazu die Möglichkeiten: "Bei Gemeindeeinrichtungen muss die Vermietung nach Gleichbehandlungsgrundsätzen erfolgen, sie kann nur wegen belastbarer rechtlicher Gründe untersagt werden. Dies ist in diesem Fall nicht gegeben. Die Band ist nicht verboten. Und die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat keine Tonträger beziehungsweise bestimmte Lieder indiziert", sagt Stadtsprecher Thomas Blug.

Andere Veranstalter hatten indes schon Erfolg. Letztes Beispiel: Im nordrhein-westfälischen Burbach wurde das für September geplante Deutschrock-Festival "Feuer & Eis" nach öffentlichem Druck abgesagt. Headliner waren Freiwild und Krawallbrüder. Das Konzert sollte in unmittelbarer Nähe zu einem Flüchtlingsheim mit 700 Menschen stattfinden.

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