Der Duft von Holz, der Klang von Tritten

Saarbrücken · Die Landeskunstausstellung Saar Art startet. Auch die Schlosskirche wird Galerie. Ein Besuch beim Aufbau.

 Reizvoller Kontrast: Mit Holzspänen arbeitet Véronique Verdet bei ihrer Installation in der Schlosskirche. Foto: Iris Maurer

Reizvoller Kontrast: Mit Holzspänen arbeitet Véronique Verdet bei ihrer Installation in der Schlosskirche. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Als ich gehört habe, dass die Schlosskirche als Ausstellungsraum für die Landeskunstausstellung zur Verfügung gestellt wird, wollte ich unbedingt dorthin", sagt Claudia Brieske beim Aufbau ihrer Installation am Mittwochnachmittag. Im hinteren Raum der Empore der Schlosskirche, neben der Orgel und unter dem Turm, wird sie ihre Video-Klanginstallation zeigen. Dafür wird bei unserem Besuch gerade ein Gerüst millimetergenau in die Ecke eingepasst. "Das ist ganz schön knifflig. Denn das Gerüst wird in eine wertvolle Umgebung eingepasst, mitten in einem Museum und neben den mittelalterlichen Skulpturen, die dort stehen." Und tatsächlich sind einige der Vitrinen, in denen sonst die Madonnen zu sehen sind, mit Holzkisten ummantelt.

Außerdem ist es eng in der Ecke, denn neben Kisten, Werkzeugen und Materialien arbeiten auch einige Mitarbeiter einer Spezialfirma und die Techniker des Museums am Aufbau mit. "Das sind ganz tolle Helfer. Ich bin dem Museum sehr dankbar, wie sie uns unterstützen", sagt dann auch die Künstlerin. Claudia Brieske, renommierte Video- und Klangkünstlerin und ehemalige Dozentin der Hochschule der Bildenden Künste Saar, wird ab Sonntag eine Installation zeigen, die Bilder von oben auf die Besucher und den Kopf einer Madonna projiziert. Das Video zeigt die Künstlerin von unten durch eine Glasplatte, wie sie geht, tritt und stampft. Der Betrachter wird das Gefühl haben, die Künstlerin von unten zu sehen.

Gleichzeitig wird er dazu Töne hören. Und diese Töne sind der Künstlerin ganz besonders wichtig. Denn sie stammen von Jörg Abbing, Professor an der Hochschule für Musik Saar und Organist in St.Arnual. Er hat der Orgel der Schlosskirche die verschiedensten Töne entlockt, die Claudia Brieske der Installation zugefügt hat. "Es sind eher experimentelle Klänge", erklärt Jörg Abbing, "es ist keine tonale Musik. Es sind pfeifende, knarzende, klappernde Töne". Sie werden die Bilder von den stampfenden Füßen untermalen.

Claudia Brieske und Jörg Abbing sind schon ganz neugierig auf die fertige Installation, die bestimmt sehr spannend sein wird. Und man merkt, dass sie sich bei ihrer Zusammenarbeit gut verstanden haben. "Wir haben uns für das Projekt kennengelernt. Und wir waren uns schnell einig, was wir haben wollten", sagt Claudia Brieske. Und der Professor und Organist meint: "Ich habe schon häufiger mit Künstlern gearbeitet. Das macht mir viel Spaß, das ist immer sehr belebend und hochinteressant".

Aber noch ist es nicht so weit. Zuerst muss der Beamer, der die Bilder projiziert, noch aufgehängt werden, die Installation muss ausprobiert werden und die Vitrinen von ihren Schutzhüllen befreit werden.

Auch die beiden anderen Künstlerinnen, Sigrún Ólafsdôttir und Véronique Verdet, die ebenfalls in der Schlosskirche ausstellen, sind noch nicht fertig. Während die Skulptur von Sigrún Ólafsdôttir erst in den nächsten Tagen im Mittelschiff aufgestellt wird, ist Véronique Verdet dabei, ihre Arbeit im Chor der Schlosskirche zu skizzieren und zu fotografieren. "Mitte Mai muss die Installation für zwei Tage abgebaut werden, weil ein Konzert in der Kirche stattfindet. Die Skizzen und Fotos brauche ich für den Wiederaufbau danach", berichtet sie. Und auch sie lobt die Zusammenarbeit mit den Museumsleuten, die ihr dabei helfen. "Das klappt prima. Das sind alle Profis".

Die französische Künstlerin, die in Saarbrücken lebt, zeigt eine bemerkenswerte Installation aus Pappkartons, die mit 5000 Litern Holzspäne gefüllt sind. Die Holzspäne quellen aus den Kartons heraus, liegen darum verteilt. Wenn Véronique Verdet mit dem Aufbau ihrer Installation "Arbeit" fertig ist, werden auch noch Geräusche zu hören sein. "Der Sound ist die Arbeit mit Holz. Und das Werk soll den Betrachter zum Nachdenken über das Thema Arbeit anregen", erklärt die Künstlerin.

Und dann erzählt sie ganz begeistert, wie sie im bayrischen Wald eine kleine Zimmermannfirma gefunden hat, die die Späne für sie aufgehoben und getrocknet hat. "Sie fangen nun an, zu duften", schwärmt sie. Und der Duft der Späne wird die Ausstellung der drei Künstlerinnen in der Schlosskirche begleiten.

 Die Video-Installation Milky Way von Leslie Huppert ist im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu sehen. Die Künstlerin spielt darin assoziativ mit den Mythen um weibliche Gottheiten. Foto: Huppert

Die Video-Installation Milky Way von Leslie Huppert ist im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu sehen. Die Künstlerin spielt darin assoziativ mit den Mythen um weibliche Gottheiten. Foto: Huppert

Foto: Huppert

Vernissage am Sonntag, 30. April, 14 Uhr. Geöffnet Dienstag bis Samstag, 17 bis 19 Uhr, Sonntag, 10 bis 19 Uhr.

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