Sie sammeln Spenden für Operation Herrensohrer helfen Carolina in Afrika

herrensohr · Menschen aus Herrensohr haben ein großes Herz für ein durch Verbrennungen entstelltes Mädchen aus Mosambik. Sandra Maurer und Markus „Schnipp“ Thielen sammeln Spenden, damit Carolina operiert und behandelt werden kann.

 Der Herrensohrer Markus Thielen (links) ist glühender Fan des 1. FC Saarbrücken, bei dem Kine Maurer (Zweiter von links) ein Probetraining absolviert hat. Der Adoptivsohn von Silke Maurer (rechts) stammt aus Mosambik. Dort lebt die sechs Jahre alte Carolina. Um ihr zu helfen, versteigert Thielen einen Ball und ein Trikot mit Autogrammen des FC Saarbrücken.

Der Herrensohrer Markus Thielen (links) ist glühender Fan des 1. FC Saarbrücken, bei dem Kine Maurer (Zweiter von links) ein Probetraining absolviert hat. Der Adoptivsohn von Silke Maurer (rechts) stammt aus Mosambik. Dort lebt die sechs Jahre alte Carolina. Um ihr zu helfen, versteigert Thielen einen Ball und ein Trikot mit Autogrammen des FC Saarbrücken.

Foto: Thomas Wieck

Carolina wird bald sieben Jahre alt, ist selbstbewusst, fröhlich und hat viele Freundinnen. In der Schule ist sie Klassenbeste. Ihr Berufswunsch: Ärztin. Oder Friseurin. Soweit, so normal. Doch dass das Mädchen aus Mosambik eine fast unbeschwerte Kindheit erleben darf, grenzt an ein Wunder. Carolina wurde wenige Wochen nach ihrer Geburt mutmaßlich von ihrem Vater verbrannt. Nase, Augen, Mund, ein Ohr und die Hälfte der Haare des damals wenige Wochen alten Säuglings waren nahezu komplett verbrannt. Wie ihre Mutter, die wenig später verstarb, war sie dem Tode geweiht.

Doch dann kam Silke Maurer: Die Herrensohrerin engagiert sich seit 2010 für Waisenkinder in Maputo in Mosambik. Die heute 53-Jährige nahm das Kind in ihre Obhut, sammelte Spenden und verhalf Carolina zu lebensrettenden Operationen. Die SZ berichtete damals darüber.

Dank moderner Operations-Methoden in Deutschland kann Carolina geholfen werden, ein fast normales Leben zu führen. Doch nur, wenn immer wieder nachjustiert wird. 2020 sollte sie in Deutschland eine neue, künstliche Nase bekommen. Doch aufgrund der Corona-Pandemie war eine Reise zu riskant. Weil gerade der Nasen- und Rachenraum Carolinas größtes Problem ist, hätte eine Infektion mit dem Virus dramatische Folgen haben können. Damit die Eingriffe nachgeholt werden können, sammelt Carolinas Patin Silke Maurer mit ihrem eigens dafür gegründeten Verein wieder Spenden (siehe Infobox). Die Geschäftsführerin einer Berliner Schallplatten-Produktionsfirma spendet selbst, Bekannte aus der Musikbranche machen mit – und aus dem Saarland kommt Hilfe. Zum Beispiel von Maurers gutem Freund Markus Thielen aus Herrensohr, den alle nur „Schnipp“ nennen. „Schnipps“ Ehefrau Christina wurde über soziale Medien auf das Projekt ihrer gemeinsamen Freundin aufmerksam, und die beiden schlossen sich sofort an. „Schnipp“ sammelte in seinem großen Freundes- und Bekanntenkreis, auf der Arbeit, in seinem Skat- und FCS-Fanclub weit mehr als 7000 Euro. „Das hätte ich so nicht für möglich gehalten“, sagt der sonst so redefreudige „Schnipp“, der beim Anschauen früherer Fotos von Carolina ganz ruhig wird. Tief gerührt verdrückt er eine Träne und muss sich kurz sammeln.

Für sein großes Engagement wählten SZ-Leser Markus Thielen 2016 zu „Saarlands Bestem“. Seither wird er immer wieder auf „mei Kindche“, wie er Carolina liebevoll nennt, angesprochen – und erhält Spenden. Bisher sind schon wieder 1200 Euro zusammengekommen. Damit nicht genug. Als treuer Anhänger und Vorsitzender eines Fanclubs des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken hat „Schnipp“ ein von der Mannschaft unterschriebenes Trikot und einen unterschriebenen Ball organisiert. Beides möchte „Schnipp“ höchstbietend versteigern, um weiteres Geld für Carolinas nächste Operationen zu sammeln.

 Carolina wird bald sieben Jahre alt. Ohne die Hilfe aus dem Saarland gäbe es die muntere Kleine aus Mosambik nicht mehr.

Carolina wird bald sieben Jahre alt. Ohne die Hilfe aus dem Saarland gäbe es die muntere Kleine aus Mosambik nicht mehr.

Foto: Silke Maurer

„Es gibt immer etwas zu tun. Sie ist beispielsweise auf einem Auge blind und braucht sicher irgendwann eine Brille. Wir brauchen keine Unsummen, aber jeder Cent hilft“, sagt Silke Maurer und verspricht: „Alles, was an Spenden reinkommt, geht eins zu eins zu ihr. Wir werden sie begleiten, bis sie als junge Frau ohne Schmerzen leben kann.“ Einige Jahre vor Carolinas Geburt adoptierte Silke Maurer aus demselben Waisenhaus in Mosambik den heute 14-jährigen Kine, der seither bei ihr in Berlin lebt. Auch er wurde als kleines Kind verbrannt, erlitt ebenfalls starke Verletzungen. „Wir sind wie Mama und Sohn und ein super Team“, sagt die Saarländerin. Kine steht inzwischen mit beiden Beinen im Leben – und am liebsten auf dem Fußball-Platz. Dort hat er es als 14-Jähriger bis in die in der Regionalliga spielende U 17 der „Füchse Berlin Reinickendorf“ geschafft. Talent-Scouts aus ganz Deutschland haben schon ein Auge auf ihn geworfen. Während ihres einwöchigen Saarland-Besuchs im Juni absolvierte Kine sogar ein Probetraining bei „Schnipps“ Lieblingsclub FCS. Beim Gedanken, den Sohn seiner guten Freundin irgendwann im blau-schwarzen Trikot des FCS zu sehen, verschlägt es Schnipp wieder die Sprache.

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