Jazz Wieder volles Haus bei der JazzZeit

Saarbrücken · Das Ensemble Deep Schrott begeisterte die Zuhörer in der Breite 63 mit einer ungewöhnlichen „Abenteuerreise“.

 Deep Schrott in Aktion, vier Bass-Saxofonisten – von links: Dirk Raulf, Andreas Kaling, Jan Klare und Wollie Kaiser.

Deep Schrott in Aktion, vier Bass-Saxofonisten – von links: Dirk Raulf, Andreas Kaling, Jan Klare und Wollie Kaiser.

Foto: Kerstin Krämer

Mit der Reihe „JazzZeit“ möchte das Saarbrücker Kulturamt jene Lücke füllen, die das Aus des Fördervereins Jazz Syndikat und dessen Jazzfestivals hinterlassen haben. „JazzZeit“ ist ein Riesenerfolg: Auch beim vierten Konzert, diesmal wieder in der Breite 63, konnte volles Haus vermeldet werden. Für Freitag hatte Thomas Altpeter, Kulturamts-Organisator der monatlichen JazzZeit-Termine, nun als Kurator keinen Geringeren als den Wahl-Saarbrücker Wollie Kaiser auserkoren. Kaiser, seines Zeichens Saxofonist, Komponist und Gründer der berühmten Kölner Saxofon Mafia, zählt seit Jahrzehnten zu den Motoren der hiesigen Jazz-Szene.

Bevor Kaiser nun mit seinem „Deep Schrott“-Vierer das Podium enterte, stellte er launig („Musiker sind eigentlich keine Redner“) die von ihm ausgewählte Gastformation vor – das Quartett mit dem trockenen gemeinsamen Nenner „Mahnig-Manderscheid-Sternal-Valk“.

Das 2014 in Köln formierte Ensemble servierte sein Set als „Abenteuerreise“ und verwandelte Eigenkompositionen wie „Ithaka“ und Bearbeitungen von Noten Debussys („Des pas sur la neige“ wurde zu „Snow“) und Stockhausens („Tierkreis“-Zyklus) in ein siedend heißes zeitgemäßes Blue-note-Gemisch. Explosives Powerplay gab es ebenso wie fragile klangforscherische Exkurse und Passagen mit schrägem bebopigem Swing.

Dabei griff der agile Pianist Sebastian Sternal schon mal beherzt in den Saitenkasten, Kontrabassist Dieter Manderscheid ließ seinen Fünfsaiter mehrfach lieblich mit dem Bogen singen. Schlagmann Dominik Mahnig brachte zusätzlich zum Drumset allerlei Klein-Perkussion zum Tönen, und der Saxofonist Claudius Valk begeisterte mit flink geblasenen Figurationen ebenso wie mit ausdrucksstarken Melodielinien. Weder mangelte es an aufmerksamem, sensiblem Miteinander noch an spannenden solistischen Ausflügen; kurz: eine Abenteuerreise, die diesen Namen verdient hatte, bar jeglichen Leerlaufs. Das entzückte Auditorium wurde für seinen frenetischen Applaus mit einer Zugabe belohnt.

Und dann kamen Deep Schrott. Nach ihrem zehnjährigen Jubiläum 2018 nennen sich Wollie Kaiser, Andreas Kaling, Jan Klare und Dirk Raulf heute „das nach wie vor einzige Bass-Saxofon-Quartett des Universums“. Die Formation ist eine Urgewalt, ein Erdbeben. Alleine schon die riesigen Saxofontrichter auf dem Podium – das war beeindruckend. Und dann diese satte, sonore Klangfülle!

Dennoch gingen es die vier diesmal für ihre Verhältnisse eher gemäßigt an: Weite Teile des Auftritts beanspruchte eine jazzige Suite mit Werken von Hanns Eisler – da schienen die Jumbos gebändigt und tönten geradezu sanft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort