. In Jean-Yves Bochers Bildern wähnt man sich in weiträumige menschenleere Landschaften versetzt, in denen sich die Elemente austoben. Mal ergießen sich vor dem heitersten aller Himmel plötzlich gigantische Schauerwolken auf grüne Hügel, mal ist die Sicht auf stille Weideflächen von nebelfeiner Gischt überzogen. Dann wieder meint man in glühende Lava eines Vulkans zu blicken. "Reise vom Atlantik bis zum Pazifik" hat der bretonische Maler seine energiegeladenen Acrylbilder überschrieben.

Dass man sie jetzt in Saarbrücken sehen kann, ist Urlaubsbekanntschaften, die zu Freundschaften wurden, zu verdanken und einem Saarbrücker Musiker , der sich einen Laden gekauft hat. Eigentlich nur um sein Geld sicher anzulegen, erklärt Gitarrist Hannes Schneider, habe er sich in der Vorstadtstraße 15 die Räumlichkeiten von 200 Quadratmetern Größe zugelegt. "Vorher war hier eine Baustoffhandlung, acht Monate lang hab ich renoviert und dann", gesteht er, "hat die Anschlussidee gefehlt."

Allein oder auch mit seiner Café-Haus-Combo habe er schon oft bei Vernissagen musiziert, erzählt Schneider. Denn seine Schwester, Judith Schneider, ist Malerin. Warum also nicht die großen Räume in der Vorstadtstraße Künstlern zur Verfügung stellen? - hat er sich deshalb überlegt. Mit Jean-Yves Bocher, der zur Vernissage mit Frau und Tochter anreiste, ist jetzt der Anfang gemacht. Der Bretone, der sich seit den 1970ern der Malerei und Skulptur widmet, weil er merkte, dass ihn das mehr interessiert als das technische Zeichnen, wählt für seine Acrylbilder ein experimentelles Verfahren. Aus Töpfchen schüttet er Farben über die Leinwände und überlässt sie dem Einfluss von Sonne, Wind und Regen und auch bei der Bearbeitung vieles dem Zufall. Die in Spichern lebende Saarländerin Karin Luthe, mit der Familie Bocher befreundet, empfahl ihn Hannes Schneider. Auch ihr Ehemann, Rainer Luthe, ehemaliger Direktor der Gerichtlichen Psychologie und Psychiatrie der Universität in Homburg, malt und wird bald hier ausstellen. In Schneiders Freundeskreis scheint es nur so zu wimmeln von künstlerisch tätigen Menschen. Da kann man eigentlich nur wünschen, dass ihm noch lange die "Anschlussidee" fehlt.

Vorstadtstraße 15, geöffnet samstags, 10 bis 13 Uhr, und donnerstags, 15.30 bis 18.30 Uhr. Während des Alt-Saarbrücker Weihnachtsmarkts an diesem Wochenende ist die Galerie auf Zeit jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet.