Er brachte Frauen ans Steuer der Stadtbusse

Saarbrücken · Arthur Kohler bildete Fahrer aus und sorgte dafür, dass die Geschäftsführung sich dazu entschloss, den Beruf für Frauen zu öffnen

 Arthur Kohler, der Vorsitzende des Pensionärsvereins der Saarbahn und Bus im Betriebsratsbüro des Busdepots. Foto: Becker&Bredel

Arthur Kohler, der Vorsitzende des Pensionärsvereins der Saarbahn und Bus im Betriebsratsbüro des Busdepots. Foto: Becker&Bredel

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Dass es heute Frauen am Steuer der Saarbrücker Linienbusse gibt, verdankt die Stadt Arthur Kohler aus Gersweiler. Der heute 84-Jährige war fast sein ganzes Berufsleben lang bei "der Straßenbahn", fuhr zunächst auf Schienen, dann als Busfahrer die Fahrgäste durch die Stadt.

Als er nach mehreren Beförderungen für die Ausbildung der Nachwuchsfahrer Verantwortung hatte, stellte er seinem Chef eine damals recht aufmüpfige Frage: "Das war Anfang der 80er Jahre. Als ich meinen Vorgesetzten fragte, warum keine Frauen als Busfahrer eingestellt werden, rollte der die Augen."

Es wurde vehement abgelehnt, erinnert sich Kohler, der die Beschränkung auf Männer historisch nachvollziehen kann. Alte Busse seien schwer zu fahren gewesen. Es habe weder Lenk- noch Bremshilfen gegeben. Man brauchte zum Busfahren Körperkraft. "Das hatte sich aber doch geändert. Die Busse wurden moderner und waren ohne Anstrengung zu fahren."

Kohler ließ nicht locker. Er war schon damals in der SPD und sorgte über politische Kontakte dafür, dass der Landtag des Saarlandes eine offizielle Anfrage an das Unternehmen richtete um herauszubekommen, warum man keine Frauen einstellt.

Die Unternehmensspitze schwenkte um. Kohler wurde vom Vorgesetzten einbestellt. Statt der Standpauke gab es Zuspruch. Die ersten drei Damen wurden als Busfahrerinnen eingestellt, die Ausbildung übernahm Kohler. "Das war der beste Fahrkurs, den wir je hatten. Die Frauen wollten unbedingt die Prüfung bestehen, die Männer wollten nicht schlechter abschneiden. Alle waren höchst motiviert. Danach wurden immer wieder Frauen eingestellt, die Belegschaft nahm sie bestens auf, die ersten sind inzwischen in Pension", berichtet Kohler. Höhere Unfallzahlen habe es nicht gegeben, ganz im Gegenteil: "Die Frauen fahren mit mehr Gefühl und vorsichtiger als die Männer." Heute sei das kein Thema mehr, sagt der ehemalige Betriebsratsvorsitzende und heutige Chef des Pensionärsvereins. Mit 84 leitet Kohler auch heute noch das umfangreiche Veranstaltungsprogramm der Saartal-Pensionäre.

Jeden Monat gibt es eine Veranstaltung und im Jahr fünf Tagesausflüge - natürlich im Linienbus. Wenn er im Busdepot durch die Gänge schlendert, merkt man nicht, dass er vor mehr als zwei Jahrzehnten aus dem Betrieb schied. "Hallo Herr Kohler", sagen die Fahrer - sie kennen ihn alle. 2018 will er sein Amt dennoch niederlegen und auf Gerhard Diener übertragen. Beide arbeiten für die Belange der Pensionäre heute schon zusammen. Dann will Kohler mehr Zeit haben, für seine Lebensgefährtin und sein Domizil am Hirbacher Weiher. Nur ein Problem hat er dabei: nach Hirbach fährt kein Bus.

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