Ausstellung Galerie am Pavillon zeigt Kunst aus Usbekistan

Saarbrücken · Eigentlich hat sich der Galerist Hans Karl Reuther in seiner Galerie am Pavillon in Saarbrücken auf die Präsentation von saarländischen Künstlern spezialisiert, und hier wiederum auf Grafiken. Eigentlich.

 Neben Gemälden bietet die Ausstellung auch Kleider, geschneidert von Luisa Kuhn.

Neben Gemälden bietet die Ausstellung auch Kleider, geschneidert von Luisa Kuhn.

Foto: Reuther

Denn was er derzeit zeigt, fällt aus diesem Rahmen. In der Ausstellung „Usbekistan trifft Europa“ zeigt er usbekische Malerei aus drei verschiedenen Generationen.

Isolde Hartwahn, die bereits in den 20er-Jahren an der Zeichenfachschule in Simferopol studierte und im Jahr 1990 nach Saarbrücken übersiedelte, zeigt in ihren Gemälden orientalisch anmutende Stadtansichten und Landschaften aus ihrer Heimat, aber auch sehr ausdrucksstarke Porträts. Ihre Tochter, Marina Hartwahn, die in den 50er-Jahren an der Kunstfachschule in Taschkent studierte, wählt zwar häufig ähnliche Motive wie ihre Mutter, setzt sie aber freier um. Ihr Pinselschwung ist lockerer, aber auch sie hat ein feines, dezentes Farbgespür wie ihre Mutter. Erst mit der Übersiedlung nach Saarbrücken im Jahr 1990 scheint ihre Farbpalette zu explodieren.

Die dritte Generation wird von Djamshid Adilov (Jama) vertreten, der von 1997 bis 2006 ebenfalls an der Kunstakademie von Taschkent studierte. Er verfremdet seine Motive viel stärker als die beiden Künstlerinnen. Die Protagonisten seiner Gemälde erinnern fast schon an fremde Lebewesen. Farblich jedoch wählt er eine ähnlich ausgewogene, bunte, aber zurückhaltende Palette wie Mutter und Tochter Hartwahn.

Der eigentliche Clou der Ausstellung ist jedoch nicht die Malerei an den Wänden. Denn in dieser Präsentation werden auch Kleidungsstücke und Stoffe gezeigt. Wie in einem Bekleidungsgeschäft hängen im Schauraum an zwei Stangen Kleider, Jacken und Röcke der usbekischen Künstlerin Luisa Kuhn. Auch sie studierte Malerei in Taschkent, lebt seit 1996 in Köln, arbeitet auch als Museumsgestalterin. Ihre große Liebe aber gehört den Kleidern und den Stoffen. Luisa Kuhn hat zwar nie den Beruf der Schneiderin gelernt, fertigte aber schon im Alter von fünf Jahren erste Näharbeiten an, beherrscht das Handwerk meisterhaft.

Und sie entwirft, näht und arbeitet Kleidungsstücke, die ihresgleichen suchen. Jedes Kleidungsstück ist ein maßgeschneidertes Unikat. Zuerst wählt sie dafür ausgefallene Stoffe aus. Ein Teil dieser Stoffe stammt aus ihrer usbekischen Heimat. Diese Stoffe mit flirrenden Mustern, die aussehen, als ob Farben ineinander verlaufen, sind unverkennbar. Daneben verarbeitet sie aber auch Stoffe aus Paris, die für die Kollektionen der großen Modehäuser angefertigt wurden und deren Überhang nur an wenige, ausgewählte Personen abgegeben werden. Und Luisa Kuhn näht daraus überaus einzigartige, oft wandelbare, sehr schicke, aber nie schrille oder aufdringliche Kleidungsstücke, die alle ein gewisses Extra haben. Und überraschend gut mit den Skizzen und Gemälden an den Wänden harmonieren. All das zeigt, wie vielfältig usbekische Kultur ist.

„Usbekistan trifft Europa“, Usbekische Malerei und Modedesign in der Galerie am Pavillon, Mainzer Straße 100, 2. Etage, 66121 Saarbrücken. Geöffnet bis 06. April 2019, Donnerstag und Freitag von 14 bis 18 Uhr, Samstag von 11 bis 14 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter (0171) 1 77 57 38. Weitere Infos unter www.galerieampavillon.de

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