„Gefragt ist ein Miteinander“

Der Landesverband des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) hat seine ehrenamtlichen „Kümmerer“, die anlässlich seines Ufer-Projektes Familien betreuen, zu einem Training in Dillingen eingeladen. Den Workshop leitete Gerald Hüsch, CEO der Global Leadership School und Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Stressmanagement. SZ-Mitarbeiterin Carolin Merkel sprach mit dem Referenten aus der Schweiz.

 Stressmanager Gerald Hüsch berät sonst in Firmen. Foto: C. Merkel

Stressmanager Gerald Hüsch berät sonst in Firmen. Foto: C. Merkel

Foto: C. Merkel

Herr Hüsch, Sie arbeiten sonst vorwiegend in großen Unternehmen, die weltweit agieren. Was reizt Sie daran, vor Menschen, die Familien helfen, zu referieren?

Gerald Hüsch: Die gruppendynamischen Mechanismen in Unternehmen lassen sich wunderbar auf Familien übertragen. Und weil die Menschen, die Menschen führen, sei es in Unternehmen oder Familien, methodische Unterstützung verdient haben - denn es ist wirklich keine leichte Aufgabe, Familien zu helfen und alle Beteiligten zu führen.

Bei unserem Leadership-Prinzip sollen alle Beteiligten emporgehoben werden. Alle sollen stolz sein, dabei zu sein, sich wohl und sicher fühlen, nur so ist es überhaupt möglich, von allen Engagement und ihre besten Ideen zu bekommen.

Wo sehen Sie die größten Probleme, in beiden Bereichen?

Hüsch: Ganz eindeutig ist das größte Problem, wo immer Menschen zusammenleben, die Kommunikation und Zusammenarbeit. Die läuft meist intuitiv. Selbst die menschliche Einsicht, was richtig und falsch ist, versagt unter Stress und führt oft zu destruktivem Verhalten. Das schafft in Unternehmen, aber auch Familien große Probleme; es läuft nicht zusammen.

Was geben Sie den ehrenamtlichen Helfern an die Hand?

Hüsch: Ich zeige ihnen, wie sie das Schwungrad der gesunden Familie in ihren zu betreuenden Familien systematisch in Bewegung setzen können. Meist sind die Ansätze, die diese erfahrenen Menschen in die Familien bringen, sehr gut. Doch es fehlt an klaren, einfachen und wirkungsvollen Instrumenten und an der Sicherheit in der Vorgehensweise. Niemals sollte man seine Position von Außen ausnutzen oder in den Vordergrund stellen. Gefragt ist in den Familien ein Miteinander, ein gemeinsames Analysieren der Probleme, ein Suchen nach Ideen. Jeder muss gehört werden, alle müssen abwägen können und das zur gleichen Zeit. Ideal ist es, wenn die Kümmerer die systematischen Vorgehensweisen in die Familien tragen und diese sie dann, nach Anleitung, auch alleine anwenden lernen - eine echte Hilfe zur Selbsthilfe.

Zum Thema:

Hintergrund Seit 2006 unterstützen ehrenamtliche Helfer beim Projekt Ufer des Kinderschutzbundes (DKSB) Familien. Das freiwillige Angebot ist kostenlos und richtet sich an Eltern, die Unterstützung in belastenden Situationen wünschen. Im Landkreis Saarlouis koordiniert Ingrid Boldt-Köck derzeit 18 Paten. Fortlaufend sucht sie neue "Kümmerer", die Lebenserfahrung, Verschwiegenheit und Freude am Umgang mit Kindern und ihren Familien mitbringen sollen. Kontakt: Ingrid Boldt-Köck, Tel. (0 68 31) 97 24 22 oder (01 51) 10 14 30 66, E-Mail: dksb.boldtkoeck@gmail.com. cim

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