Brückenbauer für Hörende und Gehörlose

Saarbrücken. Der Landesverband der Gehörlosen Saarland (LVGL Saar) versteht sich als Kommunikationsbrücke zwischen hörenden und gehörlosen Menschen. Gehörlose kommunizieren, wenn sie es gelernt haben, mit Gebärdensprache - einer Kombination aus Handzeichen, Mimik und Körperhaltung. Über die Vermittlung dieser Sprache hinaus, will der Verband den behinderten Menschen helfen

Saarbrücken. Der Landesverband der Gehörlosen Saarland (LVGL Saar) versteht sich als Kommunikationsbrücke zwischen hörenden und gehörlosen Menschen. Gehörlose kommunizieren, wenn sie es gelernt haben, mit Gebärdensprache - einer Kombination aus Handzeichen, Mimik und Körperhaltung. Über die Vermittlung dieser Sprache hinaus, will der Verband den behinderten Menschen helfen.

Bis in die 80er Jahre war es Gehörlosen nur schwer möglich Berufe zu erlernen. Speziell auf gehörlose Menschen zugeschnittene Berufsausbildungen gab es nicht. "Zu dieser Zeit gab es nur drei Berufe, nämlich Schuhmacher, Schreiner und Bauer", erklärt das Vorstandsmitglied im Beirat für Öffentlichkeitsarbeit, Peter Oedingen. Heute ist das anders. Im Saarland werden Gehörlose nach dem Besuch der Gehörlosenschule in Lebach zu Schreinern, technischen Zeichnern, Metallarbeitern und Malern ausgebildet. Allerdings gebe es im Saarland keine vergleichbare Ausbildungsstätte wie etwa das Landesinstitut für Gehörlose in Essen, sagt Verbandschefin, Christine König-Bittner. Dort können Gehörlose auch staatlich examinierte Berufe erlernen.

Ein weiteres Thema, das den LVGL Saar beschäftigt, ist eine qualifizierte Gebärdensprachdolmetscherin ins Land zu holen. Eine solche Fachkraft fehlt der Dolmetscherzentrale derzeit. Daher fordert der Verband von der Landesregierung die Zentrale mit qualifiziertem Personal auszubauen.

Menschen, die von Geburt an schwerhörig oder taub sind, stoßen in ihrem Lebensalltag oft auf Barrieren. Ein Beispiel dazu ist die oft noch fehlende Untertitelung im Fernsehprogramm. Dieser Service ermöglicht es Gehörlosen gesprochene Kommentare eines Beitrags als eingeblendeten Text - Wort für Wort - mitzulesen. Auch im Saarland gibt es in dieser Sache noch einiges aufzuholen. So sind etwa die SR-Nachrichten im Gegensatz zu anderen öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern noch nicht untertitelt. Ein klarer Nachteil für Gehörlose, wie König-Bittner meint. Denn: "Die Gehörlosen wollen auch wissen, was hier los ist."

Der LVGL Saar vermittelt allen Sprachinteressierten auch Gebärden-Sprachkurse. Wer teilnehmen möchte, kann sich an die Vorsitzende wenden. Sie leite die Anfragen dann weiter an die Volkshochschulen des Saarlands. Seinen derzeit rund 200 Mitgliedern bietet der Verband Feiern und Versammlungen im vereinseigenen Clubheim in Saarbrücken-Jägersfreude, von den Ortsvereinen veranstaltete Informationstreffen, Vorträge und Schulungen für die Vorstandsmitglieder der Mitgliedsvereine. Dass gehörlose Menschen sich weiterbilden, hält König-Bittner für wichtig: "Gehörlose können zwar lesen, aber nicht immer alles verstehen. Fremdwörter kennen die meisten nicht", erklärt sie. Um neue Gesetze, Handy-Verträge und Computersprachen ginge es meist in den Vorträgen und bei den Info-Veranstaltungen.

Da der LVGL Saar keinen Sozialarbeiter für Gehörlose und Hörgeschädigte beschäftige, so Oedingen, seien bislang die Vorstandsmitglieder Ansprechpartner für offene Fragen.

AUF EINEN BLICK

Der Landesverband der Gehörlosen (LVGL Saar) hat 200 Mitglieder und wurde 1958 gegründet. Die Vereine Gehörlosen-Verein "Glück-Auf" Saarbrücken 1906, Gehörlosenverein "Frohsinn" Neunkirchen/ Saar und der Katholische Gehörlosenverein "Bleib Treu" Saarbrücken und Umgebung sind im LVGL. bera

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