So kann‘s gehen Plastikpferde am Red River

In der Kindheit waren sie unverzichtbar, doch dann verschwanden sie mit zunehmendem Alter in irgendeiner Kiste auf dem Speicher oder weit hinten im Schrank. Rein zufällig fand unsere Autorin eines ihrer Lieblingsspielzeuge, ein Plastikpferd, wieder und schwelgt in Erinnerungen.

 Kommentarkopf, Foto: Ruth Rousselange

Kommentarkopf, Foto: Ruth Rousselange

Foto: Ruth Rousselange

Neulich habe ich im Buchregal 5 in der Schicht 2 gekramt und plötzlich hielt ich dieses Plastikpferdchen in der Hand. Ein Relikt aus meiner Kindheit. Wie war es nur zwischen die Buchreihen geraten und dort so lange unentdeckt geblieben? Als ich klein war, hatte ich eine ganze Herde Plastikpferde. Dieses hier stand auf einer ovalen Plattform, ein steigendes, schlankes Tier mit wilder Mähne, auf das man einen Cowboy klemmen konnte.

Ich hatte auch Pferde, die frei standen oder rannten, Schecken, Braune, Schimmel… Und Indianer hatte ich auch. Cowboys und Indianer waren bewaffnet, das gehörte sich so, sie mussten ja miteinander kämpfen. Heute würde man solches Spielzeug wahrscheinlich nicht mehr als politisch korrekt betrachten. Ich weiß auch gar nicht, ob es sowas noch zu kaufen gibt. Aber man schaute ja auch begeistert Western mit John Wayne und Montgomery Clift, die weißen Männer egozentrierte, unangefochtene Helden, die Indianer gemeingefährliche, meist tumbe Wilde. Wohl kaum jemand fand das merkwürdig, tja...

Hoch im Kurs standen bei mir zudem Matchbox-Autos, schon weil ich das Wort mochte, ohne dass ich damals zu ergründen versucht hätte, was es bedeutet. Auch von den Autos waren mir diejenigen die liebsten, die Tiere beförderten, Pferde im Anhänger oder einen Hund hinten auf der Bank eines Kombis. Mit den Autos veranstaltete ich im Sandkasten Wüstenrallyes, baute Matschstraßen und ließ sie Dünen herunterpurzeln bis Sandkörnchen in jeder Blechritze saßen, wo sie noch lange später herausrieselten. Wie kommt es bloß, dass man sich Jahrzehnte später nicht mehr erinnern kann, wo diese ganzen Sachen abgeblieben sind? Geliebtes Spielzeug, für das man einst sein Herzblut gegeben hätte. Irgendwann waren sie weg, die Spielzeuge, versunken in der Zeit, untergegangen in den Jahren. Man hat ihnen keine Träne nachgeweint und nennt das wohl Erwachsenwerden. Merkwürdig ist es dennoch…

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